# taz.de -- Landschaft: Hecken in Not | |
> Der BUND schlägt Alarm: Die schleswig-holsteinischen Wallhecken (Knicks) | |
> seien in Gefahr. Das Landwirtschaftsministerium hält das für | |
> Schwarzmalerei. | |
Bild: Die schleswig-holsteinischen Knicks geraten in Bedrängnis. | |
Raps hier, Mais dort, dazwischen ein mit Bäumen und Sträuchern bewachsener | |
Wall: Diese Knicks prägen das Landschaftsbild Schleswig-Holsteins. Nun | |
schlägt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Alarm: Ein großer Teil | |
der Knicks sei massiv geschädigt, so das Ergebnis eines "Knick-Checks", den | |
BUND-Landesvorsitzende Sybille Macht-Baumgarten gestern in Kiel vorstellte. | |
"Misshandlungen durch die Eigentümer" bemängelte Degener. Es werde | |
versucht, die Knicks "systematisch zu zerstören". So pflügten Landwirte zu | |
dicht an die Wälle heran oder schnitten zu tief in die Hecken, um ihre | |
Ackerfläche zu vergrößern. Auch die Gesamtlänge der Knicks sinke: Von rund | |
90.000 Kilometer im Jahr 1950 auf heute etwa 45.000 - das | |
Landwirtschaftsministerium spricht von rund 68.000 Kilometern. Eben dieses | |
Ministerium sei Schuld am Heckenschwund, so der BUND: Seit | |
Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU) den "Knick-Erlass" | |
durch sein Landesnaturschutzgesetz ersetzte, sei es einfacher, die | |
Erlaubnis für Eingriffe in die unter Naturschutz stehenden Knicks zu | |
erhalten. | |
Konrad Nabel, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, sieht | |
das ebenso: Schuld am Negativ-Trend sei das Gesetz - dem die SPD, damals | |
Teil der großen Koalition, allerdings zustimmte. Man habe gewarnt, so Nabel | |
heute und er verspricht, das Thema wieder auf die Agenda zu heben. | |
Das Landwirtschaftsministerium weist die Anschuldigungen zurück. Der BUND | |
bemühe "nur die alten Feindbilder": "Weder werden Knicks massenhaft | |
vernichtet, noch versagt die Aufsicht." Nur für einen Bruchteil der Knicks | |
seien Anträge auf Beseitigung oder Verlegung gestellt worden, in jedem Fall | |
gab es Neupflanzungen. Bei Verfehlungen hätten die Naturschutzbehörden | |
eingegriffen. Die Datenbasis des BUND-Checks sei zu klein, bemängelt das | |
Ministerium: "Das Anliegen, einen landesweiten Überblick zu erhalten, wurde | |
verfehlt." | |
Die Naturschützer hatten im Internet aufgerufen, Verstöße bei der | |
Knickpflege zu melden. Zusätzlich untersuchte der BUND ein Gebiet bei | |
Lübeck detailliert. Gegen den Internet-Aufruf liefen die Bauern Sturm, | |
einige sprachen von "Stasi-Methoden". Klaus Dahmke, Sprecher des | |
Landesbauernverbandes, sagte der taz: "Uns stört, wenn die Bevölkerung | |
aufgehetzt wird." Dass "der eine oder andere es mit der Pflege vielleicht | |
zu gut meint", komme vor, so Dahmke: "Das nehmen wir nicht in Schutz." Die | |
Mehrheit der Bauern handele gesetzestreu. | |
Der BUND warnt dagegen, das Land verkomme zur "Agrarsteppe", und forderte | |
die Rückkehr zu schärferen Gesetzen. Im waldarmen Schleswig-Holstein sind | |
die Knicks als Brutgebiete wichtig. Angelegt wurden sie von Bauern - unter | |
anderem als Windschutz gegen Bodenerosion. | |
26 Aug 2009 | |
## AUTOREN | |
Esther Geisslinger | |
## TAGS | |
Boden | |
Landwirtschaft | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
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