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# taz.de -- Polizeireform in Ferguson: Bodycams und Mikros
> Eineinhalb Jahre nach den tödlichen Polizei-Schüssen auf Michael Brown
> steht Ferguson vor einer Neuordnung der Polizei. Das Ziel: mehr
> Transparenz.
Bild: Polizisten in Ferguson stehen künftig unter strengerer Kontrolle.
ST. LOUIS ap | Fast anderthalb Jahre nach den tödlichen Schüssen auf den
Afroamerikaner Michael Brown hat die Stadt Ferguson einer Reform des
Polizeiapparats zugestimmt. Dies teilte Verwaltung am Mittwoch mit. Der
vorläufigen Einigung mit dem US-Justizministerium waren siebenmonatige
Verhandlungen vorausgegangen. Mit dem Deal kann die Stadt nun womöglich
eine Bürgerrechtsklage der Bundesbehörden vermeiden, die reformunwilligen
Polizeiabteilungen sonst gedroht hätte.
Gemäß der Einigung sollen binnen 180 Tagen alle Streifenpolizisten,
Gefängniswärter und Aufseher in Ferguson Körper-Kameras und Mikrofone
tragen, um für mehr Transparenz zu sorgen. Die Ausrüstung muss auch in
Polizeiwagen installiert werden. Bei allen Verkehrskontrollen, Festnahmen,
Durchsuchungen und beim Umgang mit mutmaßliche psychisch kranken
Verdächtigen müssen die Kameras aktiviert sein. Für jeden abgefeuerten
Schuss aus ihrer Dienstwaffe müssen Beamte zudem künftig Rechenschaft
ablegen.
Der 18-jährige Brown war am 9. August 2014 von einem weißen Beamten
erschossen worden. Zu dem Zeitpunkt war der Teenager unbewaffnet. Sein Tod
führte zu Unruhen und Demonstrationen gegen rassistisch motivierte
Polizeigewalt in den USA. Von einer Anklage des Beamten, den Jugendlichen
erschoss, sah eine Jury ab.
Allerdings deckten Untersuchungen der Bundesbehörden Muster der
Diskriminierung im Strafjustizsystem von Ferguson auf. Ein Bericht des
Justizministeriums kam etwa im März 2015 zum Ergebnis, dass Beamte
routinemäßig übermäßige Gewalt anwandten, unbegründete Verkehrskontrollen
vornahmen und wegen Kleinigkeiten Vorladungen aussprachen.
## Fast nur weiße Polizisten
Kritik wurde auch am Polizeiapparat laut, der fast ausschließlich aus
Weißen besteht. Zwei Drittel der rund 21 000 Einwohner Fergusons sind
dunkelhäutig. Bemängelt wurde zudem, dass die Gerichte zu stark auf
Bußgelder für Bagatelldelikte setze, um Geld in die Stadtkassen zu spülen.
Künftig soll die Verwaltung daher per Neufassung ihrer Strafordnung dafür
sorgen, dass es bei geringfügigen Verstößen keine drakonischen Geldstrafen
oder Inhaftierungen gibt. Gerichts- und Polizeibeamte sollen zudem jährlich
Kurse absolvieren, die ihnen „vorurteilsfreie Polizeiarbeit“ lehren soll.
Ein neuer Rekrutierungsplan soll überdies für mehr Vielfalt bei den
Sicherheitskräften sorgen.
Die Stadt Ferguson hat drei Bürgertreffen angesetzt, bei denen die Anwohner
weitere Anregungen zum 131 starken Reformpapier vorbringen können. Am 9.
Februar will der Stadtrat darüber abstimmen.
28 Jan 2016
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Michael Brown
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