# taz.de -- Nach dem Tod Michael Browns: Justizministerium verklagt Ferguson | |
> Nach den tödlichen Schüssen auf Michael Brown soll Ferguson seinen | |
> Polizei- und Justizapparat reformieren. Doch der Stadtrat ändert die | |
> Maßnahmen ab. | |
Bild: US-Justizministerin Lynch klagt: Fergusons Verweigerungshaltung habe ihr … | |
St. Louis ap | Im Streit um eine Reform der Polizei und Justiz von Ferguson | |
hat das US-Justizministerium die Stadt nun verklagt. Damit reagierte die | |
Behörde auf die Entscheidung des Stadtrats, das [1][vorab vereinbarte | |
Maßnahmenpaket] überarbeiten zu wollen. In der am Mittwoch eingereichten | |
Bürgerrechtsklage hieß es, die Verwaltung von Ferguson verletzte | |
routinemäßig die Rechte der Bewohner und missbrauche die Polizei, um | |
Einnahmen zu erzielen. | |
Daher seien „rechtliche Schritte nötig“, damit die Methoden der örtlichen | |
Polizei und Justiz die Verfassung und Bundesgesetze widerspiegelten, sagte | |
die Leiterin der Abteilung für Bürgerrechte im Justizministerium, Vanita | |
Gupta. Der Bürgermeister von Ferguson führte indes die hohen Reformkosten | |
als Grund für die Änderungswünsche des Stadtrats an. | |
Der Vorort von St. Louis steht im Visier des Justizministeriums, seit dort | |
der 18-jährige Afroamerikaner Michael Brown am 9. August 2014 von einem | |
weißen Beamten erschossen worden war. Der Teenager war unbewaffnet. Der | |
Fall führte zu Unruhen und Demonstrationen gegen rassistisch motivierte | |
Polizeigewalt in den USA. Von einer Anklage des Beamten, der den | |
Jugendlichen erschoss, sah eine Jury ab. | |
Allerdings deckten Untersuchungen der Bundesbehörden Muster der | |
Diskriminierung im Strafjustizsystem von Ferguson auf. Ein Bericht des | |
Justizministeriums kam etwa im März 2015 zum Ergebnis, dass Beamte | |
routinemäßig übermäßige Gewalt anwandten, unbegründete Verkehrskontrollen | |
vornahmen und wegen Kleinigkeiten Vorladungen aussprachen. Bemängelt wurde | |
zudem, dass die Gerichte zu stark auf Bußgelder für Bagatelldelikte setze, | |
um Geld in die Stadtkassen zu spülen. | |
Kritik wurde auch am Polizeiapparat laut, der fast ausschließlich aus | |
Weißen besteht. Zwei Drittel der rund 21.000 Einwohner Fergusons sind | |
schwarz. | |
## Der Stadtrat stimmt den Reformen zu | |
Nach zähen Verhandlungen einigten sich die dortige Verwaltung und das | |
Justizministerium auf umfassende Reformen, die den polizeilichen und | |
juristischen Umgang mit Armen und Minderheiten verbessern sollen. Dazu | |
gehören verpflichtende Körper-Kameras und Mikrofone für alle Polizisten und | |
Gefängniswärter. Zudem soll die Verwaltung per Neufassung ihrer | |
Strafordnung dafür sorgen, dass es bei geringfügigen Verstößen keine | |
drakonischen Geldstrafen oder Inhaftierungen gibt. | |
Am Dienstag votierte der Stadtrat zwar einstimmig für den Reformdeal, | |
brachte aber zugleich sieben Änderungen ein. Hintergrund sei eine kürzliche | |
Finanzanalyse, laut der eine Umsetzung der Vorgaben allein im ersten Jahr | |
mit bis zu vier Millionen Dollar (rund 3,5 Millionen Euro) zu Buche | |
schlagen würde, sagte Bürgermeister James Knowles. Der Deal sei so teuer, | |
dass er zur Auflösung von Ferguson führen könnte. | |
Zugleich erklärten sich die Verantwortlichen der Stadt bereit, mit | |
Vertretern des Justizministeriums eine neue Einigung auszuhandeln. | |
Doch Ressortchefin Loretta Lynch klagt trotzdem. Fergusons | |
Verweigerungshaltung habe ihrer Behörde keine andere Wahl als eine Klage | |
gelassen. Die Bewohner von Ferguson warteten seit Jahrzehnte auf | |
Gerechtigkeit. „Sie sollten nicht gezwungen werden, noch länger zu warten.“ | |
11 Feb 2016 | |
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