# taz.de -- Präsidentschafts-Vorwahlen in den USA: Ai. Oh. Wah! | |
> Iowa stimmt als erster US-Bundesstaat über die Präsidentschaftsbewerber | |
> ab. Die wichtigsten Fakten. | |
Bild: Mit Fan-Shirt: eine Unterstützerin des Republikaners Ted Cruz bei einer … | |
WASHINGTON/BERLIN taz | Trump? Sanders? Oder doch jemand aus den Dynastien | |
Clinton und Bush? Gefühlt seit Monaten befinden sich die USA im Wahlkampf, | |
ernst wird es für die KandidatInnen der Demokratischen und Republikanischen | |
Partei jetzt, mit der ersten Vorwahl in Iowa. Bis zum Juni wird in jedem | |
Bundesstaat abgestimmt, Favoriten könnten sich im Frühjahr abzeichnen. Am | |
1. März, dem sogenannten Super Tuesday, findet die Abstimmung in einer | |
Vielzahl von Staaten statt. | |
Bei den Vorwahlen wird zwischen „Caucus“ und „Primary“ unterschieden. In | |
Iowa wird per Caucus abgestimmt. Dabei kommt es zum Treffen von Wählern auf | |
kommunaler Ebene, es wird diskutiert und danach meist offen abgestimmt. Im | |
Primary-System können BürgerInnen einen Tag lang ihre Stimme abgeben. | |
Manchmal sind nur Parteimitglieder zur Stimmabgabe aufgerufen, manchmal | |
sind die Abstimmungen für alle offen. Sie erfolgen geheim. Jeder Staat | |
setzt die Regeln selbst fest. | |
Und warum Iowa zuerst? Der Staat ist weder groß noch repräsentativ, wenn es | |
um die Bevölkerung geht. Seit 1972 ist er „First in the Nation“, der frühe | |
Termin entstand dabei rein zufällig. 1976 entschied Jimmy Carter, Zeit dort | |
zu verbringen, weil es die erste Abstimmung in einem langen Wahlkampf war. | |
Das brachte ihm Aufmerksamkeit. Und schlussendlich wurde er Präsident. | |
Dennoch gilt nicht automatisch „Wer Iowa gewinnt, gewinnt auch die | |
Nominierung“. Die bei den Vorwahlen gewählten Delegierten werden zu den | |
Parteitagen Ende Juli entsandt, dort küren Republikaner und Demokraten | |
offiziell ihren Kandidaten für das Rennen ums Weiße Haus. Wer dort | |
einzieht, entscheidet sich am 8. November, dem Tag der | |
Präsidentschaftswahl. (Rieke Havertz) | |
Hier sind die wichtigsten BewerberInnen: | |
Donald Trump | |
In düsteren Farben skizziert der New Yorker Immobilienmogul den | |
vermeintlichen Niedergang Amerikas und empfiehlt sich selber als Retter der | |
Republik, die er zu alter Größe zurückzuführen verspricht – „Make Ameri… | |
Great Again“. | |
Trumps Rhetorik ist unverhohlen fremdenfeindlich, bisweilen rassistisch. | |
Nach den Anschlägen von Paris verlangt er die Einrichtung einer Datenbank, | |
in der alle Muslime des Landes erfasst werden. Seine Forderungen richten | |
sich an eine Wählergruppe, die das Amerika der fünfziger Jahre nostalgisch | |
verklärt. | |
Es sind vor allem weiße Männer ohne Hochschulabschluss, die ihn | |
unterstützen. | |
Was Trump zusätzlich hilft, sind sein enormer Bekanntheitsgrad und eine | |
landestypische Schwäche für Celebrities. Fast ein Jahrzehnt lang trat er | |
Woche für Woche in seiner Reality-Show „The Apprentice“ auf, der resolute | |
Boss, der Jungunternehmer, die er für ungeeignet hielt, vor die Tür setzte. | |
Ted Cruz | |
Im Wahlkampf gibt er sich als Chefideologe der Rechten. Wichtigste | |
Zielgruppe des Pfarrerssohns sind evangelikale Christen, die nicht nur in | |
den Südstaaten eine Macht bilden, sondern auch im ländlich geprägten Iowa. | |
Als der Anwalt aus Texas 2012 zum Senator gewählt wurde, war er das | |
Aushängeschild der Tea Party. In Washington profilierte er sich als | |
Hardliner. Einmal redete er 21 Stunden lang gegen Obamas Gesundheitsreform | |
an. Mit einer Mischung aus Sturheit und theatralischer Effekthascherei trug | |
er maßgeblich dazu bei, einen Shutdown zu provozieren, die Schließung | |
kompletter Regierungsbehörden. | |
Weltpolitisch zählte Cruz früher zu den Isolationisten, die die Supermacht | |
aus den Konflikten der Welt heraushalten wollen. Neuerdings fordert er, die | |
Air Force sollte das Kalifat des „Islamischen Staats“ in Syrien und im Irak | |
flächenbombardieren, sodass man herausfinden werde, ob „der Sand der Wüste | |
im Dunkeln glühe“. | |
Marco Rubio | |
Wie sich der Jüngste im republikanischen Bewerberfeld zu verkaufen | |
versucht, sagt der Titel seiner Autobiografie: „An American Son“. Der | |
44-Jährige steht mit seiner Vita für den Aufstieg aus einfachsten | |
Verhältnissen. | |
Seine aus Kuba eingewanderten Eltern schlugen sich in Miami und Las Vegas | |
durch, der Vater als Barkeeper, die Mutter als Zimmermädchen. Rubio weiß, | |
welche Sympathien Durchschnittsamerikaner einer solchen Biografie | |
entgegenbringen. Kein Wunder, dass er sie praktisch bei jedem Auftritt | |
ausschmückt. | |
Der gelernte Jurist verfügt über ein herausragendes Redetalent, ein Grund, | |
warum ihn manche den Barack Obama der Konservativen nennen. Der | |
Konservative wirkte an einer Reform des Einwanderungsrechts mit, die 11 | |
Millionen illegal Eingewanderte aus der juristischen Grauzone geholt hätte. | |
Angesichts der populistischen Töne in den eigenen Reihen distanziert er | |
sich mittlerweile von dem gescheiterten Versuch. | |
Hillary Clinton | |
In ihren neuesten Wahlslogans präsentiert die frühere Außenministerin sich | |
als „Kandidatin der Kontinuität“. Sie wirbt dafür, dass sie den von Obama | |
eingeschlagenen Kurs ohne größere Korrekturen fortsetzen wird. | |
Außenpolitisch steht Clinton für eine härtere Linie als der Amtsinhaber. | |
Ihr Ja zur Invasion im Irak belastet sie noch immer, besonders auf dem | |
linken Flügel ihrer Partei. Dem Dialog mit Iran, der schließlich im | |
Atomabkommen mündete, begegnete sie anfangs weitaus skeptischer als Obama. | |
Und während der Präsident mit Blick auf den syrischen Bürgerkrieg | |
vorsichtig agierte, plädierte sie früh für eine Bewaffnung moderater | |
Rebellen. | |
Innenpolitisch beschwört sie die Kunst des Machbaren: Da sich an der | |
republikanischen Mehrheit im Kongress vorläufig nichts ändern dürfte, gelte | |
es, realistische Ziele anzusteuern und keine Luftschlösser zu bauen. | |
Ihre treuesten Fans sind Frauen, meist mittlerer und älterer Jahrgänge, die | |
endlich eine Mrs. President erleben möchten. Im Duell mit Sanders ist | |
Clinton noch immer die Favoritin, der anfangs prophezeite Spaziergang zur | |
Nominierung dürfte es allerdings kaum werden. | |
Bernie Sanders | |
Am populärsten ist der 74-Jährige unter jüngeren Wählern. Nach seiner | |
Agenda sollen staatliche Universitäten keine Gebühren mehr erheben, sodass | |
Studenten keine Kredite mehr aufnehmen müssten. Frauen will der Veteran für | |
gleiche Arbeit den gleichen Lohn garantieren wie Männern, Eltern Krippen- | |
und Kindergartenplätze für den Nachwuchs. | |
Seit den achtziger Jahren ist der Senator aus Vermont der erste Demokrat | |
von Rang, der für höhere Steuern plädiert, vor allem um ein | |
Gesundheitssystem ohne private Krankenversicherungen finanzieren zu können. | |
In der Außenpolitik steht er für ausgeprägte Zurückhaltung: Im Nahen Osten | |
etwa sieht er die Nachbarländer Syriens und Iraks, weniger die USA, in der | |
Pflicht, gegen den „Islamischen Staat“ vorzugehen. Als krasser Außenseiter | |
ins Rennen gegangen, hat er die Koordinaten der innerparteilichen Debatte | |
so eindeutig nach links verschoben. (Frank Herrmann) | |
1 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Rieke Havertz | |
Frank Herrmann | |
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