# taz.de -- Experten-Kommission zu Elite-Unis: Wer viel hat, soll noch mehr kri… | |
> Welche deutschen Hochschulen sollen ab 2018 gefördert werden? Die | |
> Imboden-Kommission empfiehlt, die aktuellen Spitzen-Unis zu belohnen. | |
Bild: Bildungsministerin Wanka (2. von rechts) spricht mit der Kommission, ganz… | |
BERLIN taz | Einmal spitze, immer spitze. So könnte man die Vorschläge der | |
Imboden-Kommission zusammenfassen. Am Freitag stellte das Team um den | |
Schweizer Physiker Dieter Imboden vor, wie deutsche Hochschulen von 2018 | |
bis 2028 mit rund 5 Milliarden Euro gefördert werden sollten. Bei der dann | |
beginnenden dritten Runde der Exzellenzinitiative geht es um viel: Welche | |
Uni bekommt wie viel Geld? Und: Welche Förderprogramme gibt es? | |
In der aktuellen Förderperiode (2012–2017) erhalten 45 Graduiertenschulen, | |
43 Exzellenzcluster sowie 11 Zukunftskonzepte von sogenannten Elite-Unis | |
insgesamt 4,6 Milliarden Euro. Spätestens im Juni wollen Bund und Länder | |
wissen, wofür sie das Geld ausgeben. Folgen sie der Empfehlung der | |
Kommission, würden die besonders absahnen, die ohnehin oft die meisten | |
Drittmittel einwerben. | |
Die nach einem Ranking besten zehn Hochschulen würden dann – und das wäre | |
die große Neuerung nach den ersten beiden Förderrunden – nicht mehr für | |
einen eingereichten Antrag prämiert, sondern für bereits geleistete Arbeit. | |
„Habt den Mut“, appellierte Imboden, „eure zehn besten Universitäten mit | |
einem Bonus auszustatten“. | |
Ob alle Hochschulen, Länder und Parteien dieser Neuerung zustimmen werden, | |
ist fraglich. Denn nach Meinung der Kommission kämen für die neue Prämie | |
nur die bereits ausgezeichneten elf Elite-Unis und eine Handvoll | |
Mitbewerber infrage. Wer bisher nicht exzellent war, daran ließ Imboden | |
keinen Zweifel, hat auf die „past merit“-Förderung keine Chance. | |
Ob Imbodens Vision einer fixen Jahresprämie umgesetzt werden könnte, ließ | |
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) offen. Sie bezeichnete die | |
Vorschläge zwar als „wichtigen Hinweis“ für die anstehenden Gespräche, l… | |
aber nicht erkennen, ob sie den Vorschlag gutheißt. Spätestens im April | |
muss sich die Ministerin positionieren. Dann will die Gemeinsame | |
Wissenschaftskonferenz, in der Bund und Länder vertreten sind, Details zur | |
dritten Förderrunde präsentieren. | |
## Zweifel in der SPD | |
Skeptisch zeigte sich Wankas Koalitionspartner: „Ich bin mir nicht sicher, | |
ob das Prämienmodell das richtige ist“, sagte Oliver Kaczmarek, | |
stellvertretender bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, der taz. | |
„Wir wollen kein Modell, das Fördergeld nur auf einige wenige Etablierte | |
verteilt.“ Zuspruch erhielt der Vorschlag dagegen von der Opposition: Der | |
hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, bezeichnete den | |
Prämienvorschlag als „klug und weiterführend“, weil er die Zahl der | |
Elite-Unis nicht auf noch weniger Standorte verringere. Jedoch forderte er, | |
die Empfehlungen öffentlich und parlamentarisch „ergebnisorientiert“ zu | |
diskutieren.“ | |
Für transparent hält Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und | |
Wissenschaft (GEW) den Prozess nicht. Er kritisiert, dass die | |
Milliardeninvestitionen in jedem Falle weitergeführt würden. Trotz | |
bekannter negativer Effekte: „Die Projektfinanzierung der | |
Exzellenzinitiative verstärkt die prekären Arbeitsbedingungen an den | |
Universitäten.“ Durch die steigenden Drittmitteleinnahmen seien aktuell | |
neun von zehn wissenschaftliche MitarbeiterInnen befristet angestellt. | |
Eine Kritik, die auch von den Betroffenen selbst kommt. „Befristete | |
Förderlaufzeiten sind ein grundsätzliches Problem“, sagte | |
Vertretungsprofessorin Gabi Schlag von der Uni Bremen. „Projektbezogene | |
Gelder führen zu Kurzzeitverträgen.“ Für die Kommission sind das offenbar | |
nachrangige Probleme: Die Wirksamkeit der Exzellenzinitiative dürfe man | |
nicht durch die Vermischung mit anderen Zielen schwächen, heißt es dort. | |
Zumindest kommt die Kommission den WissenschaftlerInnen entgegen: Die | |
Laufzeit der bewilligten Exzellenzprojekte erhöht sich auf sieben bis acht | |
Jahre. Und: Die aktuellen Fördergelder sollen bis 2019 weiterlaufen. | |
Genügend Zeit, die Förderanträge rechtzeitig zu stellen. | |
29 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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