# taz.de -- Rückläufiges Wachstum: Wo viel ist, lässt sich mehr kürzen | |
> Bremens Uni-Präsident Scholz-Reiter freut sich über Planungssicherheit - | |
> und kann den Abgang der Psychologie offenbar verschmerzen. | |
Bild: Ach, diese ermüdenden Uni-Proteste | |
BREMEN taz | Mit öffentlichen Vorlesungen wollen Studierende der | |
Psychologie am Freitag gegen die geplante Einstampfung ihres Fachbereichs | |
protestieren. Wie es um ihre Erfolgsaussichten bestellt ist, machte | |
Uni-Präsident Bernd Scholz-Reiter in seiner Jahresbilanz am Donnerstag | |
deutlich: Einen anderen Kürzungskandidaten könne er sich nicht vorstellen. | |
„Alle Institute arbeiten höchst effizient am Limit“, sagt er, „kleinteil… | |
können wir nichts mehr rausholen.“ Wegen der Altersstrukturen im Lehrkörper | |
sei die Psychologie der lohnendste Posten. | |
Ansonsten äußerte er vorsichtige Freude über den Wissenschaftsplan 2020. Er | |
gebe der Uni Planungssicherheit für die nächsten Jahre und stelle sicher, | |
dass zumindest das Haushaltsdefizit von 2007 aufgehoben und die Kasse | |
wieder bei Null landen werde. Weil aber steigende Energie- und | |
Personalkosten in der Berechnung nicht berücksichtigt seien, entspreche die | |
Nullsumme einem realen Abbau um zehn Prozent, so Scholz-Reiter. In Zahlen: | |
Es fehlen noch etwa 16 Millionen Euro. | |
Geld, das theoretisch vom Bund kommen könnte. Dieser übernimmt künftig das | |
Bafög, um die Länder im Forschungsbereich zu entlasten. Was genau damit | |
passiert, entscheiden die Länder aber selbst und der Bund kann sie nicht | |
davon abhalten, andere Haushaltslöcher zu stopfen. Zumindest in dieser | |
Angelegenheit zögen Uni und Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brand (SPD) | |
am gleichen Strang, so Scholz-Reiter. | |
Langfristig liege es im Interesse aller, das Geld im Wissenschaftssektor zu | |
belassen, um ein Vertrauensverhältnis zwischen Bund und Ländern aufzubauen. | |
Sonst könnte die Finanzspritze aus Berlin eine einmalige Angelegenheit | |
bleiben. „Wir wollen, dass das Geld auch tatsächlich bei uns an der Uni | |
landet“, sagte er. | |
## Die Braut will hübsch sein | |
An der Hochschule in der Neustadt könnte man das freilich auch gut | |
gebrauchen. Pressesprecher Ulrich Berlin sagte der taz, auch dort begrüße | |
man die Planungssicherheit. „Wir argumentieren unabhängig vom | |
Verteilungsschlüssel dafür, das Geld der Wissenschaft zur Verfügung zu | |
stellen.“ Am Freitag wird gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden und Kammern | |
über die Folgen des Wirtschaftsplans diskutiert. | |
An der Uni spricht Scholz-Reiter längst auch über die Zeit nach 2020: Er | |
rechnet mit einer Neuauflage der Exzellenzinitiative. Daher sei es „jetzt | |
an der Zeit, die Braut aufzuhübschen“. Er wolle auch die Kooperation | |
zwischen Uni und den außeruniversitären Forschungsstellen prüfen und sagte: | |
„Wir müssen sehen, was langfristig in die Uni zurückgeholt oder gleich dort | |
bleiben kann.“ Das Marum etwa, Vorzeigeobjekt der Exzellenzförderung, solle | |
unbedingt auch nach dem Ende der Exzellenz-Ini 2017 in der Uni gehalten | |
werden. | |
Die PsychologInnen können sich nicht recht für Planungssicherheiten | |
begeistern, die ihr Ende bedeutet. Um 13 Uhr beginnen ihre | |
Protestvorlesungen an der Teerhofbrücke. Michael Schottmayer referiert über | |
„Schwierigkeiten und Motivation in der Arbeitswelt“. Auch Sünje Lorenzens | |
Thema scheint Einblicke in den Konflikt zu vermitteln: „Miteinander | |
studieren – miteinander sprechen“ lautet der Titel ihres Open-Air-Vortrags. | |
10 Jul 2014 | |
## AUTOREN | |
Jan-Paul Koopmann | |
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