# taz.de -- Mehr Geld für sozialen Wohnungsbau: SPD spendabel – CDU nicht s… | |
> Die Länder sind für den Wohnungsbau zuständig. Angesichts der | |
> Flüchtlingskrise stellt der Bund aber Zusatzmilliarden bereit. Über die | |
> Höhe wird gestritten. | |
Bild: Es braucht mehr Wohnungen in Deutschland – nur wer soll‘s bezahlen? | |
Berlin dpa | In der großen Koalition ist der Streit über die von der SPD | |
geforderten zusätzlichen Bundesmittel für den Sozialen Wohnungsbau offen | |
aufgebrochen. Haushaltspolitiker von CDU und CSU lehnten am Mittwoch in | |
Berlin den Vorstoß von Bauministerin Barbara Hendricks ab, die | |
Bundeszuschüsse auf zwei Milliarden Euro pro Jahr nochmals zu verdoppeln. | |
Die SPD-Politikerin will so zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum schaffen. | |
Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) reagierte zurückhaltend. Die | |
Forderungen von Hendricks nach zusätzlichen Bundesmitteln seien ihm in der | |
Form nicht bekannt, sagte er mehrere Stunden nach der morgendlichen Sitzung | |
des Kabinetts. Abstimmungsprobleme gebe es aber nicht, betonte Altmaier, | |
der auch Flüchtlingskoordinator der Regierung ist. | |
Der Bund hat die Mittel für den sozialen Wohnungsbau für die Jahre 2016 bis | |
2019 bereits um jährlich jeweils 500 Millionen Euro aufgestockt und damit | |
in diesen Jahren fast verdoppelt. | |
Um angesichts der Flüchtlingszuwanderung die hohe Nachfrage nach | |
bezahlbarem Wohnungsbau zu decken, sind auch steuerliche Anreize für | |
Privatinvestoren im sozialen Wohnungsbau geplant. Bund und Länder haben | |
sich aber noch nicht endgültig geeinigt – auch wegen der Mindereinnahmen in | |
den Länderkassen. | |
## 350.000 neue Wohnungen jedes Jahr | |
Der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Eckhardt Rehberg | |
(CDU), sagte: “Die SPD-Forderung nach zusätzlichen Milliarden für den | |
sozialen Wohnungsbau lehne ich ab.“ Obwohl es sich um eine Länderaufgabe | |
handele, habe der Bund die Mittel von 2016 bis 2019 auf jährlich gut eine | |
Milliarde Euro verdoppelt: “Es gibt derzeit keinen Grund, von den | |
entsprechenden Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern vom September 2015 | |
abzuweichen.“ | |
Die Bundesregierung schätzt, dass jedes Jahr 350.000 neue Wohnungen | |
benötigt werden. Hendricks will vermeiden, dass sich in Deutschland Ghettos | |
bilden, in denen vor allem Flüchtlinge leben. Auch soll kein sozialer | |
Sprengstoff durch die Konkurrenz von Deutschen und Zuwanderern auf dem | |
Wohnungsmarkt entstehen. | |
Die Ministerin sprach sich für eine bundesweite Vereinheitlichung der | |
Bauordnungen aus. Für den Bau von Flüchtlingsunterkünften hatte Hendricks | |
bereits 2014 und 2015 einige Vorschriften des Bauplanungsrechts | |
vorübergehend außer Kraft gesetzt. Gemeinsam mit Finanzminister Wolfgang | |
Schäuble (CDU) will sie auch steuerliche Anreize für Privatinvestoren | |
schaffen. | |
Geplant ist eine Sonderabschreibung für drei Jahre, die es aber nur in | |
Vierteln geben soll, wo es zu wenige bezahlbare Wohnungen gibt. Altmaier | |
sprach von schwierigen Gesprächen mit den Ländern, da diese | |
unterschiedliche Vorstellungen hätten. Er hoffe aber auf eine Lösung „in | |
absehbarer Zeit“. Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, | |
kritisierte dies als „Flirt mit Immobilieninvestoren“. Besser wäre es, | |
Bundesmittel für den öffentlichen kommunalen Wohnungsbau zu verwenden. | |
## Eigenregie der Länder | |
Vor allem in der SPD wird darüber diskutiert, ob der Bund wieder die | |
Verantwortung für den sozialen Wohnungsbau übernehmen sollte. Seit der | |
Föderalismusreform kümmern sich die Länder in Eigenregie darum und erhalten | |
dafür Geld vom Bund. Es steht den Ländern frei, diese Finanzmittel auch für | |
andere Zwecke zu verwenden. | |
Die Länder hatten im Herbst 2015, nachdem der Bund die Mittel von 518 | |
Millionen Euro auf eine Milliarde Euro erhöht hatte, zugesagt, dieses Geld | |
ausschließlich für Sozialwohnungen zu verwenden. Rechtlich bindend ist dies | |
allerdings nicht. | |
Beim Bau von Wohnungen und Erstunterkünften für Flüchtlinge können Kommunen | |
weiterhin zinslose Kredite der Staatsbank KfW nutzen. Die im September 2015 | |
gestartete und stark nachgefragte Sonderförderung werde letztmalig um 500 | |
Millionen auf nun 1,5 Milliarden Euro aufgestockt, teilte die KfW mit. | |
Damit könnten Erstunterkünfte für bis zu 150 000 Menschen geschaffen | |
werden. Die KfW stelle für den sozialen Wohnungsbau zudem bis zu zwei | |
Milliarden Euro bereit. | |
20 Jan 2016 | |
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