# taz.de -- David Bowies Stil: Die Klamotte mächtig, der Duke thin | |
> Stylish bis zum Schluss: David Bowie liebte das große Theater. Schminken | |
> und Verkleiden gehörten für ihn zum Handwerk. | |
Bild: Bowie-Portrait in einem Schaufenster im Londoner Stadtteil Brixton am 11.… | |
BERLIN taz | „Das Letzte, was ich sein möchte, ist Radio. Eher bin ich | |
Farbfernsehen!“, sagte David Bowie, 25 Jahre alt, in einem | |
rot-blau-goldenen Schlangenleder-Jumpsuit steckend, über seine | |
vestimentären Vorlieben auf der Bühne. | |
Seine „Bomber-Suits“ – aus Seide, Lurex, Leder und Netz, mit betonten oder | |
fehlenden Schultern und verzierten Hosenbeinen – lagen eng am schmalen | |
Körper, oder beulten sich, wie beim schwarz-silbernen Yamamoto-Einteiler | |
für die Aladdin Sane-Tour von 1973, raumgreifend und gleichmäßig nach | |
beiden Seiten aus und machten aus dem Mann eine Fashionskulptur: Die | |
Klamotte war mächtig, doch der Duke war thin. | |
Unter seinem schönen, scharfen Gesicht mit den definierten, femininen | |
Wangenknochen manifestierten David Bowies Kostüme vor allem in den 70ern | |
seinen entspannten, in alle Richtungen offenen Genderstandpunkt. Nebenbei | |
etablierten sie die Bühnenpersona – Ziggy. Später, in voluminösen Hosen und | |
Jackets, die Haare zu blond, zu hoch aufgetürmt, konterkarierte der | |
80er-Jahre-Bowie den Gentleman, den maskulinen Anzugträger. | |
Im „Let’s Dance“-Video von 1983 trägt er ein beigefarbenes Exemplar im | |
40er-Jahre-Schnitt, an den Füßen und Händen weiße Handschuhe und Schuhe, | |
dazu ein gebräuntes Gesicht, gegen das sich das ungesund gelbe Haar extrem | |
abhebt: Im Song geht es um Rassismus, und Bowie ist der Weiße. | |
## Der Mann und sein Anzug | |
Ob enger Overall oder Three-Piece-Suit, der Anzug war David Bowies | |
maßgebliche Montur, seine stoffliche Grundbatterie, aus der er mit Hilfe | |
vieler KostümbilderInnen – ganz am Anfang waren Freddi Buretti und Natasha | |
Kroniloff maßgeblich beteiligt – in verschiedene Richtungen improvisierte. | |
1969 für „Love you til tuesday“ war es der weiß gepaspelte Schlaghosenanz… | |
mit breitem Revers, später der Jumpsuit, dann der modifizierte Herrenanzug. | |
Live bezog Bowie übrigens auch immer die Mitmusiker mit ein: „Ich mag meine | |
Band gut angezogen“, sagte er bereits 1972, „sie tragen eine Art astrales | |
‚West Side Story‘-Outfit“. Er wundere sich im Übrigen etwas darüber, | |
scherzte er damals weiter, wie sehr die Band es genieße, sich in Schale zu | |
schmeißen – „sie haben immerhin als Bluesmusiker angefangen ...“ | |
Bowie, der bereits als Jugendlicher im Londoner Bezirk Bromley durch | |
besondere Kleidung auffiel, wie ehemalige Kiezfreunde und -nachbarn | |
berichten, integrierte seine große Lust am textilen Ausdruck in seine | |
Musik. Bei seinen Ursprüngen im Theater gehörte Schminken und Verkleiden | |
zum Handwerk. | |
## Die Sprache der Kleidung | |
1967 sprang er in einem Stück als Pierrot über die Bühne. In einer | |
überkandidelten Deluxe-Version des Pierrotkostüm wandert er später im Video | |
zu „Ashes to Ashes“ durch eine imaginäre Welt. | |
Seine langjährige Ehefrau Iman wird als früheres Model und | |
(Hobby-)Designerin seine Leidenschaft geteilt haben. Sie wird verstanden | |
haben, dass Kleidung eine Sprache spricht, die man als öffentliche (oder | |
als private) Person entweder versucht zu lernen oder der man sich | |
weitgehend entzieht, wie andere männliche Stars seiner Generation. David | |
Bowie hat diese Sprache nicht nur gesprochen, er war ein Künstler, ein | |
Dichter in ihr. | |
Und auch wenn es in den letzten Jahren weniger textilikonische, wie | |
überhaupt kaum noch Bilder von ihm zu sehen gab: Bowie wird bis zum Schluss | |
„instyle“ geblieben sein. Ein ungepflegter David Bowie in „Wohlfühl“-L… | |
ist undenkbar, selbst im Himmel. | |
NaN NaN | |
## AUTOREN | |
Jenni Zylka | |
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