# taz.de -- Ermittlungen gegen Le Pen: IS-Opferfotos auf Twitter | |
> Marine Le Pen twittert drei Fotos von IS-Opfern. Premierminister Valls | |
> nennt sie „Brandstifterin“. Nun wird gegen die Politikerin des Front | |
> National ermittelt. | |
Bild: Immer wieder im Rampenlicht: Marine Le Pen. | |
Paris afp | Gegen die rechtsextreme französische Politikerin Marine Le Pen | |
laufen Ermittlungen wegen der Veröffentlichung brutaler Fotos von Opfern | |
der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf ihrem Twitter-Konto. | |
Wie die Staatsanwaltschaft Nanterre bei Paris der Nachrichtenagentur AFP am | |
Mittwochabend mitteilte, wird auch gegen den Abgeordneten von Le Pens | |
Partei Front National (FN), Gilbert Collard, ermittelt. Innenminister | |
Bernard Cazeneuve hatte zuvor die Polizei eingeschaltet. | |
Bei den Ermittlungen gegen Le Pen und Collard gehe es um die „verbreitung | |
von Gewalt-Bildern“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Le Pen hatte am | |
Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter drei Fotos von Männern in | |
orangefarbener Gefangenenkleidung veröffentlicht, die offenbar Opfer der | |
IS-Dschihadisten wurden. | |
Ein Bild zeigt den enthaupteten Leichnam mitsamt des abgetrennten, | |
blutverschmierten Kopfes, ein zweites einen in Brand gesetzten Gefangenen | |
in einem Käfig, ein drittes einen Mann, der von einem Panzer überfahren | |
wird. Die Fotos versah die FN-Chefin mit dem Satz: „DAS ist der IS.“ | |
Die FN-Chefin reagierte damit auf Äußerungen des bekannten Journalisten | |
Jean-Jacques Bourdin. Dieser hatte in einem Interview mit einem | |
Islamismus-Experten in einer Frage Parallelen zwischen IS und FN | |
hergestellt und von einer „selbstbezogene Abschottung“ bei beiden | |
gesprochen. Le Pen bezeichnete diesen Vergleich auf Twitter als | |
„inakzeptable Entgleisung“ und veröffentlichte dazu die Fotos der IS-Opfer. | |
Erst nach einem Sturm der Entrüstung löschte Le Pen ein Foto des vom IS | |
ermordeten US-Journalisten James Foley von ihrer Twitter-Seite. „Ich wusste | |
nicht, dass es ein Foto von James Foley war“, sagte Le Pen am Donnerstag | |
der Nachrichtenagentur AFP. „Es ist über Google jedem zugänglich. Ich habe | |
heute Morgen erfahren, dass seine Familie von mir verlangt, es zu löschen.“ | |
Zwei andere Fotos mit IS-Opfern löschte Le Pen aber zunächst nicht. | |
## Innenminister meldet Fotos bei der Polizei | |
Premierminister Manuel Valls von der Sozialistischen Partei verurteilte | |
daraufhin ebenfalls auf Twitter die Veröffentlichung der „abscheulichen | |
Fotos“, die „ein politischer und moralischer Fehler, eine Respektlosigkeit | |
gegenüber den Opfern“ sei. Le Pen sei eine „Brandstifterin der öffentlich… | |
Debatte“. | |
Innenminister Cazeneuve sagte in der Nationalversammlung, er habe die Fotos | |
einer Abteilung der Polizei gemeldet, die sich mit illegalen Inhalten im | |
Internet befasst. Bei den Fotos handle es sich um „Propaganda des IS“. „S… | |
sind eine wahrhafte Beleidigung der Opfer des Terrorismus.“ | |
Der Radiojournalist Bourdin verurteilte derweil die „hysterischen | |
Reaktionen“ aus dem FN-Lager. „Es ist unangenehm, dass jemand hysterisch | |
wird, wenn wir Fragen stellen. Wir werden weiter Fragen stellen – ob das | |
den FN-Verantwortlichen gefällt oder nicht.“ Der Journalist fügte hinzu, | |
niemals behauptet zu haben, dass die rechtsextreme Partei wie der IS sei. | |
Zuvor war Bourdin unter anderem vom FN-Vize Louis Aliot attackiert worden, | |
der auch Le Pens Lebenspartner ist. Aliot twitterte, wenn Bourdin seine | |
Partei mit dem IS vergleiche, dann könne er den Journalisten mit dem | |
Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels vergleichen. | |
## Ermittlungen gegen einen weiteren FN-Abgeordneten | |
Der FN-Abgeordnete und Rechtsanwalt Collard veröffentlichte auf Twitter | |
ebenfalls das Foto eines IS-Opfers. Zu seiner Rechtfertigung erklärte er, | |
lediglich die „hasserfüllte Schändlichkeit“ derjenigen zeigen zu wollen, | |
„die uns mit Killern in Verbindung bringen“. | |
Le Pens Partei war in der erste Runde der Regionalwahlen stärkste Kraft | |
geworden. In der zweiten Runde am vergangenen Sonntag erhielt sie rund 6,8 | |
Millionen Stimmen, gewann aber in keiner Region. | |
17 Dec 2015 | |
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