# taz.de -- Steuerbetrug durch Banken und Fonds: Der Hausbesuch droht | |
> NRWs-Finanzminister Borjans drückt sich klar aus: Wer bei der Aufklärung | |
> des Cum-Ex-Skandals nicht kooperiert, der bekommt unliebsamen Besuch. | |
Bild: Immer auf Zack: die Steuerfahndung sieht alles. | |
Berlin taz | „Wir machen auch Hausbesuche“, steht auf schwarzen | |
Kugelschreibern und Sparschweinen, mit denen das nordrhein-westfälische | |
Finanzministerium potenzielle Steuersünder warnt. Weniger freundlich hat | |
Hausherr Norbert Walter-Borjans (SPD) mehr als 100 Banken und Fonds | |
aufgefordert, bei der Aufklärung des Cum-Ex-Skandals mit den Behörden zu | |
kooperieren. Ansonsten drohten ihnen Razzien. | |
Hintergrund sind Daten auf einer neuen Steuer-CD. „Die Steuerfahndungen in | |
Nordrhein-Westfalen und andern Ländern werden die neuen Indizien konsequent | |
und zügig für ihre Ermittlungen nutzen“, sagte Walter-Borjans. „Für die | |
Banken wäre es deshalb höchste Zeit, zu handeln.“ Durch Kooperation mit den | |
Behörden könnten sie sich „wenigstens im Nachhinein vom Betrug an der | |
Allgemeinheit verabschieden“. | |
Bei Cum-Ex-Geschäften hatten Konzerne und Millionäre in den Jahren 1999 bis | |
2012 Bescheinigungen für Steuern erhalten, die sie niemals bezahlt haben. | |
Möglich war das, weil Banken und Fonds mit Aktien handelten, die für einen | |
kurzen Zeitraum mehrere Besitzer hatten. Dazu veräußerten sie die Aktien am | |
Tag vor der Dividendenausschüttung – der den Zusatz „Cum“ trägt. | |
Geliefert wurden die Papiere aber nach der Ausschüttung – im Jargon | |
„Ex“-Dividende genannt. Die Kapitalertragsteuer für die Dividende wurde | |
zwar nur einmal gezahlt, aber mehrere Besitzer konnten sie geltend machen, | |
um die eigene Steuerlast zu senken oder sogar Rückzahlungen zu erhalten. | |
Der Schaden wird auf 12 Milliarden Euro geschätzt. Rechtlich ist noch nicht | |
letztinstanzlich entschieden, ob die Finanzbranche betrügerisch gehandelt | |
oder eine Gesetzeslücke ausgenutzt hat. | |
Auf Initiative von Grünen und Linkspartei hat der Bundestag einen | |
Untersuchungsausschuss zu dem Thema eingerichtet. Er soll ab Januar klären, | |
warum Politik und Behörden dem Treiben jahrelang zugesehen haben. Erst 2012 | |
wurde die vermeintliche oder tatsächliche Gesetzeslücke geschlossen. „Wir | |
wollen dafür sorgen, dass so etwas künftig nicht mehr möglich ist“, sagt | |
der Grünen-Abgeordnete Gerhard Schick. Die Finanzbranche habe bereits ein | |
Nachfolgemodell aufgelegt, durch das dem Fiskus schätzungsweise fünf | |
Milliarden Euro jährlich verloren gehen. | |
14 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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