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# taz.de -- Windräder versus Unesco-Welterbe: CDU-Mann ist Grünen zu grün
> Ein Dorfbürgermeister in Rheinland-Pfalz zieht gegen die rot-grüne
> Landesregierung vor Gericht. Die verbietet ihm den Bau von drei
> Windrädern.
Bild: Unesco-Welterbe: Das Oberes Mittelrheintal in der Nähe von Lierschied.
Frankfurt am Main taz | Eigentlich schlägt sich die CDU gerne auf die Seite
der Windkraft-Skeptiker, auch in Rheinland-Pfalz. Dort warnt Parteichefin
Julia Klöckner, der Ausbau drohe, das „Land zu spalten.“ Doch jetzt klagt
sich ausgerechnet ein rheinland-pfälzischer CDU-Bürgermeister für drei
Windräder durch die Instanzen. Oskar Meyer will unbedingt Windkraft für
seine 500-Einwohner-Gemeinde Lierschied am Rhein. Sogar den Status seines
Dorfes als Unesco-Welterbestätte setzt er dafür aufs Spiel.
Wenn Meyer von Windrädern spricht, hört man seiner Stimme an: Das Thema ist
ihm ein Herzensanliegen. Voller Eifer zählt Meyer auf, was sich seine
500-Einwohner-Gemeinde durch die Windkraft-Einnahmen (rund 120.000 Euro
jährlich) endlich leisten könnte: eine Rampe für das Rathaus, die
Gemeinschaftsräume ausbauen und vielleicht sogar einen Seniorenbus
einrichten.
Doch die Sache hat einen Haken: Die Region gehört zum Unesco-Welterbe
Oberes Mittelrheintal. In diesem dürfen in einer Kernzone um den Rhein
keine Windräder gebaut werden. An die Kern- schließt sich eine Pufferzone
an. Dort, am äußeren Rand, liegt Lierschied. Auch in der ist der Bau von
Windrädern verboten, wie das grüne Wirtschafts- und Energieministerium von
Rheinland-Pfalz entschieden hat.
„In manchen Bereichen konkurriert der Ausbau der Windenergie mit anderen
schutzwürdigen Belangen“ wie eben dem Umweltschutz oder dem Status als
Welterberegion, so das Ministerium gegenüber der taz. Dabei verweist die
Landesregierung auf eine mit der Unesco erarbeitete Sichtachsenstudie zu
Windrädern in der Pufferzone. Würden Windräder gebaut, drohe die Unesco,
den Status Welterbe zu entziehen
Doch Lierschieds CDU Bürgermeister will nicht aufgeben: „Windanlagen sind
nicht schön, aber sie sind nützlich für uns klamme Kommune“, so Meyer. Die
Pufferzone müsste für Lierschieds drei Windräder um nur 2,6 Prozent
verschoben werden, sagt der Bürgermeister. Soweit am Rande liege seine
Gemeinde.
## Hessen gegen Bauverbot in Pufferzone
Die Kommune hat nun Beschwerde am Oberverwaltungsgericht des Landes
eingereicht. Zuvor war sie schon wegen einer Formalie vor dem
Verwaltungsgericht Koblenz gescheitert. Die Bürger stünden hinter dem
Projekt, erklärt der Gemeindevorsteher. Bei der letzten Fragestunde zum
Thema habe es sogar Beifall gegeben. „Wann gibt es das denn?“, fragt er.
Hoffnung macht dem Christdemokraten ausgerechnet ein anderer Grüner: Der
hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Auch Hessen liegt teilweise
im Welterbegebiet. „Da besteht jedoch kein generelles Bauverbot für
Windräder in der Pufferzone. Jeder Einzelfall wird auf Verträglichkeit
geprüft“, so Meyer.
Und obwohl auch die Hessen ein Schreiben von der Unesco bekommen hatten,
den Bau von Anlagen in der Pufferzone zu unterlassen, kündigte Al-Wazir
erst vor einigen Wochen an, bei seiner Haltung zu bleiben.
15 Dec 2015
## AUTOREN
Alina Leimbach
## TAGS
Windräder
Unesco-Welterbe
Rheinland-Pfalz
Ökostrom
Erneuerbare Energien
Windräder
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