Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Studienabschlüsse: Der Bachelor – ein Monstrum
> Die Institutionen haben den Studierenden mit dem Bachelor Flexibilität
> aufgezwungen. Nun weigern sie sich, die gleiche Flexibilität zu zeigen.
Bild: Klare Worte.
Was ist schlimmer als eine neoliberale Reform? Eine neoliberale Reform, bei
der nicht zugleich bürokratischer Unsinn abgeschafft wird. In solchen
Fällen gehen Neoliberalismus und Bürokratie gerne eine Symbiose ein und
potenzieren die Nachteile beider Systeme. So wie jetzt bei Bologna-Reform
und den Einstellungsvoraussetzungen für den öffentlichen Dienst.
Bologna und damit die Einführung von Bachelorstudiengängen sollte die
Studienzeiten verkürzen und damit die Absolventen früher dem Arbeitsmarkt
zur Verfügung stellen. Die auf dem Bachelor aufbauenden Masterstudiengänge
sollten vornehmlich dem wissenschaftlichen Nachwuchs vorbehalten bleiben.
Kürzere Studienzeiten waren zwar eine Forderung aus der Wirtschaft, dennoch
blieb unklar, ob die Wirtschaft die Bachelor-Absolventen auch wollte. Erst
allmählich scheint deren Akzeptanz zu steigen.
Von Anfang an weigerten sich aber die öffentlichen Arbeitgeber,
Bachelorabsolventen als Beamte für den höheren Dienst zuzulassen. Das
Bundesinnenministerium hat dies jetzt noch einmal bestätigt. Wer im höheren
Dienst arbeiten will, muss einen Master vorweisen.
Bologna ist längst zu einem Monstrum geworden. Das Studium dauert länger
als früher, weil Bachelor und Master zusammen eine längere Regelstudienzeit
haben als die alten Diplom- oder Magisterstudiengänge. Die Bürokratie hat
zugenommen, auch weil sich die Bachelorabsolventen noch einmal neu für den
Master bewerben müssen – und abgelehnt werden können. Die Studierenden
sollten flexibler für den Arbeitsmarkt werden, aber die Institutionen, die
ihnen diese Flexibilität aufgezwungen haben, weigern sich selbst, flexibler
und damit für unterschiedliche Lebensläufe durchlässiger zu werden.
Mit der Bologna-Bürokratie ist es wie mit jeder anderen: Einmal eingeführt,
ist sie nur schwer wieder abzuschaffen. Dabei will nicht einmal das
Innenministerium ihre Absolventen.
30 Dec 2015
## AUTOREN
Martin Reeh
## TAGS
Bachelor
Bologna-Reform
Universität
Hochschule
Bachelor
Bachelor
Hochschule
Universität
OECD
Prekariat
## ARTIKEL ZUM THEMA
96-jähriger Uni-Absolvent: Die Freiheit der Seniorstudenten
Archie White hat mit 96 Jahren sein Studium der Bildenden Kunst
abgeschlossen – frei von finanziellen Zwängen und Zukunftsängsten.
Änderungen im Bachelor-/Master-System: Mehr Freiräume beim Studiumstart
Hochschulen und KultusministerInnen wollen ein flexibleres Studium. Das
wäre auch für Langzeitstudierende gut.
Akzeptanz von Studienabschlüssen: Bachelor bleibt „Karrieresackgasse“
Die Große Koalition wollte Bachelor-AbsolventInnen den Weg in den höheren
Dienst öffnen. Der Innenminister erklärt, diese seien dafür nicht
qualifiziert.
Einfluss von Wirtschaftsunternehmen: Kontaktanbahnung an der Uni
Firmen zahlen Hochschulen Geld, damit sie die besten Studierenden
kennenlernen. An der Uni Frankfurt gibt es erstmals Protest dagegen.
Uni-Experte über Studi-Rekordzahl: „Abbrechen darf kein Scheitern sein“
Fast 2,8 Millionen Studierende sind eingeschrieben. Experte Frank Ziegele
erklärt, was das für Hochschulen und Ausbildungsbetriebe bedeutet.
OECD-Bildungsbericht 2015: Deutschland macht Fortschritte
Die OECD stellt der deutschen Bildungspolitik gute Noten aus. Die hohe
Studienabbrecherquote sei allerdings problematisch.
Arbeitslose Akademiker: 400 Bewerbungen und kein Job
Unsere Autorin hat promoviert. Trotzdem wäre sie mit 1.100 Euro im Monat
sehr glücklich. Das glauben ihr viele Arbeitgeber aber nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.