# taz.de -- China-Afrika-Gipfel: Roter Stern über Afrika | |
> China und Südafrika beschwören zum Abschluss des Gipfels die angeblich | |
> immer besseren Beziehungen. Aber die Realität sieht weniger rosig aus. | |
Bild: Die Fahnen der Gipfelstaaten sind schön bunt, aber die Zukunft sieht nic… | |
BERLIN taz | Offiziell steht alles bestens in den Beziehungen zwischen der | |
Volksrepublik China und ihren Freunden in Afrika. Zm Abschluss des | |
China-Afrika-Gipfels in Südafrika am Samstag dankte der gastgebende | |
südafrikanische Präsident Jacob Zuma seinem aus Peking angereisten | |
Amtskollegen Xi Jinping dafür, die Beziehungen zwischen Afrika und China | |
auf „ihr höchstes Niveau jemals“ geführt zu haben. Es seien Beziehungen a… | |
der Grundlage von „Ehrlichkeit, gegenseitigem Vertrauen, Gleichheit und | |
Kooperation zum beiderseitigen Vorteil“, so Zuma: „Afrika und China sind | |
eine brüderliche Gemeinschaft mit einer gemeinsamen wohlhabenden Zukunft“. | |
Dies war der 6. Gipfel des im Jahr 2000 gegründeten | |
„Chinesisch-Afrikanischen Kooperationsforums“ (FOCAC) und der größte seit | |
2006. Zu diesen Treffen strömen meistens mehr afrikanische Führer als zu | |
Gipfeltreffen mit der EU oder sogar ihres eigenen Staatenbundes AU | |
(Afrikanische Union). Ins Konferenzzentrum Sandton von Johannesburg kamen | |
jetzt besonders viele: 49 von 50 eingeladenen afrikanischen Präsidenten. | |
Als einziger fehlte Omar Hassan al-Bashir aus Sudan – beim letzten Mal, als | |
er nach Südafrika zu einem Gipfel kam, wäre er fast in Haft beim | |
Internationalen Strafgerichtshof gelandet. | |
Immer wieder wird bei solchen Gipfeln betont, China und Afrika seien die | |
beiden Zukunftsregionen der Welt des 21. Jahrhunderts. Aber dieser Gipfel | |
stand im Zeichen zunehmender Probleme. China kauft weniger Rohstoffe im | |
Ausland als noch vor einigen Jahren, die meisten Rohstoffpreise auf den | |
Weltmärkten haben sich mindestens halbiert. In den zwölf Monaten bis | |
Oktober 2015 sanken Chinas Importe global um 12 Prozent – die aus Afrika um | |
31 Prozent. Viele afrikanische Länder, die vom Export von Erdöl oder | |
Mineralien abhängen, können ihre Investitionspläne und Haushaltsdefizite | |
nicht mehr finanzieren. Dies gilt insbesondere für Chinas wichtigste | |
afrikanische Handelspartner Angola, Äquatorial-Guinea, Kongo-Brazzaville, | |
Sambia und Südafrika. | |
Umgekehrt überschwemmen immer mehr Billigwaren aus China afrikanische | |
Märkte. Die Handelsbilanz Chinas mit dem afrikanischen Kontinent, bis vor | |
zwei Jahren noch ungefähr ausgeglichen, liegt inzwischen bei jährlich rund | |
40 Milliarden Dollar Überschuss für China auf Jahresbasis, und Chinas | |
Überschuss steigt jeden Monat weiter. | |
## Autoritäre Tendenzen | |
Gemessen daran ist die Ankündigung von 60 Milliarden Dollar an | |
Hilfsgeldern, Krediten und Investitionen aus China in Afrika über die | |
kommenden drei Jahre, die der chinesische Präsident Xi in Südafrika machte, | |
nicht ganz so historisch wie sie in den Gipfelerklärungen dargestellt wird. | |
35 Milliarden Dollar davon sind Kredite, mit den afrikanische Länder | |
Einfuhren aus China bezahlen sollen. | |
Dass China von seinen Handelsbeziehungen zu Afrika zunehmend einseitig | |
profitiert, überschattet auch Chinas neue Afrikapolitik, die Peking vor | |
diesem Gipfel als Update für das bisherige Politikkonzept aus dem Jahr 2006 | |
vorstellte. China will sich jetzt demzufolge schwerpunktmäßig der | |
Industrialisierung Afrikas widmen und auch die politische und militärische | |
Zusammenarbeit stark ausbauen. | |
Konkret äußert sich das beispielsweise in der Ankündigung, China werde im | |
Kleinstaat Dschibuti am Roten Meer eine Militärbasis eröffnen – dort stehen | |
bereits Tausende französische und US-amerikanische Soldaten sowie die | |
deutsche Bundesmarine. Die zunehmenden autoritären Tendenzen in vielen | |
Ländern Afrikas, vor allem jene mit engen Wirtschaftsbeziehungen zu China, | |
dürfen als ein Erfolg dieser neuen chinesischen Strategie gelten. | |
6 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
China | |
Afrika | |
Jacob Zuma | |
Xi Jinping | |
Afrikanische Union | |
Afrika | |
Südafrika | |
Südafrika | |
Afrika | |
China | |
China | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Staatengipfel der Afrikanischen Union: Keine neue starke Frau für Afrika | |
Drei Frauen konkurrieren um die Nachfolge der scheidenden Kommissionschefin | |
– alle fallen durch. Derweil will Marokko zurück in die AU. | |
Gipfel der Afrikanischen Union: Ein Gipfel der Untätigkeit | |
Die Afrikanische Union beschließt, keine Friedenstruppe nach Burundi zu | |
schicken. Sie will auch die internationale Justiz nicht unterstützen. | |
Ökonomische Krise in Afrika: Wenn die Lichter ausgehen | |
Lange verließen sich die Länder Afrikas auf den Rohstoffhunger Asiens. Nun | |
bedroht die rückläufige Nachfrage die politische Stabilität. | |
Südafrika tauscht Finanzminister aus: Zwei Wechsel in fünf Tagen | |
Der südafrikanische Finanzminister Van Rooyen hatte die Geschäfte gerade | |
mal zwei Tage lang geführt. Nun soll er schon wieder abgelöst werden. | |
Klimagipfel zum Thema Afrika: Ökostrom für die Armen | |
Pläne für die globale Energiewende: Eine Billion Dollar für Sonnenkraft in | |
den Tropen und 300 Megawatt Ökostrom für Afrika. | |
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Hilfe, die Chinesen kommen! | |
Sie kaufen Läden, Konzepte und Agenturen. Und der Reiskocher auf dem | |
Hotelzimmer wird Standard. Eindrücke von der Tourismusbörse in Berlin. | |
Chinas globales Handelsnetz: Peking erfindet die Seidenstraße neu | |
China baut an einem gigantischen eurasischen Handelsnetz unter seiner | |
Kontrolle. Dabei spielt eine legendäre alte Route eine wichtige Rolle. |