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# taz.de -- Frankreich organisiert Anti-IS-Bund: Krieg gegen die Trauer
> Präsident Hollandes Pläne für eine Anti-IS-Allianz kommen voran.
> Insbesondere Russland will kooperieren. In Paris wird der Terroropfer
> gedacht.
Bild: Während Paris um die Opfer der Attentate trauert, schmiedet Hollande wei…
MOSKAU/PARIS dpa/afp/rtr | Zwei Wochen nach den Anschlägen von Paris
gedenkt Frankreich noch einmal der Toten: Vor dem Invalidendom versammeln
sich am Freitagvormittag bei einer nationalen Trauerfeier Staatschef
François Hollande, Minister und Parteichefs, aber auch Angehörige der 130
Todesopfer und Verletzten. Frankreich nimmt Abschied von den Opfern des 13.
November.
„Ernst und feierlich“ werde die Zeremonie, heißt es im Elysée-Palast. Sie
solle aber auch von der „Schönheit des Ortes“ getragen werden. Gemeint ist
der historische Gebäudekomplex Hôtel des Invalides aus dem 17. Jahrhundert,
in dem Frankreich immer wieder verstorbener Persönlichkeiten und getöteter
Soldaten gedenkt.
Hollande will eine rund 20-minütige Rede halten, in der er noch einmal dem
Entsetzen, dem Schock und der Trauer in Frankreich nach den Anschlägen
Ausdruck geben dürfte – und der Entschlossenheit, dem Terrorismus
entgegenzutreten.
Hollandes Rede wurde inmitten seiner Reisediplomatie für ein breites
Militärbündnis im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“
(IS) geschrieben. Bei der Trauerfeier wird Hollande gerade von einem Besuch
beim russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau zurückgekehrt sein,
einem Schlüsselakteur im Syrien-Konflikt.
## Putin und Hollande wollen im Kampf gegen IS kooperieren
Russland und Frankreich haben nach ihrem Treffen eine engere Zusammenarbeit
bei der Bekämpfung des IS in Syrien angekündigt. Hollande sagte am
Donnerstag nach einem Arbeitsbesuch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz
mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau, beide Länder
würden künftig ihre Geheimdienst-Erkenntnisse über den IS und andere
Rebellen-Gruppen teilen, um bei ihren Bombardements in Syrien effektiver
vorgehen zu können.
Zudem seien sich beide Länder einig, dass nur Terroristen und Kämpfer des
IS angegriffen werden dürften, nicht aber solche, die gegen den Terrorismus
kämpften. „Wir werden Informationen austauschen, wer angegriffen werden
sollte und wer nicht.“
Russland war in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen worden, in Syrien
vorrangig nicht gegen den IS zu kämpfen, sondern gegen Aufständische, die
den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad stürzen wollen und die teils
sogar von der westlichen Militärallianz unterstützt werden.
## Auch Deutschland beteiligt sich
Putin sagte, er sei bereit zum Kampf mit Frankreich gegen einen
„gemeinsamen Feind“ und auch zur Kooperation mit der von den USA
angeführten westlichen Koalition. Zu Beginn des Treffens hatte Hollande
erklärt, die Weltmächte müssten eine „große Koalition“ bilden, um gegen
Terroristen vorzugehen.
Zuletzt hatte sich auch Deutschland bereit erklärt, sich mit Aufklärungs-
und Tankflugzeugen an dem Militäreinsatz in Syrien zu beteiligen. Auch
Moskau sieht sich vom IS bedroht: So hat sich die Miliz zum Anschlag auf
ein russisches Verkehrsflugzeug Ende Oktober über der Sinai-Halbinsel
bekannt, bei dem alle 224 Menschen an Bord getötet worden waren.
Hollande und Putin hoben am Donnerstag auch hervor, dass künftig verstärkt
gegen Tanklaster vorgegangen werden müsse, die Öl durch das vom IS
kontrollierte Gebiet transportieren. Damit könne eine wichtige
Finanzierungsquelle der Miliz trocken gelegt werden. Putin wiederholte
zudem Vorwürfe, die Türkei ginge nicht gegen Öl-Schmuggel des IS vor. Das
Verhältnis zwischen Russland und dem Nato-Mitglied Türkei hat sich
drastisch verschlechtert, seit die Türkei am Dienstag einen russischen
Kampfjet im türkisch-syrischen Grenzgebiet abgeschossen hat.
Uneins waren sich Hollande und Putin weiter in der Frage der politischen
Zukunft Assads. Putin bekräftigte, Assad und die syrische Regierung seien
Verbündete im Kampf gegen den Terror und das syrische Volk müsse über den
Präsidenten entscheiden. Hollande erklärte indes, Assad könne künftig keine
politische Rolle mehr in Syrien spielen.
Frankreich schließt zudem eine Beteiligung von Streitkräften des syrischen
Regimes an einem Bündnis gegen den IS nicht mehr aus. Im Kampf gegen den IS
brauche es auf der einen Seite die Bombenangriffe, auf der anderen Seite
aber auch Bodentruppen, sagte der französische Außenminister Laurent Fabius
am Freitagmorgen dem Sender RTL. Letztere müssten Kräfte der
oppositionellen Freien Syrischen Armee, sunnitisch arabische Kräften „und
warum nicht auch Kräfte des Regimes“ sein. Die Bodentruppen könnten nicht
von Frankreich kommen, machte Fabius klar.
27 Nov 2015
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