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# taz.de -- Der VCD und der VW-Skandal: Wie weiter mit der Auto-Umweltliste?
> Der Verkehrsclub Deutschland hatte sich im Ranking der saubersten Autos
> auf Behördenangaben verlassen. Nach dem VW-Skandal geht das nicht mehr.
Bild: Gerd Lottsiepen vom VCD mit dem Wagen vom Platz 1 der Umweltliste 2006/20…
Berlin taz | Es ist die Frage aller Autofragen: Kann man der Aussage
trauen, ein Auto sei sparsam oder schadstoffarm? So mancher Verbraucher hat
sich auf die Auto-Umweltliste des alternativen Verkehrsclubs Deutschland
(VCD) verlassen. Das jährliche Ranking der saubersten Autos ist renommiert.
Gerd Lottsiepen, der Mann, der sie macht, gilt als seriös. Doch seit der
Diesel-Affäre bei VW kann nichts so bleiben, wie es ist. Gibt er das
Ranking auf?
Der Wolfsburger Konzern hat jahrelang eine betrügerische Software in
Dieselautos eingesetzt, um die Abgasmessungen zu manipulieren. Und nicht
nur die Marke VW ist betroffen. Auch Werte von Audi, Seat und Škoda sind
gefälscht. Noch ist unklar, inwieweit das der Standard einer ganzen Branche
ist.
Lottsiepen hat sich auf die offiziellen Werte zu CO2-Ausstoß, Lärm- und
Stickoxidbelastungen immer verlassen. Er musste es, sagt er – ein Verband
wie der VCD könne es sich mit seinem „bescheidenen Etat“ nicht leisten, die
Werte für ein Ranking mit mehr als vierhundert Neuwagen eigenhändig zu
ermitteln. Das könne selbst der Automobilclub ADAC nicht. Der VCD hat die
Werte vom KBA, dem Kraftfahrtbundesamt in Flensburg, bekommen und dafür
gezahlt: gut 650 Euro pro Jahr.
Autokäufer, die sich an den Top Ten orientierten, habe das schon früher
„enorm enttäuscht“, sagt Marion Jungbluth, die Verkehrsexpertin beim
Verbraucherzentrale Bundesverband vzbv. „Die angegebenen Spritverbräuche
waren in der Praxis nicht einzuhalten.“
## Bisher galten die Werte zumindest als vergleichbar
Bei den Abgaskontrollen – darauf hat Lottsiepen selbst seit Jahren
hingewiesen – gibt es Nachholbedarf, weil es zwischen den Messungen auf dem
Prüfstand und den Werten auf der Straße schon immer eine merkwürdige Kluft
gab. Aber: Die Werte galten zumindest als vergleichbar. Das hat sich erst
mit der bewussten Manipulation bei VW geändert.
Jungbluth meint, dem VCD sei darum „nicht“ vorzuwerfen, dass er sich auf
die Behörden verlassen habe. Aber „Bundesverkehrsminister Alexander
Dobrindt muss sich jetzt dafür einsetzen, dass die EU-Abgaswerte rasch
unter realen Bedingungen nach strengen Kriterien gemessen werden.“
Doch beim CSU-Minister dringt sie damit bisher nicht durch. Er ließ zwei
Briefe des vzbv dazu unbeantwortet. Im Zweifel müsse der VCD zumindest die
TOP 3 seiner Liste selbst testen, rät sie. Etwas Zeit hat Lottsiepen noch.
Für ihn steht fest: „Das Falscheste, was wir jetzt machen könnten, wäre,
vor dem Betrug zu kapitulieren“. Es wird eine Auto-Umweltliste 2016 geben.
7 Dec 2015
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
Dieselskandal
Autos
Verkehrsclub Deutschland
Schwerpunkt Klimawandel
Dieselskandal
Dieselskandal
Bayern
CO2
VCD
Fahrrad
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