# taz.de -- TV-Debatte der Republikaner: Lauter Freaks | |
> Bei der vierten TV-Debatte kristallisieren sich Differenzen heraus. Egal, | |
> wer es wird, es würde einen Rechtsruck geben. | |
Bild: Die KandidatInnen am Dienstagabend in Milwaukee. | |
New York taz | Bei der vierten TV-Debatte dünnt das republikanische Feld | |
aus, und Differenzen zwischen den KandidatInnen kristallisieren sich | |
heraus. Ihre Trennlinien verlaufen in der Einwanderungspolitik, beim Umgang | |
mit dem russischen Präsidenten Putin, beim Pazifischen Freihandelsabkommen | |
(TPP) und bei Militärinterventionen der USA. | |
Einig sind sich die RepublikanerInnen hingegen darin, dass sie keine | |
Anhebung des Mindestlohns wollen. Auf Bundesebene liegt er bei 7,25 Dollar | |
pro Stunde. Während der TV-Debatte am Dienstagabend demonstrieren Menschen | |
vor dem Milwaukee Theater für eine Anhebung auf 15 Dollar. Im Inneren | |
hingegen betrachten die KandidatInnen einen höheren Mindestlohn als | |
Wachstumshemmnis. | |
Vier Männer gehen als Sieger aus der Diskussionsrunde hervor. Jeder | |
einzelne von ihnen würde – sollte er im nächsten Sommer zum offiziellen | |
Parteikandidaten nominiert werden – einen Rechtsruck im Verhältnis zu | |
früheren republikanischen Kandidaten darstellen. Die beiden Stars bleiben | |
der Neurochirurg Ben Carson und der Multimilliardär und Immobilienspekulant | |
Donald Trump. Beide sind Außenseiter, die nicht aus dem Apparat der | |
Republikanischen Partei kommen. In Umfragen vereinen sie fast 50 Prozent | |
der Unterstützung der Basis hinter sich. | |
In der Debatte versucht Carson den Vorwurf zu entkräften, er fabuliere und | |
habe seine Vita mit erfundenen Dingen aufgehübscht – unter anderem lassen | |
sich keinerlei Belege für seine Behauptung finden, er habe als Jugendlicher | |
versucht, jemanden zu erstechen. Während der Debatte liefert der | |
Neurochirurg keine zusätzlichen Informationen. Stattdessen versichert er in | |
seiner bekannt phlegmatischen Manier, dass Leute, die ihn kennen, ihm | |
vertrauen. | |
Trump, der am Anfang der Kampagne allein und laut gepoltert hat, pflegt nun | |
einen zurückhaltenderen, staatsmännischen Ton. Am Dienstag beschwert er | |
sich bei den ModeratorInnen über Carly Fiorina, weil sie die anderen | |
„unterbreche“. | |
## Abtreibungen verbieten auch nach Vergewaltigungen | |
Die beiden anderen Debattensieger kommen aus dem Parteiapparat und sind | |
eine Generation jünger. Beide haben kubanische Vorfahren und beide sitzen | |
im Senat: Marco Rubio aus Florida will die Ausgaben für die | |
Familienförderung um eine Billion Dollar aufstocken. Abtreibungen will er | |
selbst dann verbieten, wenn Schwangerschaften durch Gewalt zustandegekommen | |
sind. | |
Ted Cruz aus Texas hat sich mit nächtelangen Blockade-Reden im Kongress und | |
seinem Eintreten für einen Shutdown der Regierung einen Namen gemacht. Wie | |
Carson ist er beliebt bei Tea-Party-AnhängerInnen und christlichen | |
FundamentalistInnen. Er beruft sich oft auf Ronald Reagan, steht jedoch | |
weit rechts von ihm. | |
Ein wenig Schwung in die Debatte am Dienstagabend bringen KandidatInnen, | |
die in den Umfragen weit abgeschlagen sind. Manche wollen die USA | |
militärisch stärker aufstellen als zu den Hochzeiten des kalten Krieges. | |
Dagegen sagt der rechte Libertäre Rand Paul, dass die USA stark sein | |
können, ohne sich „in jeden Bürgerkrieg auf der Welt einzumischen“. Er | |
warnt davor, „Waffen an unsere Feinde“ zu liefern. Trump teilt Pauls | |
Ablehnung einer stärkeren Einmischung in Syrien und in der Ukraine. Er will | |
die Europäer – und namentlich Deutschland – stärker an diese Schauplätze | |
vorschicken: „Wir sind nicht der Polizist der Welt“. | |
## Putin als „Gangster“ | |
Die Ex-Managerin Fiorina – auch eine Außenseiterin – will das direkte | |
Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin vermeiden. Stattdessen würde | |
sie als Präsidentin Russland militärisch weiter umzingeln: Unter anderem | |
mit der Aufrüstung der US-amerikanischen Militärpräsenz in den baltischen | |
Staaten, in Polen und in Deutschland. Rubio, der von dem russischen | |
Präsidenten als „Gangster“ spricht, möchte den Militärhaushalt der USA um | |
eine Billion Dollar erhöhen. | |
Sämtliche republikanische KandidatInnen halten die Außenpolitik von | |
Präsident Barack Obama und seiner Ex-Ministerin Hillary Clinton für | |
schlecht, da „schwach“. Alle befürworten auch, dass die Steuern gesenkt | |
werden und „die Regierung“ verkleinert wird – und dass sowohl die | |
Gesundheitsreform, als auch die neuen umwelt- und klimapolitischen Regeln | |
abgeschafft werden. | |
Beim internationalen Handel und der Einwanderungspolitik hingegen scheiden | |
sich die Geister. Trump findet TPP „schlecht“, weil es keine Mechanismen | |
gegen Währungsmanipulation beinhaltet. Und er will die 12 Millionen | |
Papierlosen in den USA, die er „Illegale“ nennt, abschieben und eine | |
„schöne Mauer“ längs der Südgrenze bauen. Andere Kandidaten, darunter Oh… | |
Gouverneur John Kasich, nennen Massenabschiebungen „unrealistisch“ und | |
„unamerikanisch“. Sie schlagen Wege zur Regularisierung der | |
EinwandererInnen im Inneren der USA vor. | |
Der Mann, auf den die republikanische Parteispitze einst ihre größten | |
Hoffnungen gerichtet hat, wirkt bereits wie ein Ex-Kandidat. Jeb Bush, Sohn | |
und Bruder früherer Präsidenten und Ex-Gouverneur von Florida, zeigt in der | |
vierten TV-Debatte seiner Partei zwar mehr Präsenz als zuvor. Aber er | |
bleibt eine Randfigur. Am späten Dienstagabend gibt es Spekulationen, dass | |
seine Sponsoren auf Rubio umsteigen werden. | |
11 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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