# taz.de -- Republikanische Kandidaten debattieren: Maximale Opposition zu Obama | |
> Die 17 Hoffnungsvollen für das Amt des US-Präsidenten sind höflich | |
> zueinander – und wollen in Zukunft natürlich alles ganz anders machen. | |
Bild: Kandidat Ted Cruz mit seinen Kindern nach der Show. | |
New York taz | In einem Punkt sind sich alle 17 republikanischen | |
PräsidentschaftsanwärterInnen einig: Sie wollen das Iran-Abkommen | |
rückgängig machen. Die meisten von ihnen wollen es gleich an ihrem ersten | |
Amtstag im Weißen Haus erledigen. | |
Am selben Tag wollen sie auch andere Reformen von Präsident Obama in den | |
Mülleimer werfen: von der Gesundheitsreform über die Einwanderungsreform | |
bis hin zu seiner Klimapolitik. Mit Details wie der Frage, ob ein Präsident | |
überhaupt das Recht hat, im Alleingang Gesetze zu streichen, die selbst vom | |
Obersten Gericht abgesegnet worden sind, belasten sie sich erst gar nicht. | |
Die erste nationale TV-Debatte der republikanischen | |
Präsidentschaftsanwärter findet am Donnerstag in zwei Schichten statt. Am | |
späten Nachmittag diskutieren die sieben in den Meinungsumfragen ganz unten | |
platzierten KandidatInnen. Sie tun es vor einer leeren Sportarena in | |
Cleveland. Als dort Abends um 21 Uhr die Top Ten ihre Runde beginnt, ist | |
die Arena gefüllt. Das Publikum applaudiert großzügig, aber ungleich. | |
Donald Trump, der New Yorker Milliardär, der zu seiner | |
[1][Kampagnen-Eröffnung gesagt hat], die mexikanische Regierung schicke | |
„Vergewaltiger und Kriminelle“ in die USA: „und vielleicht auch einige gu… | |
Leute“, erhält den lautesten Zuspruch. Die Moderatorin fragt ihn zu seinem | |
Verhältnis zu Frauen, erinnert daran, dass er für Frauen Worte wie „fette | |
Schweine“, „Hunde“ und „ekelhaft“ benutzt habe. Donald Trump entgegne… | |
„Das große Problem dieses Landes ist die politische Korrektheit.“ Dafür | |
bekommt er tosenden Applaus. | |
## Kaum Konfrontation | |
16 Männer und eine Frau bewerben sich in der Partei um das höchste | |
politische Amt in den USA, mehr PräsidentschaftskandidatInnen als je zuvor. | |
Sind zwischen Anfang 40 und 70 Jahren alt, sie kommen aus allen | |
Landesteilen, und sie vertreten verschiedene Flügel der vielfach | |
gespaltenen und zerstrittenen republikanischen Partei. Bei den politischen | |
Debatten der letzten Jahre – innerhalb und ausserhalb des US-Kongresses – | |
sind sie heftig aneinander geraten. Doch während der beiden Runden kommt es | |
nicht zu Konfrontationen zwischen ihnen. Selbst direkte Wortwechsel sind | |
selten. | |
Die KandidatInnen haben sich vorgenommen – und manche von ihnen haben es | |
vorher auch öffentlich angekündigt – „höflich“ zu sein. Nur der libert… | |
Rand Paul macht eine Ausnahme. Einmal fällt er Trump ins Wort, als der | |
nicht bereit ist, zu sagen, ob er überlegt, als Unabhängiger anzutreten, | |
falls die Partei ihn nicht zu ihrem offiziellen Kandidaten nominiere. Damit | |
arbeite er Hillary Clinton zu, sagt Paul. | |
Die angekündigte massive Kritik der anderen an Trump und an dem zweiten | |
Spitzenmann im republikanischen Feld, Jeb Bush, findet nicht statt. Bush | |
bleibt auffallend blass in der Debatte genau wie der dritte angeblich | |
starke Mann im republikanischen Feld, der Gouverneur von Wisconsin, Scott | |
Walker. Hingegen sorgen AussenseiterInnen, die bislang wenig im nationalen | |
Rampenlicht standen, für ein paar selten nachdenkliche Töne. | |
## Keine Außenpolitik | |
In der „Kinderrunde“ am Nachmittag ist die ehemalige HP-Chefin Carly | |
Fiorina die einzige, die über eher philosophische Themen wie Konservatismus | |
reflektiert. In der großen Runde am Abend sagt der schwarze Neurochirurg | |
Ben Carson, dass er aus Erfahrung wissen, dass die Hautfarbe und die | |
Haarstruktur eines Menschen nicht darüber entscheiden, was in seinem Hirn | |
passiert. Der Gouverneur von Ohio, der moderate Rechte Jon Kasich, sorgt | |
für einen andere nachdenklichen Moment, als er gegen den Mainstream in | |
seiner Partei über Gefängnisinsassen, Drogenabhängige und die Versorgung | |
von psychisch Kranken spricht. | |
Doch die meisten Stellungnahmen aus dem großen KandidatInnenfeld sind reine | |
Opposition. Während die KandidatInnen Obamas Sozial-, Gesundheits- und | |
Außenpolitik ablehnen, macht sich kaum einer von ihnen die Mühe, | |
Alternativen zu entwickeln. Auch die ModeratorInnen von Fox fragen nicht | |
nach. Einige der großen Themen finden in der republikanischen Runde gar | |
nicht erst statt. Dazu gehören die komplizierten „Race Relations“ und die | |
Polizeigewalt, über die das Land seit einem Jahr verstärkt diskutiert. Dazu | |
gehört auch die zunehmende soziale Ungleichheit, die während der | |
Obama-Jahre zu mehreren lokalen und nationalen Bewegungen geführt hat. Und | |
dazu gehört die Außenpolitik, sofern sie nicht mit Militärischem zu tun | |
hat. | |
Der Rest der Welt ist nur ein Thema, wenn es um Bedrohungen geht, wie die | |
Terroristen des IS, die „Mullahs“ in Teheran und wie die Immigranten, gegen | |
die manche Kandidaten einen höhere Mauer bauen wollen. Europa kommt in | |
beiden Debatten lediglich eimal vor. Da meint ein Kandidat nur, dass Obama | |
und Außenministerin Clinton ihr Land „vom amerikanischen Traum zum | |
europäischen Alptraum“ verändern würden. | |
7 Aug 2015 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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