# taz.de -- Grüne und die Wahl 2017: Hofreiter will Spitzenkandidat werden | |
> Fraktionschef Anton Hofreiter kündigt im taz-Interview an, bei der Urwahl | |
> zu kandidieren. Er will für „grüne Kernthemen“ kämpfen. | |
Bild: Wird Anton Hofreiter der Mann an Katrin Göring-Eckardts Seite? | |
Berlin taz | Der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter steigt in einem | |
wichtigen Machtkampf in den Ring. Die Grünen wollen ihre 61.000 Mitglieder | |
in einer Urwahl entscheiden lassen, wer die Partei im Bundestagswahlkampf | |
als Spitzenkandidat führt. Im Interview [1][mit der taz.am wochenende] | |
kündigt Hofreiter an, für diesen Job kandidieren zu wollen. „Wenn es so | |
weit ist, werde ich offiziell meine Bewerbung für die Urwahl einreichen“, | |
sagte Hofreiter. „Ich will Spitzenkandidat im Bundestagswahlkampf 2017 | |
werden.“ | |
Hofreiter begründete seine Entscheidung damit, für echte Veränderungen | |
kämpfen zu wollen, um die Lebensgrundlagen der Menschen zu schützen. Krisen | |
wie die Finanz-, die Eurokrise oder die Krisen, die Millionen Menschen zur | |
Flucht zwängen, fielen nicht vom Himmel, sagte Hofreiter. „Eine falsche | |
Politik ist für sie verantwortlich.“ | |
Hofreiter betonte, er stehe für „grüne Kernthemen“ wie Klimaschutz, die | |
Agrarwende und internationale Solidarität. „Ich habe als Biologe vor meiner | |
Politiklaufbahn viele Länder bereist, weiß also, wie ungerecht es auf der | |
Welt zugeht, warum wir vieles verändern müssen.“ | |
Hofreiters Schritt ist eine Überraschung. Viele Grüne haben bis zuletzt | |
gerätselt, ob er für die Urwahl antritt. Er konkurriert mit prominenten | |
Parteifreunden um die Spitzenposten. Seine Co-Fraktionsvorsitzende Katrin | |
Göring-Eckardt und Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck | |
haben bereits erklärt, sich bewerben zu wollen. Auch eine Bewerbung von | |
Grünen-Chef Cem Özdemir gilt intern als sicher. | |
Da die Partei ein quotiertes Spitzenduo für den Wahlkampf sucht, müssen | |
Hofreiter, Habeck und Özdemir um den Männerplatz kämpfen. Göring-Eckardt | |
scheint ihren Platz sicher zu haben, da es bisher keine weibliche | |
Konkurrenz gibt. Die Spitzenkandidaturen sind heiß begehrt, weil das Duo | |
maßgeblich den Wahlkampf und damit den Kurs der Ökopartei bestimmen wird. | |
Außerdem haben die Spitzenkandidaten den ersten Zugriff auf Ministerämter, | |
wenn sich die Grünen nach der Wahl 2017 an einer Regierung beteiligen. Das | |
ist nicht unwahrscheinlich. Die Union könnte im Moment laut Umfragen | |
entweder mit der SPD oder mit den Grünen eine Koalition bilden. Viele Grüne | |
hoffen, dass es 2017 zum ersten schwarz-grünen Bündnis auf Bundesebene | |
kommt. | |
Hofreiter, 45, wuchs in Bayern auf. Der promovierte Biologe profilierte | |
sich im Bundestag als Verkehrspolitiker, bevor ihn die Fraktion im Herbst | |
2013 zum Vorsitzenden wählte. Hofreiter gehört zum linken Flügel der | |
Grünen. Viele Linksgrüne wünschten sich im Vorfeld seine Kandidatur. Sie | |
fürchten, dass die Realos Göring-Eckardt und Özdemir zu viele | |
Zugeständnisse an Angela Merkel machen würden. | |
Hofreiter gab sich im taz-Interview kämpferisch. „Ich habe keine Angst vor | |
Auseinandersetzungen.“ Progressive Politik müsse sich trauen, große Ziele | |
gegen Widerstand durchzusetzen. Er forderte, die Grünen müssten gegenüber | |
der Automobilindustrie harte Vorgaben durchsetzen. „Wir wollen das | |
Null-Emmissions-Auto.“ Außerdem warb er für Steuererhöhungen für sehr | |
reiche Menschen. Hofreiter sagte: „Wir wollen ein gerechteres Steuersystem, | |
das große Vermögen stärker heranzieht und Klein- und Normalverdiener | |
entlastet.“ | |
6 Nov 2015 | |
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[1] /Ausgabe-vom-7/8-November-2015/!161301/ | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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