# taz.de -- Verschärftes Asylrecht: Noch schneller abschieben | |
> Das gerade erst beschlossene umstrittene Asylrecht soll schon am Samstag | |
> in Kraft treten. Den Streit um Transitzonen haben CDU und SPD nicht | |
> beigelegt. | |
Bild: Abgelehnte Asylbewerber steigen im Februar in Baden-Württemberg im Rahme… | |
Berlin taz/dpa/afp |Im Streit über Transitzonen“ für Flüchtlinge haben | |
Union und SPD bisher nur eine Teileinigung erzielt. Danach sollen | |
Flüchtlinge mit schlechter Bleibeperspektive, also vor allem aus den | |
Westbalkanstaaten, in grenznahen Einrichtungen untergebracht und dort auch | |
abgefertigt werden. Die SPD sei dafür, im grenznahen Gebiet Asylanträge zu | |
prüfen, die offensichtlich aussichtslos seien, sagte SPD-Generalsekretärin | |
Yasmin Fahimi. Solche „Registrierungsstellen für ankommende Asylbewerber“ | |
könnten in schon bestehenden oder im Aufbau befindlichen Einrichtungen | |
entstehen. | |
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte zuvor in Berlin erklärt, | |
die Koalition habe sich darauf verständigt, ein Verfahren zu entwickeln, um | |
Schutzsuchende ohne Asylanspruch künftig schon an der Grenze abweisen zu | |
können. Ob es zu den ursprünglich angedachten „Transitzonen“ oder einer | |
anderen Variante komme, sei noch offen. | |
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) begrüßte die Pläne. Zur | |
Begrenzung der Zuwanderung müssten allerdings weitere Maßnahmen folgen, | |
sagte Seehofer. „Das gilt insbesondere für den Schutz der EU-Außengrenzen, | |
die Kontingentierung der Bürgerkriegsflüchtlinge und eine gerechte | |
Flüchtlingsverteilung in der EU“. | |
Die verschärften Gesetze für Asylbewerber treten schon an diesem Samstag in | |
Kraft und nicht wie zuvor geplant erst am 1. November. „Wir wollen bei den | |
Abschiebungen der abgelehnten Bewerber, die keinen Anspruch haben, | |
hierzubleiben, besser werden, schnell besser werden noch in diesem Jahr“, | |
sagte Kanzleramtschef Peter Altmaier der ARD. In dem neuen Gesetz ist | |
vorgesehen, dass Abschiebungen den Betroffenen nicht mehr angekündigt | |
werden dürfen, wenn die Frist zur freiwilligen Ausreise abgelaufen ist. | |
Mehrere Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Berlin und | |
Baden-Württemberg haben bereits erklärt, mehr abschieben zu wollen. | |
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) gab zu bedenken, dass es | |
in der Praxis zahlreiche Abschiebehemmnisse gebe – etwa wenn Asylsuchende | |
krank oder reiseunfähig sind oder keine Papiere besitzen. Dann gilt die | |
Ausreisepflicht als gegenwärtig nicht vollziehbar. Die Betroffenen bekommen | |
eine befristete Duldung. Im September gab es in Deutschland bundesweit | |
190.000 ausreisepflichtige Flüchtlinge, 140.000 davon hatten eine Duldung. | |
Auf ausreisepflichtige Migranten ohne Duldung soll durch die Kürzung von | |
Sozialleistungen Druck ausgeübt werden, das Land zu verlassen. Wer nach | |
Verstreichen der Frist zur freiwilligen Ausreise noch da ist, bekommt laut | |
dem neuen Gesetz nur noch Unterkunft und Nahrungsmittel und kein | |
Taschengeld mehr. „Dass das Taschengeld gekürzt wird für diejenigen, die | |
ausreisepflichtig sind, wird schon Auswirkungen auf die Betroffenen haben“, | |
sagt die Berliner Rechtsanwältin und Asylrechtsexpertin Oda Jentsch. (BD) | |
23 Oct 2015 | |
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