# taz.de -- Amnesty International über Indonesien: Folter und Justizfehler bei… | |
> Bei der Buchmesse werden die Massaker in Indonesien vor 50 Jahren | |
> thematisiert. Menschenrechtler kritisieren das Land auch aktuell wegen | |
> Folter. | |
Bild: Freibrief zur Folter? Die indonesische Polizei weist alle Vorwürfe zurü… | |
Jakarta dpa | Im Buchmesse-Gastland Indonesien werden Festgenommene nach | |
neuen Vorwürfen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International teils | |
gefoltert. Richter hätten keine Probleme mit so erzwungenen Geständnissen | |
und verurteilten auch Ausländer daraufhin zum Tode, berichtete die | |
Organisation in der Hauptstadt Jakarta. In dem bevölkerungsreichsten | |
muslimischen Land der Welt hätten gerade Ausländer kaum eine Chance auf | |
einen fairen Prozess. | |
Seit Oktober 2014 sind dort zwölf Ausländer und zwei Einheimische | |
hingerichtet worden. Dutzende Indonesier und mindestens 35 Ausländer seien | |
noch in Todeszellen, berichtete Amnesty. Weltweit Schlagzeilen machte der | |
Fall zweier Australier, die trotz internationaler Proteste im April vor ein | |
Erschießungskommando gestellt wurden. | |
Die Polizei wies die Vorwürfe zurück. „Bei uns geht alles mit rechten | |
Dingen zu“, sagte Polizeisprecher Agus Rianto. Nach seiner Logik ist eine | |
Verurteilung der Beweis dafür, das Polizisten nichts vorzuwerfen sei. „Die | |
Angeklagten wären nicht verurteilt worden, wenn im Ermittlungsprozess | |
Verstöße (gegen Gesetze) passiert wären.“ Misshandlungen stünden | |
schließlich unter Strafe. | |
Poengky Indarti von der Menschenrechtsorganisation Imparsial bestätigte die | |
Amnesty-Vorwürfe dagegen. „Die Justiz ist anfällig für Korruption, und | |
unschuldige Menschen werden leicht zum Opfer“, sagte sie. „Oft werden | |
Kuriere hingerichtet, während die Rauschgiftbarone von korrupten Beamten | |
gedeckt werden.“ | |
## Fragwürdige Beratung der Pflichtverteidiger | |
Amnesty hat nach eigenen Angaben zwölf Fälle geprüft. Sechs Verurteilte | |
hätten von Folter berichtet. Ein Pakistaner berichtete, er sei drei Tagen | |
so schwer geschlagen worden, dass er an Magen und Nieren operiert werden | |
musste. Ein Richter habe das so erpresste Geständnis gelten lassen. | |
Angeklagten werde oft monatelang Kontakt mit Anwälten verwehrt. Ausländer | |
bekämen oft keine oder schlechte Übersetzer. Die Qualität der | |
Pflichtverteidiger sei fragwürdig. Einer habe seinem Mandanten gesagt, er | |
solle auf jede Frage „Ja“ antworten. | |
„Wir fordern die Behörden auf, diese sinnlosen Tötungen ein für alle mal zu | |
stoppen und alle Todesurteile (in Haftstrafen) umzuwandeln“, sagte Amnestys | |
Südostasiendirektor Josef Benedict. | |
15 Oct 2015 | |
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