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# taz.de -- Befristete Verträge bei der Arbeitsagentur: Mit schlechtem Beispie…
> Das Hamburger Jobcenter soll Arbeitslosen feste Stellen vermitteln und
> beschäftigt viele Sachbearbeiter nur befristet. Das passt nicht zusammen,
> kritisiert Die Linke.
Bild: Soll Leuten feste Jobs vermitteln, bietet aber selbst viele prekäre Stel…
HAMBURG taz | Eigentlich sollte eine Arbeitsagentur mit gutem Beispiel
vorangehen. Doch in der Hauptstadt der befristeten Jobs setzt wohl auch die
Geschäftsführung des „Jobcenters Team Arbeit Hamburg“ auf sachgrundlose
Befristungen bei ihrem Personal.
So hat sich die Zahl der von der Bundesagentur für Arbeit angestellten
befristeten Sachbearbeiter verdoppelt. Das ergab eine kleine Anfrage der
Linkspartei-Arbeitsmarktexpertin, Inge Hannemann. „Die Bundesagentur
kritisiert selbst Befristungen, steigert sie aber im eigenen Haus um das
Doppelte – das ist unglaubwürdig und grotesk“, kritisiert Hannemann.
## Kaum vermittelbare Personalpolitik
Die Team-Arbeit-Jobcenter sind ein Gemeinschaftsprojekt der Sozialbehörde
und der Bundesagentur für Arbeit, in denen beide Behörden Sachbearbeiter
zur Vermittlung von Jobs an Langzeitarbeitslose und Personen ohne Schul-
und Berufsabschluss entsenden. Dass jedoch eine staatliche Arbeitsagentur
vom Instrument der grundlos befristeten Jobs Gebrauch macht, ist kaum
vermittelbar. Waren es 2011 noch 62 befristete Beschäftigte, die die
Bundesagentur zum Team Arbeit entsandte, sind es aktuell 173 befristete
Angestellte – gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl verdoppelt.
Team Arbeit begründet die Verdoppelung mit temporärer Mehrarbeit durch die
Einführung des Vier-Augen-Prinzips bei Leistungsanträgen und einer neuen
Software, „so dass akut reagiert werden musste“, wie Team-Arbeit-Sprecherin
Kirsten Maass sagt. Bis zur nächsten Trägerversammlung habe Personal nur
befristet eingestellt werden können.
## Sozialbehörde macht es anders
Die Sozialbehörde machte es anders als die Bundesagentur. Sie reduzierte
die Zahl der grundlosen Befristungen seit 2011 um 86,5 Prozent auf aktuell
14 befristete Angestellte. „Sachgrundlose Befristungen müssen sofort
abgeschafft werden, zumal sie nicht dem dauerhaften Bedarf an Mitarbeitern
in den Jobcentern entsprechen“, bekräftigt Hannemann.
Unter anderem seien in der Leistungsabteilung und der Arbeitsvermittlung
zahlreiche Stellen vakant. „Gerade die hohe Anzahl der unbesetzten Stellen
in der Leistungssachbearbeitung zeigt, wo der Schuh drückt“, findet
Hannemann. „Die Folgen spüren neben den Beschäftigten insbesondere die
ALG-II-Berechtigten, weil ihre Anträge zum Teil stark verzögert bearbeitet
werden, ihre Ansprüche, etwa auf das Arbeitslosengeld II, versickern im
Niemandsland“, sagt die Arbeitsmarkt-Expertin.
Hannemann, selbst jahrelang Sachbearbeiterin im Jobcenter Team Arbeit,
verweist auf die enorme Arbeitsbelastung der Mitarbeiter. „Da die Anzahl
der Bedarfsgemeinschaften im SGB II seit Jahren konstant ist, wundert es
doch sehr, dass eine Personalplanung auf sachgrundlose Befristungen
aufbaut“, kritisiert Hannemann. „Das ist weder vorausschauend noch taktisch
klug.“
27 Oct 2015
## AUTOREN
Kai von Appen
## TAGS
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Hamburg
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