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# taz.de -- Nobelpreis für Physik: Alles durchdringende Neutrinos
> Ein Japaner und ein Kanadier werden dafür geehrt, weil sie nachgewiesen
> haben, dass Neutrinos auch eine Masse besitzen
Bild: Das Sudbury-Neutrino-Observatorium in einer kanadischen Nickelmine.
Die winzigen Teilchen durchdringen in hoher Zahl unseren Körper und wir
können sie trotzdem nicht wahrnehmen. Mehr als 60 Milliarden Neutrinos, von
der Sonne kommend, prallen jede Sekunde auf einen Quadratzentimeter der
Erdoberfläche. Sie können sogar die Erdkugel durchdringen.
Dass es Neutrinos gibt, wurde schon seit den 1930er Jahren vermutet. Es
dauerte dann noch viele Jahre, bis auch der Nachweis gelang. Dafür gab es
2002 den Physiknobelpreis. Dieses Jahr standen beim [1][Nobelpreis für
Physik] wieder die Neutrinos im Mittelpunkt: Der Japaner Takaaki Kajita
(56) und der Kanadier Arthur McDonald (72) werden dafür geehrt, dass sie
die jahrzehntelange Annahme widerlegt haben, die Neutrinos seien masselos,
teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm
mit.
Neutrinos sind elektrisch neutrale Elementarteilchen und ein zentraler
Bestandteil des Standardmodells der Teilchenphysik. Nach den Lichtteilchen,
den Photonen, sind die Neutrinos die am zahlreichsten vorkommenden Teilchen
des Universums.
Geschätzt wird, dass die Masse der Neutrinos etwa so groß ist wie die Masse
aller sichtbaren Sterne. Viele der mit nahezu Lichtgeschwindigkeit
fliegenden Neutrinos entstehen bei Reaktionen der kosmischen Strahlung mit
der Atmosphäre, andere bei den Kernreaktionen in der Sonne.
So gigantisch der Schwarm der Elementarteilchen ist, so schwierig war ihr
Nachweis: Gewaltige Anlagen tief unter der Erdoberfläche wurden gebaut, um
Störsignale vom Rauschen der kosmischen Strahlung oder spontanen
radioaktiven Zerfallsreaktionen zu vermeiden.
Drei Arten von Neutrinos gibt es: Elektron-, Myon- und Tau-Neutrinos. Die
Nobelpreis-Akademie erklärte, McDonald und Kajita hätten mit ihren
Experimenten gezeigt, dass Neutrinos ihre Identität ändern. Sie wechseln
zwischen verschiedenen Versionen. Das war auch der Beweis, dass Neutrinos
eine Masse haben müssen.
## Eintausend Meter unter der Erde
Kajita zeigte 1998, dass die im Super-Kamiokande-Detektor in einer alten
Zink-Mine nordwestlich von Tokio eingefangenen Neutrinos ihre Identität in
der Atmosphäre geändert haben. 1.000 Meter unter der Oberfläche waren dort
mehr als 11.000 Lichtdetektoren um einen 50.000 Tonnen fassenden Wassertank
postiert worden. „Mehr als 100 Forscher arbeiteten an dem
Super-Kamiokande-Experiment“, erklärte Kajita.
Drei Jahre später wies McDonald am Sudbury-Neutrino-Observatorium in Kanada
nach, dass das Gleiche mit Neutrinos passiert, die von der Sonne stammen.
Sein Arbeitsplatz war in einer Nickel-Mine in Kanada zwei Kilometer unter
der Erde gebaut worden.
Das Experiment, bei dem er die Metamorphose der Elementarteilchen exakt
nachgewiesen habe, sei für ihn ein Aha-Erlebnis gewesen, sagte McDonald,
der per Telefon in die Pressekonferenz der Akademie zugeschaltet wurde. Auf
die Frage, welche Phänomene in der Teilchenphysik jetzt noch zu klären
seien, sagte er, die Forscher wüssten zwar nun, dass Neutrinos eine Masse
haben, wollten aber natürlich wissen, wie schwer sie genau sind. (mit dpa
und ap)
8 Oct 2015
## LINKS
[1] http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2015/press.html
## AUTOREN
Wolfgang Löhr
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