# taz.de -- Amoklauf an US-College in Oregon: Verbittert, frustriert, vergebli… | |
> Nach dem Massaker mit zehn Toten in den USA kritisiert Barack Obama in | |
> einer emotionalen Rede die „Routine“ von Amokläufen. Es wird nichts | |
> ändern. | |
Bild: Am Ende seiner Worte: Barack Obama. | |
Berlin taz | Der Alltag nach einem Amoklauf ist eingeübt. Und ja, man muss | |
das so sagen: Alltag. Denn das sind Schießereien in den USA. Die Medien | |
durchkämmen die sozialen Netzwerke auf der Suche nach Antworten auf die | |
Frage, warum der 26-jährige Täter an einem US-College in Oregon zehn | |
Menschen tötete und mehrere verletzte. Es wird öffentlich gemacht werden, | |
welche vier Waffen es waren, die er während seiner Tat bei sich getragen | |
haben soll. | |
Gleichzeitig werden auf dem Campus des Umpqua Community College in Roseburg | |
Kerzen brennen, daneben selbstgebastelte Plakate mit Trauerbekundungen. Die | |
Helden der Tat sind schnell ermittelt, so wie Chris Mintz, ein | |
Kriegsveteran, der von der US-Presse bereits gefeiert wird. Auf ihn wurde | |
sieben Mal geschossen, während er laut Zeugen versuchte, Studentinnen vor | |
dem Amokläufer zu retten. Mintz liegt schwerverletzt im Krankenhaus. | |
Auch die Politik hat ihre eingeübte Rhetorik nach solchen Taten. Die | |
Demokraten fordern strengere Waffenkontrollen und eine Reform der | |
Waffengesetzgebung. Die größte Waffenlobby im Land, die National Rifle | |
Association (NRA), ruft bereits nach noch mehr Waffen und der Bewaffnung | |
von Lehrern. Und die von der NRA mit Spenden stets großzügig bedachten | |
Republikaner werden sich zurückhalten, über die offensichtlichen | |
psychischen Probleme von Amokläufern sprechen und striktere Waffengesetze | |
kategorisch ausschließen. | |
US-Präsident Barack Obama hat diese Routine mit seiner Rede nach der Tat am | |
Donnerstag nun durchbrochen. In einer emotionalen Ansprache zeigte Obama | |
seinen gesamten Frust über den erneuten Amoklauf. Man hört ihm seine | |
Resignation in der Stimme an, er presst die Lippen aufeinander, der Frust | |
ist unverkennbar: „Irgendwie ist das alles zur Routine geworden. Die | |
Berichterstattung ist Routine. Meine Antwort hier auf diesem Podium wird in | |
einer Routine enden. So wie die Debatte im Nachgang der Tat. Wir sind | |
abgestumpft.“ | |
Die Tat war laut der Organisation [1][“Everytown for Gun Safety“] der 45. | |
Amoklauf in diesem Jahr in den USA. Grundlage für die Erhebungen sind Daten | |
des FBI, die ab fünf Toten von einer Massenschießerei sprechen. Die | |
Organisation [2][“Mass Shooting Tracker“] spricht auch dann von einer | |
Massenschießerei, wenn vier oder mehr Menschen angeschossen oder erschossen | |
werden. Danach hat es im laufendend Jahr in den USA 294 Vorfälle gegeben. | |
Das Jahr hatte bis jetzt 274 Tage. | |
„Wie kann jemand tatsächlich ernsthaft behaupten, dass uns mehr Waffen mehr | |
Sicherheit bringen werden?“, fragt Obama in seiner Rede. Und fordert den | |
US-Kongress aber auch die amerikanische Gesellschaft erneut, trotz allen | |
Frusts, dazu auf, darüber nachzudenken, wie Amerika aus dem Alltag von | |
Amokläufen ausbrechen kann. Der Kongress ist es, der härte Waffengesetze | |
beschließen kann. In beiden Kammern haben gerade die Republikaner die | |
Mehrheit. | |
Er hoffe und bete, so Obama, dass er in seiner Zeit als Präsident nicht | |
noch einmal vor die Presse treten müsse, um Angehörigen von Opfern eines | |
Amoklaufes sein Beileid auszusprechen. „Aber ich kann das nicht | |
garantieren.“ Seine Amtszeit endet erst in über einem Jahr. Die Chancen, | |
dass sich sein Wunsch erfüllt, stehen tatsächlich schlecht. | |
2 Oct 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://everytown.org/ | |
[2] http://shootingtracker.com/wiki/Main_Page | |
## AUTOREN | |
Rieke Havertz | |
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