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# taz.de -- Landtagswahl in Wien: Hauptstadt bleibt doch Rot
> Bei der Landtagswahl schneiden die Soziademokraten besser ab als erwartet
> und lassen die rechte FPÖ hinter sich. Grüne und ÖVP verlieren Stimmen.
Bild: Im Wiener Wahlkampf noch optimistisch: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache
Wien taz | Mit einem blauen Auge kam Bürgermeister Michael Häupl bei den
Gemeinderatswahlen in Wien davon. Nach ersten Hochrechnungen verliert seine
SPÖ zwar 9 Prozentpunkte und rutscht auf 39,5 Prozent – und damit erstmals
unter die 40-Prozent-Marke. Doch sie bleibt deutlich vor der rechten FPÖ
mit 30,9 Prozent, deren Chef Heinz Christian Strache im Wahlkampf eine
Oktober-„Revolution“ angekündigt hatte.
Strache hat zwar gegenüber den 25 Prozent von 2010 deutlich zugelegt, sein
Wahlziel, seine Partei zur stärksten Kraft zu machen, aber verfehlt. Bei
seiner Stimmabgabe hatte er die Latte etwas niedriger gelegt: „Wir wollen
die 30 Prozent überspringen. Alles andere wäre ein blaues Wunder.“ Michael
Häupl kündigte schon lange vor Vorliegen der ersten Trends an, es sei auf
alle Fälle nötig, „die Sozialdemokratie auf die neuen Zeiten einzustellen�…
2010 trennten SPÖ und FPÖ noch 20 Prozentpunkte. Diesmal war ein knappes
Ergebnis zu erwarten. Das von Amtsträger und Herausforderer ausgerufene und
von den Medien herbeigeschriebene Duell Häupl – Strache alarmierte auch die
Weltpresse. Ein Erstarken der Rechten in der weltoffenen Metropole Wien
wurde als verheerendes Signal für Europa interpretiert. Selbst die biedere
NZZ ortete ein Kippen der Stimmung zu Blau und kündigte das Wahlergebnis
als „politisches Erdbeben mit Signalwirkung“ an.
Diese Polarisierung hat sich erwartungsgemäß auch auf das Ergebnis der
kleineren Parteien ausgewirkt. Die Grünen, die in Umfragen lange Zeit
zwischen 13 und 14 Prozent gelegen waren, konnten immerhin 12,6 Prozent der
Stimmen einheimsen. Damit verloren sie nur marginal.
Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner: „Das rot-blaue Duell hat den Grünen
Stimmen abgesaugt.“ Ob die rot-grüne Rathauskoalition fortgesetzt wird,
wird wohl erst nach Auszählung der über 200.000 Briefwahlstimmen
feststehen. Möglicherweise wird es eine Dreierkoalition geben müssen.
Völlig untergegangen ist die konservative ÖVP, die von 14 Prozent auf unter
9,5 Prozent abgerutscht ist.
## Strategische Wahlüberlegungen
Die Grünen, die gerne ihre Koalition mit Häupl fortsetzen wollen,
versicherten beharrlich, dass der Sieg der SPÖ längst feststehe und die FPÖ
nicht so viel zulegen werde wie befürchtet. Das war, wie sich gezeigt hat,
Zweckoptimismus, der potenzielle Sympathisanten davon abhalten sollte,
taktisch SPÖ zu wählen. Wie die deutlich besseren Ergebnisse der Grünen auf
Bezirksebene belegen, haben das auch viele getan.
Für den Politologen Peter Filzmaier hat die Flüchtlingskrise alle anderen
Themen überlagert. Daraus würden sich auch bundespolitische Konsequenzen
ableiten.
Bevor die Detailergebnisse aus den 23 Bezirken vorliegen, bestätigt sich
die Teilung der Stadt in ein urbanes, grün-rotes Zentrum und eine
proletarische Peripherie, wo die FPÖ die Sozialdemokratie als führende
Arbeiterpartei längst verdrängt hat. Erstmals könnte es im Flächenbezirk
Simmering sogar einen blauen Bezirksvorsteher geben.
11 Oct 2015
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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