# taz.de -- Flüchtlinge in den Niederlanden: Und die Rechten profitieren | |
> Die Bevölkerung hat immer weniger Verständnis für Neuankömmlinge. Den | |
> Haag will die Situation durch ein Wohnungsprogramm beruhigen. | |
Bild: Rund 40 Asylbewerber verlassen die Zeltstadt in Heumensoord in Nijmegen, … | |
AMSTERDAM taz | Die niederländische Regierung will im kommenden halben Jahr | |
10.000 Bewohner von Asylbewerberheimen in städtischen Wohnungen | |
unterbringen. Dies soll in Zusammenarbeit mit der Vereinigung | |
niederländischer Kommunen (VNG) geschehen. Es handelt sich um anerkannte | |
Asylbewerber, die noch in Sammel-Unterkünften wohnen. | |
Auf diesen Plan einigte sich das Kabinett am Freitag mit Vertretern von | |
Kommunen und Provinzen. Die Regierung hofft so, die umstrittene Frage nach | |
Notunterkünften zu entschärfen. In vielen Gemeinden regt sich Protest gegen | |
die kurzfristig eingerichteten Unterkünfte. Weil reguläre | |
Asylbewerberzentren belegt sind, haben die Behörden in den letzten Wochen | |
leerstehende staatliche Gebäude, Hallen und selbst einige Gefängnisse zu | |
Auffanglagern umfunktioniert. | |
In den Niederlanden sind 2015 bisher rund 36.000 Flüchtlinge angekommen, | |
zuletzt etwa 700 täglich. Viele werden von einer Notunterkunft in die | |
andere geschickt, weil feste Auffangplätze fehlen. In Teilen der | |
Bevölkerung führt das zu wachsendem Unmut. Proteste gegen neue | |
Einrichtungen für Flüchtlinge gibt es in zahlreichen Gemeinden. Anwohner | |
äußern Sicherheitsbedenken, fühlen sich von der Anzahl der Flüchtlinge | |
überfordert oder klagen über schlechte Kommunikation. | |
Besonders heikel ist die Frage nach den Ereignissen im 140-Seelen- Dorf | |
Oranje in der nördlichen Provinz Drenthe zu Wochenbeginn. Bisher sind 700 | |
Flüchtlinge in einem ehemaligen Freizeitpark untergebracht. Entgegen einer | |
vorherigen Absprache wollte die Regierung eine Notunterkunft für weitere | |
700 Flüchtlinge eröffnen. Dienstagabend blockierten Einwohner die | |
Durchfahrt für den ersten von zwei Bussen. Später wurden diese Flüchtlinge | |
dennoch nach Oranje gebracht, der Rest des Plans jedoch auf Eis gelegt. | |
## Rechte profitieren | |
Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Laut einer Umfrage vor einer Woche | |
wollen 66 Prozent nicht, dass die Niederlande mehr Flüchtlinge aufnehmen. | |
Im September lag dieser Wert bei 56 Prozent. Gegen eine Unterbringung in | |
der eigenen Kommune sprachen sich 39 Prozent aus (zuvor 35 Prozent). | |
Von dieser Dynamik profitiert die zuwanderungsfeindliche Partij voor de | |
Vrijheid (PVV), die mit immer deutlicherem Vorsprung die Umfragen anführt. | |
33 bzw. 34 von 150 Parlamentssitzen wären für niederländische Verhältnisse | |
nahezu astronomisch. | |
Die PVV zeigt jetzt verstärkt Präsenz in Gemeinden, in denen es Proteste | |
gegen Flüchtlingsunterkünfte gibt. Laut ihrem Chef Geert Wilders ist sie | |
die einzige Partei, die Bürger ernst nimmt. | |
9 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Tobias Müller | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
Niederlande | |
Unterbringung von Geflüchteten | |
Niederlande | |
Niederlande | |
Niederlande | |
Schwerpunkt Pegida | |
Schwerpunkt Flucht | |
Flüchtlinge | |
Ungarn | |
Kroatien | |
Flüchtlinge | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gegen Rechtsruck in den Niederlanden: Antirassismusplan der Denk-Partei | |
Die 2015 gegründete Denk-Partei prescht mit einem Antirassismusplan vor. | |
Teil davon ist auch ein „Rassismus-Register“. | |
Rechtspopulismus in den Niederlanden: Wahlkampf mit Koran-Verbot | |
Die Partei von Geert Wilders zieht mit islamfeindlichen Forderungen in den | |
Wahlkampf. Moscheen sollen geschlossen, der Koran soll verboten werden. | |
Protest gegen Flüchtlinge in Niederlanden: Steine, Dosen, Warnschüsse | |
Im niederländischen Geldermalsen eskaliert die Auseinandersetzung um ein | |
Flüchtlingsheim. Die Stimmung im Land scheint zu kippen. | |
Pegida-Protest in den Niederlanden: Polizei schreitet in Utrecht ein | |
Pegida-Anhänger in Utrecht gehen auf einer Demo am Sonntag die | |
Gegendemonstranten an und zünden eine Rauchbombe. Zehn Menschen werden | |
festgenommen. | |
Debatte um deutsche Flüchtlingspolitik: Alle gegen Merkel | |
CSU-Chef Horst Seehofer droht der Bundeskanzlerin nun mit Verfassungsklage, | |
die AfD gar mit einer Strafanzeige. Selbst die SPD setzt sich ab. | |
Flüchtlinge in Südosteuropa: Vom Flüchtlingszoff zum Handelskrieg | |
In den Hauptstädten der EU atmet man nach den Beschlüssen von Brüssel auf. | |
Entlang der Balkanrouten bahnt sich neues Ungemach an. | |
Flüchtlinge in Südosteuropa: Choreographie der Einschüchterung | |
Die Orban-Regierung lässt Flüchtlingsbusse Richtung Österreich eskortieren. | |
Die Passage gerät zur sorgfältig inszenierten Machtdemonstration. | |
Asylpolitik Südosteuropa: Niemandes Baustelle | |
Südosteuropa ist sich uneinig im Umgang mit Migranten: Ungarn plädiert für | |
Abschottung, die Nachbarn sind für Korridore. | |
Flüchtlinge in Kroatien: Grenzort, öffne dich! | |
Endlich kommen Busse und Züge in Tovarnik an. Tausende Migranten versuchen | |
nun den kroatischen Grenzort zu verlassen. | |
Asylbewerber in den Niederlanden: Proteste im Zeltlager der Unsichtbaren | |
Seit zwei Wochen campieren abgelehnte Asylbewerber in einem Dorf bei | |
Groningen für das Recht, bleiben zu dürfen. Es soll ein Exempel statuiert | |
werden. Unklar ist, wie. |