# taz.de -- Massaker an mexikanischen Studenten: Hauptverdächtiger „El Gil�… | |
> Der Anführer des Kartells „Guerreros Unidos“ wurde festgenommen. Zweifel | |
> an den Ermittlungsbehörden sind damit jedoch nicht aus der Welt. | |
Bild: Angehörige und Freunde der Verschwundenen protestieren in Iguala für di… | |
BERLIN taz | Wenige Tage, bevor sich der blutige Angriff auf Studenten im | |
mexikanischen Bundesstaat Guerrero zum ersten Mal jährt, meldeten die | |
Strafverfolger die Verhaftung des vermeintlichen Drahtziehers des | |
Massakers. Bundespolizisten nahmen Gildardo López Astudillo, den Anführer | |
des Drogenkartells „Guerreros Unidos“, fest. Das gab der Nationale | |
Sicherheitsbeauftragte Renato Sales am Donnerstag in Mexiko-Stadt bekannt. | |
Der unter dem Namen „El Gil“ bekannte 36-Jährige sei mit falschen Papieren | |
und einer Waffe in der Stadt Taxco in Guerrero verhaftet worden. Erst | |
vorletzte Woche hatte eine internationale Expertengruppe heftige Kritik an | |
den mexikanischen Ermittlungsbehörden geübt. | |
Bereits 111 Menschen sitzen wegen des Angriffs in Haft, vor allem | |
Polizisten und Mitglieder der „Guerreros Unidos“. Ihnen wird vorgeworfen, | |
für den Tod von sechs Menschen und das Verschwinden von mehreren Dutzend | |
Studenten in der Kleinstadt Iguala am 26. September 2014 verantwortlich zu | |
sein. Die 43 jungen Männer waren von Polizeibeamten beschossen, dann | |
festgenommen und den Kriminellen übergeben worden. Seither fehlt [1][von | |
den meisten von ihnen jede Spur]. | |
Die Generalstaatsanwaltschaft legte sich schnell auf einen Tathergang fest, | |
der auf den Aussagen einiger verhafteter Polizisten und Söldner des | |
Kartells beruhte. Demnach seien die Lehramtsanwärter auf einer Müllhalde | |
unweit von Iguala verbrannt worden. El Gil soll die Tat angeordnet haben, | |
berichteten die Zeugen. | |
## Unglaubwürdige Darstellung | |
Der Anführer habe die Studenten für Mitglieder der gegnerischen Bande „Los | |
Rojos“ gehalten. Nach der Verbrennung habe man die Asche in Plastiktüten | |
verpackt, diese in einen Fluss geworfen und sich im Haus des Anführers | |
getroffen, um neue Anweisungen entgegenzunehmen. Der Wahrheitsgehalt der | |
Aussagen ist jedoch umstritten. Einige der Zeugen wiesen Spuren von Folter | |
auf. | |
Die von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission eingesetzte | |
Expertengruppe [2][hält diese Darstellung für unglaubwürdig]. Laut einer | |
von ihr in Auftrag gegebene Studie hätte es 60 Stunden gedauert, um die 43 | |
Leichen zu verbrennen. Dazu seien 13 Tonnen Autoreifen, 13 Tonnen Diesel | |
sowie 30 Tonnen Holz nötig gewesen. | |
„Zudem hat es die ganze Nacht in Strömen geregnet“, sagte der überlebende | |
Student Ernesto Guerrero gegenüber der taz. Er und Angehörige der | |
Verschwundenen vermuten, dass die Studenten von Soldaten verschleppt | |
wurden. | |
Die Wochenzeitung Proceso veröffentlichte jüngst Indizien und | |
Zeugenaussagen, die nahelegen, dass das Militär an dem Massaker zumindest | |
beteiligt war. Um diesen Verdacht auszuräumen, wollten die Expertinnen und | |
Experten die Kaserne in Iguala besuchen, erhielten aber keinen Zutritt. | |
Mexikos Innenminister Miguel Àngel Osorio Chong erklärte indes am | |
Donnerstag, die Verhaftung von El Gil zeige, das es keine Straflosigkeit | |
gebe und der Staat seiner Verpflichtung nachkomme, „die Wahrheit, und | |
natürlich die Verantwortlichen für diese Vorfälle zu finden“. Die | |
unzureichende Aufklärung des Falls und die Verstrickungen des Staates | |
hatten in Mexiko zu zahlreichen [3][Protesten und Streiks] geführt. | |
18 Sep 2015 | |
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## AUTOREN | |
Wolf-Dieter Vogel | |
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