# taz.de -- Debatte Syrien: Handeln? Doch nicht mit Steinmeier! | |
> Der deutsche Außenminister findet nur dürre Worte für die wahren Probleme | |
> in Syrien: Assads faschistisches Regime und die Feigheit des Westens. | |
Bild: In Aleppo kann man kein Öl mehr ins Feuer gießen | |
Weltpolitik ist kompliziert, Diplomatie erst recht. Aber: Muss sie so | |
schlicht sein wie deutsche Außenpolitik? Nicht dass ihr Vorsteher, | |
Außenminister Frank-Walter Steinmeier, nun dafür zu kritisieren sein | |
müsste, ein Mann der lauen Gemütszustände zu sein. Ein Langweiler zu sein, | |
selbst gemessen an den Zuschreibungen, die die Bundeskanzlerin | |
fälschlicherweise erntet, ist ja kein Straftatbestand. | |
Gleichwohl: Wie muss ein Satz genommen werden, den der Minister des Äußeren | |
am Mittwoch mitzuteilen wusste? „Ich sehe mit Bestürzung die Nachrichten, | |
dass Großbritannien sich stärker militärisch engagieren will“ – im Hinbl… | |
auf Syrien. Denn die Lage in diesem Land sei doch nach wie vor „sehr | |
verfahren“. | |
Denn, so schreiben es auch Blätter wie die FAZ mit dem Tonfall von | |
Erstaunten, „mithilfe Irans gäbe es neue Chancen zu einer Einigung“. Auch | |
monierte Steinmeier, besser: er zeigte sich abermals „bestürzt“, dass | |
Russland seinem syrischen Alliierten weitgehend unverhohlen mit | |
Militärmaterial unter die Arme greift, „zu welchem Zweck auch immer“. | |
So viel Naivität darf man freilich Steinmeier nicht unterstellen. Nach | |
allem, was auch dieser Sozialdemokrat wissen kann, sichert der Kreml mit | |
den Flügen gen Syrien seine Einflusssphäre in Nachbarschaft zu Israel, zur | |
Türkei, zum Irak – und das mit Mittelmeerzugang. Klar, eine Diplomatie wie | |
die deutsche folgt der Logik, einerseits es sich nicht weiter mit Russland | |
zu verderben, doch ebenso wenig mit dem Iran selbst: Es gibt da einfach zu | |
viele ökonomische Interessen, die mit beiden Länder befriedigend gestillt | |
werden können. | |
## Appeasement immer wieder | |
Aber es verblüfft insofern, als doch jeder in Europa sehen kann, zu was ein | |
gewisses Appeasement dem Regime Assads gegenüber führt. Steinmeier bräuchte | |
nur aus dem Fenster seines Amtszimmers zu gucken: Flüchtlinge über und über | |
– und die meisten kommen eben aus dem russlandtreuen Land nördlich von | |
Israel. Sie fliehen, weil das Assad-Regime ein arabofaschistisches ist und | |
weil sie die Alternative, die religiösen Schlächter vom IS als Zukunft, | |
nicht gerade okay finden. | |
Weshalb also hat man den Eindruck, dass Steinmeier kalt, fast | |
desinteressiert an der Lage des faktischen Failed State Syrien vorbeiredet? | |
Nahostpolitikanalyst Thomas von der Osten-Sacken postete via Facebook, auf | |
Steinmeier reagierend: „Mit dem Marsch der Hoffnung tragen die syrischen | |
Aktivisten die Verantwortung für diese gescheiterte Nahostpolitik dorthin, | |
wohin sie gehört. Kaum einer von ihnen wollte seine Heimat verlassen, um in | |
Europa sein Glück zu suchen. Doch der völlig ungehemmte Luftkrieg des | |
syrischen Regimes gegen zivile Ziele macht ein Ausharren in vielen Gebieten | |
unmöglich.“ | |
Es darf auch vom deutschen Außenminister mehr als der Kernsatz des | |
Philosophen Alf zu sagen verlangt werden: „Was nicht repariert werden kann, | |
ist auch nicht kaputt.“ Mag in Sachen Syrien so sein: Aber wieso hält der | |
Westen an Assad fest – weil dessen Unterstützer, der Iran, so ein | |
Umsatzbringer sein wird? Manchmal ist es zum Irrewerden! | |
11 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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