# taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Verfassung gegen das Chaos | |
> Das Parlament hat einen Verfassungsentwurf gebilligt. Das ebnet den Weg | |
> zu Wahlen - theoretisch. Dieses Jahr werden wohl keine mehr stattfinden. | |
Bild: Ein Wachsoldat am Parlamentsgebäude in Bangui. | |
BERLIN taz | Die Zentralafrikanische Republik hat einen wichtigen Schritt | |
zum Füllen des derzeitigen politischen Vakuums unternommen. Das | |
Übergangsparlament in der Hauptstadt Bangui billigte am Sonntag den Entwurf | |
einer neuen Verfassung, die dem Volk am 4. Oktober zur Abstimmung vorgelegt | |
werden soll. Dann sollen am 18. Oktober Parlaments- und Präsidentenwahlen | |
stattfinden, mit einer möglichen Stichwahl um die Präsidentschaft am 22. | |
November. Anfang 2016 könnte eine gewählte Regierung ihr Amt aufnehmen. | |
Die Zentralafrikanische Republik befindet sich im Chaos, seit der letzte | |
gewählte Präsident Francois Bozizé im März 2013 von der Rebellenkoalition | |
Séléka (Allianz) gestürzt wurde. Die Séléka konnte keine stabile Regierung | |
etablieren, und nach massiven Angriffen durch Bozizé-treue Milizen sorgte | |
eine französische Militärintervention im Januar 2014 für ihren Rücktritt. | |
Seither regiert die Bürgermeisterin von Bangui, Catherine Samba-Panza, als | |
Übergangspräsidentin. | |
Aber der Norden und Osten des Landes wird weiter von der mehrheitlich | |
muslimischen Séléka beherrscht, wenn überhaupt; im Süden und Westen haben | |
Bozizé-treue „Anti-Balaka“-Milizen 2014 Tausende Muslime getötet und geben | |
weiter den Ton an. Die UN-Blauhelmmission MINUSCA, die seit einem Jahr im | |
Land steht, steckt nach wiederholten Vorwürfen sexueller Übergriffe in | |
einer Krise und hat erst letzte Woche einen neuen Chef bekommen. | |
Wahlen noch in diesem Jahr gelten als ambitioniert, als das 2014 erstmals | |
beschlossen wurde. Es gibt keine funktionierende nationale Armee, die | |
bewaffneten Gruppen sind nicht demobilisiert, und es ist noch nicht einmal | |
die Wählerregistrierung beendet. Heute schon ist klar, dass kein denkbares | |
Wahlergebnis von allen anerkannt werden wird. | |
Unklar ist auch, wer überhaupt kandidieren darf. Nachdem die Führer der | |
Konfliktparteien, einschließlich Expräsident Bozizé, unter UN-Sanktionen | |
stehen und nicht kandieren dürfen, schloss das Verfassungsgericht in Bangui | |
am Montag auch alle Mandatsträger der amtierenden Übergangsregierung und | |
ihrer Vorgänger aus. | |
Damit bleibt kaum jemand mit einer realen Machtbasis übrig. Jetzt rüsten | |
sich Exilanten und die Söhne gesperrter Politikerr. | |
Der neue Verfassungsentwurf, im Lichte politischer Krisen in Ländern wie | |
Burundi erstellt, begrenzt die Zahl möglicher Amtszeiten auf zwei und fügt | |
hinzu, dies dürfe nicht verändert werden. Das Begehren, so eine Klausel | |
nicht zu respektieren, war einer der Gründe für den Sturz Bozizés 2013 | |
gewesen. | |
31 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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