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# taz.de -- Studie zu Kinderbetreuung: Etwas besser, aber nicht gut
> Der Betreuungsschlüssel in den Kitas hat sich leicht verbessert, so eine
> Studie. Die Unterschiede zwischen Ost und West bleiben jedoch groß.
Bild: Gute Plätze: Eine Erzieherin liest vor.
Berlin taz | Der eine will basteln, die andere toben, andere wollen ein
Buch vorgelesen bekommen. Ein Auge auf 15 Kinder zu haben und jedes
individuell zu fördern, ist nahezu unmöglich. Bei den ErzieherInnen sorgt
das für Überforderung und Stress.
Bundesweit haben sich die Personalschlüssel in den Kitas verbessert –
allerdings nur minimal. Das geht aus dem Länderreport zu „frühkindlichen
Bildungssystemen“ der Bertelsmann-Stiftung hervor. Im Durchschnitt kommen
demnach auf eine Vollzeit-Erzieherin oder einen -Erzieher 4,4
Krippenkinder. Bei den über Dreijährigen sind es 9,5 Kinder.
2012 waren es noch 4,8 Krippen- und 9,8 Kindergartenkinder pro Erzieher
gewesen. Von Bundesland zu Bundesland gibt es aber erhebliche Unterschiede.
Die Stiftung schlägt als idealen Wert einen Betreuungsschlüssel von 1:3 bei
den kleinen und 1:7,5 bei den größeren Kindern vor. Das schafft nur
Baden-Württemberg: Dort kümmert sich eine ErzieherIn um durchschnittlich
3,1 Krippen- und 7,7 Kindergartenkinder.
Das Schlusslicht bei der Betreuung der Kleinkinder bildet Sachsen mit einem
Schlüssel von 1:6,5. Bei den größeren Kindern ist die Situation in
Mecklenburg-Vorpommern am prekärsten – 14,4 Kinder hat eine ErzieherIn dort
zu beschäftigen.
## „Längst noch nicht überall kindgerecht“
Der Schweriner Sozialstaatssekretär Nikolaus Voss (SPD) kritisiert die
Studie: Statt der fachlichen Qualifikation würde nur die Anzahl der
MitarbeiterInnen berücksichtigt. Während sein Bundesland nur die Fachkräfte
zähle, würden in anderen Bundesländern alle Kita-Beschäftigten
mitgerechnet, also auch Praktikanten und Servicekräfte.
Insgesamt stellen die WissenschaftlerInnen ein starkes Ost-West-Gefälle
fest. In den alten Bundesländern müssen sich die ErzieherInnen um 3,6
Kleinkinder kümmern, im Osten um 6,1. „Die Personalschlüssel sind längst
noch nicht überall kindgerecht und pädagogisch sinnvoll, aber der Trend ist
positiv“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Nach wie
vor bestehen zwischen Ost und West aber auch große Unterschiede in der
Krippennutzung: Im Osten gehen 46,6 Prozent der unter Dreijährigen in die
Krippe, im Westen nur 22,7 Prozent.
Wie viel Zeit eine ErzieherIn mit wie vielen Kindern verbringt, das können
die Zahlen nur zum Teil abbilden. Denn die ErzieherInnen müssen in ihrer
Arbeitszeit auch noch eine ganze Reihe anderer Aufgaben erledigen:
Elterngespräche, Teamsitzungen, Fortbildungen.
Tom Erdmann, Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW Berlin, fordert,
dass eine verbindliche Gewährung von neun Stunden für die mittelbare
pädagogische Arbeit in die Personalberechnung einfließen muss.
Stiftungsvorstand Dräger schlägt bundesweit einheitliche Qualitätsstandards
vor. Dann könnten, so Dräger, neben Fachkraft-Kind-Relationen auch
Zeitbudgets für Aufgaben wie Vor- und Nachbereitung der pädagogischen
Arbeit festgelegt werden.
25 Aug 2015
## AUTOREN
Josephine Schulz
## TAGS
Kinderbetreuung
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