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# taz.de -- Proteste im rheinischen Braunkohlerevier: Musikalisch die Bagger bl…
> Gegen RWE, gegen Braunkohle: Mit einem Protestkonzert stoppt das
> Orchester „Lebenslaute“ am Sonntag die Arbeiten im Tagebau.
Bild: Die Instrumente sind gestimmt, das Konzert kann beginnen
MANHEIM taz | Mehr als die Hälfte der Einwohner haben das Dorf schon
verlassen. Der Laden steht leer, nur noch Umzugskisten sind in den
Schaufenstern zu sehen. Und ein Bus kommt sonntags auch nicht mehr.
Kerpen-Manheim im rheinischen Braunkohlerevier wird schon bald den Baggern
von RWE weichen. Doch an diesen Sonntag ist wieder Leben im Dorf.
Eine Woche nach der massenhaften Besetzung des Tagebaus Garzweiler haben
MusikerInnen des politischen Orchesters „Lebenslaute“ und verschiedene
Bürgerinitiativen zum erneuten Antikohleprotest geladen. „Es geht um die
Kontinuität des Widerstands“, erklärt Lebenslaute-Sprecher Marcus Beyer.
„Braunkohle ist einer der größten Klimakiller.“ Die MusikerInnen sind in
Bluse und Anzughose erschienen. Nur die Wanderschuhe verraten, dass das
eigentliche Ziel des Nachmittags ein ganz anderes ist: der Tagebau selbst.
Dort wollen sie musikalisch die Bagger blockieren.
Jahr für Jahr sucht sich das mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnete
Orchester einen Ort der musikalischen Intervention. Sie haben schon gegen
rassistische Abschiebepolitik im Innenministerium gespielt, beim G-8-Gipfel
und in Gorleben. Anders als bei anderen Demos gibt es bei den Aktionen von
Lebenslaute Walzer und Telemann. „Wir sind nicht gewalttätig, aber haben
ein gewaltiges Orchester“, erklärt einer der Musiker.
Am vergangenen Samstag war es bei den Protesten zu zahlreichen
Pfefferspray-Einsätzen gekommen. Weil sie unerlaubt das Betriebsgelände von
RWE betraten, erstatte der Konzern in rund 800 Fällen Strafanzeige. Das
stieß am Sonntag auf Kritik: „Die eigentliche Gewalt ist die
Umweltzerstörung durch RWE, die Vergiftung der Natur und die Vernichtung
von ganzen Landstrichen“, erklärte Dirk Jansen vom BUND auf der Kundgebung.
## Mehrere Bagger stehen still
Begleitet von einem großen Aufgebot von PolizistInnen setzt sich der Zug
aus rund 200 Menschen nach der Kundgebung auf dem Marktplatz in Manheim in
Richtung Tagebau Hambach in Bewegung. Doch noch vor dem Gelände ist vorerst
Schluss. Mehrere Dutzend PolizistInnen versperren den Weg.
Doch im zweiten Versuch erreichen die 70 MusikerInnen und ein Teil ihres
Publikums am frühen Abend doch noch den Tagebau: Unmittelbar vor einem der
großen Bagger stimmen sie ihre Instrumente und starten das Konzert - das
RWE-Mitarbeiter mit Sirenen und Megaphon-Durchsagen (“Sie begehen eine
Straftat“) behindern. Mehrere Bagger und das Förderband auf dem Gelände des
Tagebaus wurden angehalten.
Stillgestanden hatten Teile des Tagebaus bereits am Samstag: Da hatten am
frühen Morgen vier Aktivisten in vier Meter Höhe ihre Arme in Metallrohren
aneinandergekettet – unter dem Hauptförderband, über das die gesamte Kohle
aus dem Tagebau transportiert wird. Erst nach über sechs Stunden konnte die
Polizei sie befreien.
23 Aug 2015
## AUTOREN
Alina Leimbach
## TAGS
Polizei
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