# taz.de -- Parlamentswahl in Sri Lanka: Von Geistern und Elefantenhaaren | |
> Vor der Parlamentswahl senden Astrologen und Demoskopen gemischte | |
> Signale. Viele fürchten die Rückkehr des Expräsidenten Rajapaksa. | |
Bild: Der ehemalige General und Expräsident Mahinda Rajapaksa gilt als autorit… | |
Delhi taz | Sri Lankas ehemaliger Präsident, Mahinda Rajapaksa, ist bekannt | |
für seinen Glauben an die Kraft des Übersinnlichen. Seit einigen Wochen | |
trägt er neben den bekannten Edelsteinringen an jedem Finger auch noch ein | |
Armband aus Elefantenhaaren – die traditionell in Sri Lanka zur Abwehr | |
böser Geister verwendet werden. | |
Rajapaksa hat gute Gründe, sich jedweder Unterstützung zu versichern, denn | |
er hofft auf ein politisches Comeback bei den Parlamentswahlen am Montag. | |
Doch anders als bei den Präsidentschaftswahlen im Januar, die er | |
überraschend gegen seinen ehemaligen Gesundheitsminister Maithripala | |
Sirisena verlor, senden nicht nur die Astrologen gemischte Signale, sondern | |
auch die Demoskopen. | |
Sollte Rajapaksas United People’s Freedom Alliance (UPFA) am Montag eine | |
Mehrheit gewinnen, könnte der kurze politische Frühling, der im Januar mit | |
der Wahl Sirisenas ins Präsidentenamt begann, schon wieder vorbei. Sirisena | |
hat für diesen Fall bereits angekündigt, dass er Rajapaksa nicht zum | |
Premier ernennen werde. Mehrheit hin oder her. | |
Nach einer Umfrage eines unabhängigen Thintank in Colombo unterstützen die | |
tamilische und die muslimische Minderheit Sri Lankas, die Rajapaksas | |
Niederlage im Januar 2015 herbei geführt hatten, auch heute noch seinen | |
Rivalen, Premierminister Ranil Wickremsinghe und seine United National | |
Party (UNP). Die singhalesische Mehrheit hingegen spricht sich mit 36 | |
Prozent für Rajapaksa aus, gegenüber 31,9 Prozent für Wickremsinghe. | |
Insgesamt aber wollen nur 27,5 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Rajapaksa | |
als Premierminister sehen, 40 Prozent hingegen Wickremsinghe. | |
Rajapaksa, dem zugute gehalten wird, dass er die aufständischen „Tamil | |
Tigers“ militärisch niederschlagen und den mehr als 25 Jahre dauernden | |
Bürgerkrieg in Sri Lanka beendete, hatte am Ende seiner zehnjährigen | |
Amtszeit einen Großteil seiner Beliebtheit eingebüßt. | |
Sein autoritärer Regierungsstil, Nepotismus, Einschüchterungsversuche von | |
Journalisten und Oppositionellen und anhaltende Menschenrechtsverletzungen | |
gegen die tamilische Minderheit, hatten sein Regime diskreditiert. | |
Sirisenas Wahl signalisierte einen politischen Aufbruch auf der tropischen | |
Insel. Doch der 63-Jährige hat sich in den vergangenen Monaten nach Ansicht | |
politischer Beobachter zunehmend im Dickicht der komplizierten | |
Parteienpolitik Sri Lankas verheddert. | |
## Wenig Hoffnung auf Aussöhnung | |
Zwar konnte Sirisena nach einem Bericht der „International Crisis Group | |
„robuste Debatten und Kritik“ sowie „wichtige Regierungsreformen“ ansto… | |
So etwa eine Verfassungsänderung, die die Macht des Präsidenten beschnitten | |
hat. | |
Doch es ist ihm nicht gelungen, die Kontrolle über seine Sri Lanka Freedom | |
Party (SLFP) zu gewinnen, die die größte Partei innerhalb der UPFA ist. | |
Sein Versuch, die SLFP, die bisher im Parlament eine große Mehrheit hat, zu | |
einer Koalition mit Wickremsinghes UNP zu bewegen, stieß auf Widerstand in | |
der alten Garde und ermöglichte Rajapaksas Rückkehr als Spitzenkandidat der | |
UPFA. | |
Zur Wahl am Montag stehen somit der politische Aufbruch Sri Lankas und die | |
Aussöhnung mit der tamilischen Minderheit. Denn Sirisenas Reformkurs und | |
die Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkriegs | |
sind mit dem singhalesischen Nationalisten Rajapaksa als Premierminister | |
kaum vorstellbar. | |
16 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Britta Petersen | |
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