Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nachruf Manuel Contreras: Pinochets Mann fürs Grobe
> Chiles Ex-Geheimdienstchef war für Mord, Folter und Entführung zu 549
> Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nun starb er im Alter von 86 Jahren.
Bild: Chiles Präsidentin Michelle Bachelet nannte Contreras „eine der dunkel…
Buenos Aires taz | Er hätte noch sehr lange leben müssen, um alle seine
Strafen verbüßen zu können. 549 Jahre und 24 Tage Gefängnis hatte Manuel
Contreras abzusitzen. Für Mord, Folter, Entführung und Verschwindenlassen
war der einstige Chef des chilenischen Geheimdienstes während der Diktatur
von Augusto Pinochet verurteilt worden. Am Freitag ist er im Alter von 86
Jahren gestorben.
General Manuel Contreras war nicht nur Chef der Dirección de Inteligencia
Nacional (Dina), er baute sie auf. Am 12. November 1973, nur zwei Monate
nach dem Putsch gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende,
übernahm er die Leitung des Geheimdienstes und hielt sie bis zu dessen
Auflösung im Jahr 1977.
Als Pinochet 1990 abtrat, waren über 3.000 Regimegegner getötet worden,
Zehntausende wurden gefoltert oder ins Exil getrieben worden. Darunter auch
Chiles gegenwärtige Präsidentin Michelle Bachelet, die Contreras nach
seinem Tod als „eine der dunkelsten Figuren unserer Geschichte“ und
„Vergewaltiger der Menschenrechte“ bezeichnete.
Doch während der Diktator nie vor Gericht stand, häufte Contreras Urteil
für Urteil auf sich. Seine letzte Verurteilung erlebte er im Juli. Noch
einmal 13 Jahren Haft wegen der Entführung von Víctor Manuel Villarroel
Ganga. Der damals 18-Jährige war 1974 von Geheimdienstmitarbeitern
verschleppt worden. Seither fehlt von ihm jede Spur. 1975 stand sein Name
auf einer von der chilenischen Presse veröffentlichten Liste mit 119
Personen, die angeblich bei Auseinandersetzungen zwischen linken
Oppositionellen getötet wurden. Später stellte sich heraus, dass die
Regimekritiker einer Mordaktion des Geheimdienstes zum Opfer gefallen
waren.
Die Urteile gegen Contreras waren hart, die Haft selbst aber nicht. Lange
Zeit hatte er zusammen mit lediglich neun weiteren Gefangenen auf einem
Militärgelände in bequemen Blockhütten gesessen. Menschenrechtler hatten
das wiederholt als Luxusgefängnis kritisiert. 2013 lieferte Contreras
selbst einen Grund für die Schließung der Freizeitanlage. In einem
Interview hatte er sich über die Haftbedingungen lustig gemacht. Die Wärter
seien nur dazu da, den Gehstock zu halten, so Contreras.
Schließlich wurden alle in die Strafanstalt Punta Peuco verlegt, auch dort
wurde so manch rauschendes Fest gefeiert. Punta Peuco war 1995 eigens für
Contreras eingerichtet worden, nachdem er für den Mord an Orlando Letelier
verurteilt wurde. Der war Außenminister von Allende. 1976 wurde er durch
eine Autobombe in Washington getötet – nur eines von mehreren prominenten
Opfern, denen Contreras im Ausland nachstellte.
9 Aug 2015
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Chile
Geheimdienst
Augusto Pinochet
Salvador Allende
Chile
Folter
Chile
Affäre
Chile
## ARTIKEL ZUM THEMA
Porträt Isabel Allende Bussi: Auf den Spuren des Vaters
Nach dem Militärputsch floh sie ins Exil, 1989 kehrte sie nach Chile
zurück. Jetzt will die Tochter Salvador Allendes als Präsidentin
kandidieren.
Deutsch-chilenischer Liebesroman: Die Welt ist in Aufruhr
Linksploitation bei Sascha Reh: Studentenrevolten, Revolutionsromantik und
Computerexperimente unter Allende – bunt und spannend erzählt.
Schiff mit Foltergeschichte: Die Schatten der „Weißen Dame“
Der chilenische Segler „Esmeralda“ besucht die Sail. Unter der
Pinochet-Diktatur diente das Schiff Folterknechten. Beim Marineevent ist
das kein Thema.
Roman „Bonsai“ von Alejandro Zambra: Liebe in Zeiten des Übergangs
Der chilenische Autor resümiert eine Liebesgeschichte zweier
Literaturstudenten in der Nach-Pinochet-Zeit. Sie endet tragisch.
Korruptionsskandal um Ultrarechte: Chiles Justiz räumt auf
Die Getreuen des Exdiktators Pinochet verwickeln sich in einen Steuer- und
Korruptionsskandal. Erstaunlich für viele Chilenen: Ihre Justiz
funktioniert.
Chiles Luxus-Gefängnis vor Schließung: Pinochets Chefspitzel erschießt sich
Für seine Taten während der Diktatur saß Odlanier Mena im Luxus-Knast Penal
Cordillera. Der soll nun dicht gemacht werden. Der 87-jährige entging der
Verlegung durch Suizid.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.