# taz.de -- Doppelmoral der Wirtschaftsförderer: Die Freiburger Öko-Angeber | |
> Eigentlich vermarktet sich Freiburg gerne als „Green City“. Bei einem | |
> eigenen Neubau ist der Stadt das Öko-Image aber plötzlich egal. | |
Bild: Gar nicht so grün, sondern – von oben – eher grau: Freiburg. | |
FREIBURG taz | Auf Messen rund um den Globus vermarkten Freiburgs | |
Wirtschaftsförderer ihre Stadt – durchaus mit Erfolg – als „Green City�… | |
Und stets treten sie dort mit dem Anspruch auf, der Welt zu zeigen, wie man | |
es richtig macht mit dem ökologischen Bauen. Doch nun plant die städtische | |
Gesellschaft „Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe“ (FWTM) ihr neues | |
Verwaltungsgebäude – und zwar ganz konventionell, ohne jegliche | |
Öko-Innovation. Von einem Passivhaus oder gar einem Plus-Energiestandard | |
will der Aufsichtsrat der Gesellschaft nichts wissen. Zu teuer, hieß es. | |
Der Gemeinderat nickte den ambitionslosen Bau ab. | |
Die versammelten Freiburger Energieexperten sind nun sauer: „Das Minimum | |
ist nicht genug – schämt euch, Ihr Öko-Angeber!“, haben sie kürzlich ein… | |
offenen Brief überschrieben. Verfasser sind all jene Vordenker, die seit | |
Jahren in Freiburg den Sachverstand des ökologischen Bauens repräsentieren, | |
darunter die Energieagentur Regio Freiburg und mehrere örtliche | |
Solararchitekten und Planer, darunter der Branchen-Pionier Rolf Disch. | |
„Seit Jahren wird unsere Green City weltweit vermarktet mit Projekten, die | |
meist privat entstanden sind“, heißt es in dem Schreiben. Bei jeder | |
Einweihung solcher von Bürgern finanzierten Projekte seien „die Herren | |
Wirtschaftsförderer wort- und lautstark dabei“, doch nun, wo sie ihr | |
eigenes Gebäude planen, soll es beim dürftigen Normstandard bleiben. | |
Im Freiburger Rathaus gibt man sich gelassen. Die Angriffe hätten „nicht | |
überrascht“, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Schließlich ist die Stadt | |
gewöhnt, dass ihre Bürger auf eine ambitioniertere Umweltpolitik drängen. | |
Weiter äußern will sich die Stadt zu dem aktuellen Vorfall aber nicht – | |
offenbar um nicht noch mehr Aufsehen um das neue Verwaltungsgebäude ihrer | |
Tochter FWTM zu erregen. | |
Deren Chef Bernd Dallmann gibt sich unterdessen konziliant. Emotional könne | |
er die Kritik der Bürger verstehen, sagt er – und dann zählt er die | |
Sachzwänge auf, denen man bei dem Projekt unterliege, architektonisch wie | |
finanziell. Gleichwohl will sich Freiburgs oberster Wirtschaftsförderer | |
nach den heftigen Angriffen nun mit den zum Teil bundesweit bekannten | |
Energieexperten aus der Stadt treffen. An dem Energiekonzept des | |
20-Millionen-Euro-Projekts werde ja ohnehin noch gearbeitet, sagt er. Es | |
wird zugleich auch eine Arbeit am Renommee der „Green City“ sein. | |
9 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
## TAGS | |
Freiburg | |
Öko | |
Erneuerbare Energien | |
Wirtschaft | |
Tourismus | |
Rotterdam | |
Freiburg | |
Freiburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ökologisch korrekter Urlaub: Der Preis schlägt Nachhaltigkeit | |
Touristen nerven, doch sie könnten stärker gesteuert werden. Fast ein | |
Drittel der deutschen Touristen wünscht sich einen ökologisch einwandfreien | |
Urlaub. | |
Architekturbiennale in Rotterdam: Im Urbanen ist alles möglich | |
Natur bricht in die Stadt ein, Restgrün wird überbaut, eine Stadt geht | |
schier unter. In Rotterdam wird Bedrohliches und Utopisches gezeigt. | |
Freiburg, die Grünen und das Stadion: Aufbegehren in Mooswald | |
Die grün regierte Stadt bemüht sich um eine Politik des Dialogs mit den | |
Bürgern. Nun gibt es Streit um den Stadionneubau des SC Freiburg. | |
Windenergie in Deutschland: Der Herr der Windrädle | |
Windräder kosten Milliarden und ragen hässlich in den Himmel. Geht es auch | |
eine Nummer kleiner? Ja, sagt der Architekt Wolfgang Frey. | |
Krieg in Afghanistan: White City, Green City | |
Die Böll-Stiftung zieht ihre Büroleiterin aus Kabul ab. Seit der | |
Bekanntgabe des Abzugs der Truppen sei die Gefahr „nicht mehr | |
kalkulierbar“. |