# taz.de -- Ökologisch korrekter Urlaub: Der Preis schlägt Nachhaltigkeit | |
> Touristen nerven, doch sie könnten stärker gesteuert werden. Fast ein | |
> Drittel der deutschen Touristen wünscht sich einen ökologisch | |
> einwandfreien Urlaub. | |
Bild: Alkohol bis zum Umfallen: Organsierte Kneipentour in Berlin. | |
In Berlin kochen die negativen Emotionen gegenüber Touristen so hoch, dass | |
der örtliche Tourismusverband neuerdings über eine Broschüre versucht, | |
Berlin-Besuchern die grundlegendsten Benimmregeln beizubringen. Für 1,50 | |
Euro. | |
Glaubt man der jüngsten Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und | |
Reisen, sind wir fest zur Nachhaltigkeit entschlossen. Immerhin 31 Prozent | |
der befragten deutschen Touristen wünschen sich ein „ökologisch | |
einwandfreies Urlaubserlebnis“. | |
38 Prozent möchten mit ihrer Reise gern den Einheimischen etwas Gutes tun. | |
Sage und schreibe 65 Prozent wollen in Zukunft am liebsten nur noch | |
nachhaltig verreisen. Müsste es da nicht auf deutschen Städteportalen von | |
nachhaltigen Urlaubsangeboten nur so wimmeln? | |
Doch allen Trendstudien zum Trotz: Wenn es bei der Urlaubsbuchung um die | |
Wurst geht, gibt es viele Dinge, die wichtiger sind als ein reines | |
Umweltgewissen oder die Ruhe der Menschen vor Ort. Der Reisepreis zum | |
Beispiel. Die Städteportale machen sich genau das zu eigen. Sie bedienen | |
vor allem die Nachfrage – manche mehr, manche weniger innovativ. | |
Nachhaltigkeit steht da nicht an erster Stelle. | |
Doch es gibt sie, die nachhaltigen Angebote. Berlin und Bonn etwa | |
profilieren sich erfolgreich als Gastgeber nachhaltiger Kongresse. Beide | |
Städte sind dabei, diese „Green Meetings“ massiv auszubauen. Nachhaltigkeit | |
richtet sich hier hauptsächlich an Geschäftsreisende. | |
Der Freizeittourist bekommt davon wenig mit. Die selbsternannte Solar- und | |
Umwelthauptstadt Freiburg ist da schon einen Schritt weiter. Das Label | |
„Green City“ zielt zwar in erster Linie auf Fachbesucher, prägt aber läng… | |
auch Freiburgs Image als grüne Vorzeigestadt. Wir erwarten, dass es hier | |
mehr städtische Grünflächen, Ökomärkte, Eco-Hotels und sonstige grüne | |
Angebote gibt als im Rest der Republik. | |
Was nachhaltigen Verkehr angeht, haben die meisten Städte ihre Lektion | |
gelernt. Besucherkarten, die Benutzern von Bus und Bahn vergünstigte | |
Eintritte zu Sehenswürdigkeiten einräumen, sind gang und gäbe. Verbreitet | |
sind auch attraktive Übernachtungspauschalen in Kooperation mit der | |
Deutschen Bahn. Rad- und Wandertouren oder Stadtrundgänge für Fußgänger | |
finden sich ebenfalls zuhauf. | |
Die laufen dann wie in Heidelberg unter Überschriften wie „Aktiv & Natur“ | |
und binden vom örtlichen Reiseführer bis zum Winzer die unterschiedlichsten | |
lokalen Anbieter ein. Überhaupt entdecken die Tourismusämter zunehmend ihre | |
Bürger als Adressaten nachhaltiger Botschaften. Dresden etwa hat im | |
Stadtgebiet mehrere Bienenbeuten aufgestellt, um auf die Gefährdung der | |
Bienenvölker aufmerksam zu machen. | |
Zusätzlich können Dresdner – Dresden-Besucher natürlich auch! – eine | |
Bienenweide-Mischung als Saatgut für den heimischen Balkon oder Garten | |
kaufen. Der so gewonnene Honig eignet sich bestens als nachhaltiger | |
Werbeträger und bietet seinen Käufern zugleich einen echten Mehrwert. | |
2 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Lorenz Töpperwien | |
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