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# taz.de -- Zschäpe zeigt ihre Anwälte an: Mit allen Mitteln
> Beate Zschäpe sucht im NSU-Prozess die Eskalation: Jetzt hat sie ihre
> Pflichtverteidiger angezeigt – in der Hoffnung, sie doch noch
> loszuwerden.
Bild: Traute Eintracht herrscht schon lange nicht mehr zwischen Beate Zschäpe …
Hamburg taz | Beate Zschäpe weiß, was sie will. Mit allen Mitteln versucht
die Hauptangeklagte im NSU-Verfahren vor dem Oberlandesgericht München,
ihre drei ursprünglichen Pflichtverteidiger loszuwerden. Am Freitag stellte
die 40-Jährige bei der Staatsanwaltschaft München I Strafanzeige gegen ihre
Anwälte Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer und Anja Sturm. Ihr Vorwurf, so ein
Sprecher der Staatsanwaltschaft: Verletzung der anwaltlichen
Verschwiegenheitspflicht.
In der Anzeige nach Paragraf 203 des Strafgesetzbuches wirft Zschäpe den
Rechtsanwälten Stahl, Heer und Sturm vor, sie hätten Privatgeheimnisse
ausgebreitet. Vor allem bezieht sie sich auf ein Gespräch zwischen dem
Vorsitzenden Richter Manfred Götzl und ihren bisherigen
Pflichtverteidigern. Diese fürchteten, wegen der Benennung des vierten
Pflichtverteidigers Mathias Grasel könnte ihr Verhältnis zur ihrer
Mandantin geschwächt werden. Heer soll zu Götzl zudem gesagt haben, sie
hätten Zschäpe nie an einer Aussage gehindert. Zschäpe schweigt seit 220
Verhandlungstagen. „Wenn sie hätte aussagen wollen, hätte sie das gekonnt�…
wird Heer zitiert.
Eine interessante Information über das Verhalten von Zschäpe. Denn bisher
wurde ihr unterstellt, allein auf Anraten ihrer Verteidigung nicht zu
reden. Trifft die Behauptung zu, müsste über Zschäpes politische
Einstellung und persönliche Willenskraft neu diskutiert werden.
Am Montag hatte Götzl sich in einer dienstlichen Erklärung auf das Gespräch
bezogen. Vorangegangen war ein Entpflichtungsantrag von Zschäpe gegen
Sturm. In der Verhandlung gab Grasel die Verwunderung von Zschäpe kund, da
sie keine Kenntnis von diesem Gespräch gehabt haben will: Es führe
„naturgemäß zu Befremden“, dass über ein angebliches Aussageverhalten
geredet werde. Am nächsten Tag beantragte Zschäpe prompt die Entpflichtung
von Heer. Zuvor hatten Stahl, Heer und Sturm per Antrag versucht, sich
entpflichten zu lassen. Das Gericht hatte das aber abgelehnt.
Die Strafanzeige müsse nun überprüft werden, sagt der Sprecher der
Staatsanwaltschaft. Bis wann ein Ergebnis vorliegen könnte, ließ er offen.
Am Donnerstag soll die Anzeige schon bei Stahl, Heer und Sturm eingegangen
sein. Sie werten die Vorwürfe als haltlos.
Eine Entlassung der Verteidiger könnte den gesamten NSU-Prozess gefährden.
Doch das scheint weiter unwahrscheinlich: „Diese Anzeige wird nicht zur
Folge haben, dass Frau Zschäpe so die Entpflichtung ihre Anwälte erreicht“,
urteilt jedenfalls Alexander Hoffmann, einer der Nebenklagevertreter im
Münchner NSU-Prozess.
24 Jul 2015
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
Beate Zschäpe
NSU-Prozess
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Rechtsextremismus
Manfred Götzl
NSU-Prozess
Schwerpunkt Rechter Terror
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Rechtsextremismus
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