# taz.de -- Burundi nach den Wahlen: Der Nachfolgestreit beginnt | |
> Nach dem Wahlsieg von Präsident Nkurunziza will sein Hauptrivale Rwasa | |
> Vize und Erbe werden. Die Protestbewegung will ihn stürzen. | |
Bild: Trauermarsch für getöteten Rwasa-Anhänger Emmanuel Ndere in Bujumbura. | |
Bujumbura taz | Es ist gespenstisch ruhig nach den Wahlen in Burundis | |
Hauptstadt. Die meisten Läden sind geschlossen, die Leute bleiben zu Hause. | |
Erneut hat es Schießereien in der Nacht gegeben. | |
Am Donnerstag marschiert ein Trauerzug hinaus zum Friedhof: Ein Polizist, | |
der in der Nacht vor dem Wahltag erschossen worden war, wird beerdigt, | |
außerdem ein in der Nacht zum Donnerstag getöteter Anhänger des | |
Oppositionspolitikers Agathon Rwasa. | |
Der liegt in den Wahlergebnissen an zweiter Stelle. Der unabhängige | |
Radiosender Isanganiro, dessen Büros im Mai während des Putschversuchs | |
zerstört wurden, veröffentlicht im Internet Teilergebnisse aus den | |
verschiedenen Provinzen. Dabei gibt es keine großen Überraschungen: | |
Präsident Pierre Nkurunziza führt klar, aber in und um Bujumbura bekommt | |
auch Rwasa viele Stimmen. | |
Rwasa schlägt nun vor, eine Regierung der nationalen Einheit zu formen, um | |
einen möglichen Bürgerkrieg in Burundi abzuwenden. Darin könnte er | |
Vizepräsident werden. Er war selbst einmal Chef der | |
Hutu-Rebellenorganisation FNL (Kräfte der Nationalen Befreiung), die noch | |
bis 2009 gegen Nkurunziza vom Nachbarland Kongo aus gekämpft hat. Dann gab | |
die FNL ihre Waffen ab und gründete eine politische Partei. Heute ist Rwasa | |
der unabhängige Präsidentschaftskandidat der Oppositionskoalition „Amizero | |
y’Abarundi”. | |
## Idee der Einheitsregierung | |
Rwasa ist ein Stratege, der Nkurunzizas Nachfolge antreten will. Er schlägt | |
vor, die Amtszeit des Präsidenten in einer Einheitsregierung auf ein oder | |
zwei Jahre zu begrenzen. Dies würde ihm ermöglichen, rasch selbst | |
Staatschef zu werden. | |
Eine solche Einheitsregierung war einer der Punkte, die vor den Wahlen | |
unter Ägide der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) verhandelt werden | |
sollten. Doch nachdem vergangenen Sonntag die Regierungsdelegation nicht | |
mehr zu den Gesprächen auftauchte, wurden die Verhandlungen unter | |
Vermittlung von Ugandas Verteidigungsminister Crispus Kiyonga ausgesetzt. | |
Nkurunzizas Medienberater Willy Nyamwite räumt jetzt ein: Präsident | |
Nkurunziza sei bereit, „eine Regierung zu bilden, die alle Kräfte der | |
burundischen Gesellschaft einschließt“. Lenkt Nkurunziza ein, könnten die | |
Verhandlungen jetzt nach den Wahlen fortgesetzt werden. Die | |
Regierungsposition wäre dann aber gestärkt: Die Frage nach der Legitimität | |
von Nkurunzizas dritter Amtszeit wäre vom Tisch. | |
## Rebellion formiert sich im Norden | |
Die Afrikanische Union hat mittlerweile Militärbeobachter geschickt, die | |
die Entwaffnung aller Milizen observieren sollen. Die Opposition wirft der | |
CNDD-FDD Jugendorganisation Imbonerakure vor, ihre Mitglieder seien vom | |
Geheimdienst trainiert und bewaffnet worden. Auf der anderen Seite sind | |
Teile der Armee desertiert und formieren in den Bergen im Norden, entlang | |
der Grenze zu Ruanda, eine Rebellion, um Nkurunziza zur Not mit Gewalt zu | |
stürzen, sollte er am 26. August – wenn seine laufende Amtszeit abläuft – | |
tatsächlich erneut vereidigt werden. | |
Die bislang gewaltfreie Protestbewegung Arusha gegen die dritte Amtszeit | |
zeigt sich mit den Rebellen solidarisch. Sie sagt klipp und klar: Sie werde | |
Nkurunziza nicht anerkennen. „Eine dritte Amtszeit verletzt eindeutig den | |
Arusha-Friedensvertrag und das kann uns Krieg und Völkermord | |
zurückbringen“, so Jeremie Minani, Sprecher der Arusha-Bewegung, gegenüber | |
der taz. | |
23 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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