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# taz.de -- Umstrittene Kupfermine „Tía María“: Ihr protestiert, wir bauen
> Landesweit gab es Proteste gegen den Bau einer Kupfermine. Doch die
> Regierung von Peru will das Projekt nicht aufgeben.
Bild: „Landwirtschaft ja, Mine nein“: Peruanische Landwirte demonstrieren i…
Hamburg taz | Für Perus Bergbauministerin Rosa María Ortiz ist alles ganz
einfach: „Bis zum Jahresende werden wir das Projekt Tía María umgesetzt
haben. Dafür werden wir Gespräche mit der Bevölkerung führen“, erklärte …
Ministerin in den letzten Tagen wiederholt. Dafür sei auch die Aufhebung
des Ausnahmezustands über die Provinz Islay eine denkbare Option, denn
schließlich sei es dort ruhig.
Der Ausnahmezustand gilt seit dem 22. Mai und wurde für sechzig Tage
verhängt, um die gewaltsamen Proteste gegen den Bau der Kupfermine Tía
María zu beenden. [1][Dabei waren im Mai vier Menschen getötet worden];
daraufhin hatte der Bergbaukonzern Southern Copper die Bauarbeiten zur
Installation des Bergwerks eingestellt – als ersten Schritt zur
Deeskalation der Situation in der Agrarregion.
Doch die Proteste, die von den Bauern des Tambotals angeführt wurden,
gingen weiter, so dass eine Woche später das Militär geschickt wurde. Das
kontrolliert seitdem die Region. Dort herrscht eine trügerische Ruhe.
Umfragen haben ergeben, dass 55 Prozent der Peruaner gegen die Durchsetzung
des Bergbauprojekts sind, während 42 Prozent dafür stimmen.
In der Folge hat es landesweit Solidaritätsmärsche gegeben. Auch aus diesem
Grund halten Experten wie der ehemalige Vize-Umweltminister José de Echave
das Projekt für nicht durchsetzbar. „Wie in allen Tälern nahe der Küste ist
Wasser eine begrenzte Ressource, und die Bauern befürchten, dass die Mine
ihr Wasser beanspruchen und kontaminieren könnte“, sagte der Ökonom, der
für die Einwicklungsorganisation Coper-Acción arbeitet.
## Die Bauern trauen der Regierung nicht
Das Tambotal ist fruchtbar, die Erträge sind gut, und die Bauern trauen der
Regierung schlicht nicht über den Weg. Einer der beiden Krater, an dem im
offenen Tagebau Kupfer gefördert werden soll, wird sich den Plänen zufolge
nur einige hundert Meter vom Río Tambo befinden. Für die Bauern, die dort
rund 13.000 Hektar bewirtschaften, ist dies nicht annehmbar, und daran hat
sich durch den Ausnahmezustand vermutlich kaum etwas geändert.
Das bestätigt auch der Ökonom Hernando de Soto im Interview mit El
Comercio: Die Regierung sei nicht in der Lage, einen versöhnlichen Ton
anzuschlagen und Konflikte zu moderieren. „Das Bergbaumodell, basierend auf
der Konzessionierung und Umweltgutachten, funktioniert nicht“, erklärte de
Soto, der mit seinem Institut für Freiheit und Demokratie (ILD) frühere
Regierungen beraten hat. Für ausgesprochen schwach hält er die Regierung,
weil sie kaum in der Lage war, auf die Protestierenden zuzugehen und zu
verhandeln.
Dafür macht Carlos Monge den Präsidenten Ollanta Humala persönlich
verantwortlich: „Er kommt aus dem Militär, ist es gewohnt, Befehle zu
geben, und hat es nicht gelernt zu verhandeln“, so der regionale
Koordinator des Natural Resource Governance Institute in Lima. Das setzt
sich für einen transparenten und effektiven Umgang mit den Ressourcen ein.
Doch genau das ist in Lima eben nicht gegeben. Dort kann jeder und jede
eine Bergbau-Konzession beantragen. Quasi das ganze Land sei
konzessioniert, selbst sensible Territorien in den Amazonasgebieten oder
touristische Highlights des Landes wie die Thermalbäder von Baños de Inca
nahe Cajamarca.
„Diese Bergbaupolitik produziert Konflikte, und dass es zu Protesten um Tía
María kommen würde, war seit Jahren klar“, so Monge. Doch die Regierung ist
offenbar gewillt, das Projekt durchzudrücken – anders ist die Aussage von
Bergbauministerin Rosa María Ortiz kaum zu verstehen. Sie will zwar
verhandeln, aber gleichzeitig steht schon fest, dass die Mine noch in
diesem Jahr die Arbeit aufnehmen soll.
8 Jul 2015
## LINKS
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## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Kupfermine
Peru
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