| # taz.de -- Konflikt um Kupfermine: Das Misstrauen ist geblieben | |
| > Mit einem runden Tisch hat Perus Regierung den Bergbaukonflikt in Espinar | |
| > unter Kontrolle bekommen. Doch die Ursachen sind geblieben. | |
| Bild: Die Eskalation von 2012 und die schmerzhaften Erinnerungen: Zwei Menschen… | |
| ESPINAR taz | Die Förderung in der Kupfermine Tintaya, deren Krater tief in | |
| die Anden im Süden Perus hineinreicht, ist vor zwei Jahren eingestellt | |
| worden. Hier wird nun renaturiert. Die Mine Antapaccay, die zum gleichen | |
| Komplex des Schweizer Rohstoffkonzerns Glencore/Xstrata in der Nähe der | |
| Provinzhauptstadt Espinar gehört, läuft dagegen unter Volllast. Jael Díaz, | |
| der kleingewachsene Kommunikationsverantwortliche des Unternehmens, ist | |
| froh, dass es hier wieder ruhig geworden ist. „Die Reserven reichen | |
| mindestens bis 2028“, sagt er. | |
| „Der runde Tisch zwischen den lokalen Organisationen, unserem Unternehmen | |
| und der Regierung hat für ein Ende der Proteste gesorgt“, erklärt Díaz, der | |
| im drei Fahrtstunden entfernten Arequipa lebt. Im April und Mai 2012 waren | |
| große Teile der Bevölkerung der Region auf die Straße gegangen. Sie waren | |
| sicher, dass der Bergbaukonzern das Wasser mehrerer Flüsse kontaminiert | |
| hatte. | |
| Zudem gab es Mutmaßungen, dass auch die Rückhaltebecken der Mine Tintaya | |
| nicht dicht seien. Weil sie ihren Forderungen nach detaillierter Aufklärung | |
| und mehr Geld für regionale Entwicklungsprojekte Nachdruck verleihen | |
| wollten, blockierten Anwohner Ende Mai 2012 die damals noch arbeitende | |
| Mine. Die Polizei griff ein, die Situation eskalierte. Die Bilanz: zwei | |
| Demonstranten tot, neunzig verletzt. | |
| Daraufhin wurde die Politik aktiv. Umweltminister Manuel Pulgar Vidal | |
| leitete den Dialog zwischen Zivilgesellschaft, Unternehmen und den | |
| staatlichen Institutionen. Er ist mit dem Ergebnis ausgesprochen zufrieden. | |
| „Ich denke, dass der Fall Espinar Vorbildcharakter hat, weil es dort | |
| gelungen ist, über den Dialog zu Lösungen zu kommen“, sagte der Minister | |
| der taz. | |
| ## Befürchtungen der Bevölerung wurden ernst genommen | |
| Positiv ist – das bestätigt auch Ruth Luque Ibarra von der Organisation | |
| „Menschenrechte ohne Grenzen“, die den Konflikt seit Jahren beobachtet –, | |
| dass erstmals sämtliche staatlichen Institutionen in Espinar vor Ort waren. | |
| Die Wasserqualität wurde untersucht, ebenso aber auch Urin- und Blutproben. | |
| „Das hat es noch nie gegeben, dass die Befürchtungen der Bevölkerung ernst | |
| genommen wurden und ein zentrales Thema am runden Tisch wurden“, erklärt | |
| die Menschenrechtsaktivistin. | |
| Doch warum die Regierung den Befürchtungen nicht auf den Grund gegangen ist | |
| und en detail geklärt hat, woher die Kontaminierung von Dutzenden von | |
| Wasserquellen mit Schwermetallen wie Blei oder Kadmium kommt, kann sie bis | |
| heute nicht verstehen. | |
| Dass der Umgang mit den Untersuchungsergebnissen ganz transparent gewesen | |
| sein soll und sie sogar den Gemeinden vorgestellt worden seien, wie | |
| Minister Pulgar Vidal erklärt, ist Jorge Casanova neu. Der peruanische | |
| Ingenieur arbeitet für die Entwicklungsorganisation Cooperacción, die sich | |
| für sauberen Bergbau und die Partizipation der lokalen Bevölkerung | |
| einsetzt, und leitet das Büro in Espinar. Die Broschüre des | |
| Umweltministeriums mit den Ergebnissen des runden Tisches und konkreten | |
| Angaben zu den Wasserquellen, bei denen Grenzwerte überschritten werden, | |
| sei in Espinar nie angekommen, sagt Casanova. „Hier wurden alle Teilnehmer | |
| des runden Tisches auch zum Schweigen verpflichtet.“ | |
| ## Schwermetalle im Trinkwasser | |
| Von der in Lima viel gelobten Transparenz ist in Espinar wenig zu sehen und | |
| das Misstrauen gegen Glencore/Xstrata nicht ausgeräumt, wie Viehhändler auf | |
| der jeden Sonntag stattfindenden Viehverkaufsmesse bestätigen. Das | |
| bestreitet Oscar Delgado, einer der leitenden Manager des Bergbaukonzerns, | |
| der sein Büro in Lima hat. Er führt die Kontaminierung des Flusses Salado | |
| und anderer Wasserquellen auf natürliche Ursachen zurück. „Die Anden sind | |
| ein junges Gebirge. Der Fluss heißt nicht umsonst Salado, es gibt mehrere | |
| aufsteigende Wasserquellen, die belastet sind“, sagt er. | |
| Salado heißt versalzen. Die Proben, die die peruanischen Behörden 2012 und | |
| 2013 an rund 120 Stellen in der Region um den Bergbaukomplex genommen | |
| haben, belegen allerdings die Existenz von zahlreichen Schwermetallen im | |
| Trinkwasser. | |
| 2014 wurden bisher noch keine Proben genommen, so Ingenieur Casanova. „Doch | |
| wir bräuchten ein regelmäßiges Monitoring, Analysen, um festzustellen, | |
| woher die Belastung kommt.“ Doch das scheint der peruanischen Regierung zu | |
| teuer, längst sind die staatlichen Institutionen wieder abgerückt. | |
| Glencore/Xstra weist hingegen jede Verantwortung von sich und betont, dass | |
| die neue Mine über modernste Technologie verfüge. Gleichwohl wurde der | |
| Konzern im Januar 2014 wegen der bereits 2012 erfolgten Kontaminierung von | |
| Viehweiden mit in Wasser gelösten Kupfersedimenten zu einer Geldstrafe | |
| verurteilt. Gute Gründe, weshalb das Misstrauen gegenüber dem | |
| Bergbaukonzern in der Region alles andere als ausgeräumt ist. | |
| 19 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Knut Henkel | |
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