# taz.de -- Kommentar Rot-Rot-Grün: Sportlicher Zeitplan | |
> Wer 2017 Rot-Rot-Grün will, muss jetzt mit Gesprächen beginnen. Die | |
> Reformer der Linkspartei machen das Gegenteil. Zielen sie auf 2021? | |
Bild: Werden hier mal Grüne, Linke und Sozialdemokraten sitzen? 2017 wohl noch… | |
Die Strategie ist verwegen: Die Reformer innerhalb der Linkspartei wollen | |
auf Fundamentalopposition zur SPD gehen, damit die Sozialdemokraten unter | |
Druck geraten und ihren Rechtskurs verlassen. Pünktlich zur Bundestagswahl | |
2017 sollen die Sozen dadurch zur Besinnung kommen und einer rot-rot-grünen | |
Koalition doch noch zustimmen. | |
Auch wenn die Wahl noch über zwei Jahre entfernt ist: Dieser Zeitplan ist | |
mehr als sportlich. Regierungskoalitionen entstehen nämlich nicht in den | |
wenigen Wochen zwischen dem Wahlabend und dem Ende der | |
Koalitionsverhandlungen. Sie brauchen Vorbereitung, vor allem dann, wenn | |
die beteiligten Parteien auf Bundesebene noch nie zusammengearbeitet haben. | |
Wer 2017 Rot-Rot-Grün will, muss jetzt mit den Gesprächen beginnen. Er muss | |
ausloten, mit welchen Versprechen solch ein Bündnis in den Wahlkampf ziehen | |
kann. Er muss die Skeptiker in allen beteiligten Parteien überzeugen. Er | |
muss die wichtigen Akteure an einen Tisch setzen. Nicht nur diejenigen, die | |
ohnehin miteinander können. Sondern gerade diejenigen, die ein gemeinsames | |
Bündnis eigentlich ablehnen. So weit, wie SPD und Linkspartei teilweise | |
auseinanderliegen, ist das keine Sachen von Wochen und Monaten, sondern von | |
Jahren. | |
Ist der Vorstoß der Linken-Reformer deshalb Unsinn? Nicht unbedingt. Dass | |
Rot-Rot-Grün für 2017 nicht die realistischste Variante ist, dürfte ihnen | |
bewusst sein. Sich jetzt weiter der SPD anzunähern, wäre deshalb unter | |
Umständen vergebene Mühe. Durch einen klaren Oppositionswahlkampf könnte | |
die Linkspartei den Sozialdemokraten stattdessen Sitze im Bundestag | |
abluchsen. | |
Die SPD muss dann umdenken: Kommt sie 2017 wieder nicht über 25 Prozent | |
hinaus, werden ihre Mitglieder nach neuen Machtoptionen rufen. Die | |
Parteispitze kann dann gar nicht anders, als ernsthaft über Rot-Rot-Grün | |
nachzudenken. Bis 2021 hätte sie vier Jahre Zeit. Genug, um Rot-Rot-Grün | |
ernsthaft vorzubereiten. | |
8 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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