# taz.de -- Thom Feeney über Geld für Griechenland: „Viele dachten, das sei… | |
> Thom Feeney will die griechische Wirtschaft sanieren. Mit reichlich | |
> Crowdfunding und ganz viel Spaß. Insbesondere Deutsche wollen helfen, | |
> sagt er. | |
Bild: Würden alle Menschen in der EU drei Euro spenden, wären Griechenlands I… | |
taz: Herr Feeney, in ihrer Karriere arbeiteten sie lange im Marketing für | |
Theatergruppen. Da gibt es keinen direkten Zusammenhang mit der | |
Finanzkriese Griechenlands. | |
[1][Thom Feeney]: Das Internet bietet heute großes Potenzial, um so etwas | |
zu machen. In der Theaterwelt brauchen die Leute immer zusätzliches Geld, | |
somit hilft es, wenn man auf solche Erfahrungen zurückgreifen kann. | |
Sie haben sogar auf der Straße für verschiedene Theater um Publikum | |
geworben? | |
Das ist richtig. Ich arbeitete oft auf dem Kunst- und Theaterfest der | |
Edinburgh Fringe. Ich verteilte unter anderem Flugblätter für Shows und | |
versuchte auch gleich, die Karten dafür zu verkaufen. Es hilft, wenn man | |
seine Verkaufsstrategie auf die zehn Sekunden minimieren muss, in denen man | |
die Aufmerksamkeit anderer auf den geschäftigen Straßen Edinburghs hat. Das | |
nützt einem dann auch in anderen Situationen. | |
Und ein Beispiel dessen sind die zwei kleinen Paragraphen am Anfang des | |
Textes für die [2][Crowdfunding-Kampagne], wo Sie mit den Worten beginnen: | |
„Lasst uns Griechenland in Ordnung bringen.“ Wie man sich auf so einer | |
Plattform ausdrückt, scheint wohl ebenso wichtig zu sein, wie ihre zehn | |
Sekunden auf der Straße? | |
Ja, am Anfang glaubten viele, dass es sich bei dem Crowdfunding für | |
Griechenland um einen Witz handelte. Aber so eine Sache muss man mit einer | |
gewissen Leichtigkeit angehen, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. | |
Sie meinen als Gegenleistungen eine Postkarte aus Griechenland oder eine | |
Flasche Wein für gespendete Summen in verschiedener Höhe anzubieten? | |
Ja, zum Beispiel. Wenn die Kampagne langweilig gewesen wäre, wäre das | |
Interesse an ihr sicher nicht so groß. Tatsache bei dieser Initiative ist, | |
dass sie mit einem spaßigen Weg verbunden ist, sich für eine Sache zu | |
engagieren, die jedoch einen ernsten Hintergrund hat. In Griechenland | |
kämpfen ganz normale Menschen um ihre Existenz. | |
Wo kommen die Leute her, die bei der Spendenaktion mitmachen? | |
Die Leute kommen aus ganz Europa. Insbesondere Deutsche wollen helfen. | |
Sie sind in Yorkshire aufgewachsen, einer Gegend, die als das Armenhaus | |
Englands gilt, mit den Erfahrungen der niedergeschlagenen Streiks der | |
Bergwerks- und Grubenarbeiter in der vorherigen Generation. Spielte das | |
eine Rolle in ihrer eigenen Identifizierung mit den Griechen? | |
Die Bevölkerung von Yorkshire wurde von der britischen Regierung schlecht | |
behandelt, vor allen in den achtziger Jahren, und das hat man dort bis | |
heute nicht vergessen. Ich glaube, das ist auch der Fall mit den Griechen, | |
die von der europäischen Regierung vergessen wurden. Arbeiter und | |
Arbeitslose leiden am meisten, das war in Yorkshire genau so. | |
Crowdfunding, um ein Land zu retten, mag man als libertäres | |
Wirtschaftsmodell oder als menschennahe, fast autonome ‚Back to the People‘ | |
Bewegung sehen. Wie würden sie es einreihen? | |
Meiner Meinung nach ist es ein „By the People and for the People Modell“. | |
Es besagt, dass es, egal was Politiker machen, Menschen in ganz Europa | |
gibt, die sich für andere einsetzten – in diesem Fall für Griechenland. | |
Sollten sie die 1,6 Milliarden nicht erreichen, werden Sie die Spenden an | |
alle Geber zurückerstatten. Warum haben Sie sich dafür entschieden und | |
spenden nicht die eingeholte Summe, egal wie hoch, an Griechenland? | |
Um ganz ehrlich zu sein, als ich die Kampagne begann, habe ich das nicht | |
als Problem bedacht. Das mag jetzt wie eine verlorene Chance dastehen, aber | |
die rechtlichen Regeln der Indiegogo-Kampagnen setzen fest, dass man die am | |
Anfang festgelegte Strategie später nicht abändern darf. Es wäre jedoch | |
toll, wenn die Leute, die sich bereit erklären, dieser Kampagne | |
beizustehen, auch dann helfen würden, wenn wir die angestrebte Zielsumme | |
nicht erreichen. Ich hoffe, dass wir auf alle Fälle das Bewusstsein zur | |
Krise gewöhnlicher Menschen in Griechenland geweckt haben. | |
Glauben Sie denn, dass Sie die 1,6 Milliarden Hürde erreichen werden? | |
Das würde ich sehr gerne miterleben. An einem Zeitpunkt der Kampagne kam | |
das Geld so schnell auf das Spendenkonto, dass mir Leute auf Twitter | |
mitteilten, dass wir unser Ziel an einem halben Tag erreichen könnten. | |
Leider gibt es auch Zeiten, in denen nicht so viele Menschen spenden. | |
Ihre Kampagne ist ein kleiner Meilenstein in der Geschichte der digitalen | |
Welt und zeigt einen Weg auf, wie man Wirtschaftskrisen lösen könnte. | |
Karrieremäßig machen Sie derzeit aber etwas anderes? | |
Ja, es ist alles ein bisschen verrückt. Ich habe gerade einen neuen Job als | |
Manager einer lokalen Gemeinschaft angefangen, die vermietbare Büroräumen | |
weltweit anbietet. Aber was diese Kampagne betrifft möchte ich betonen, | |
dass Menschen nicht aufgeben sollen, wenn sie versuchen, etwas zu ändern. | |
Statt sich zu fragen, wie sie das Problem alleine lösen können, müssen sie | |
darauf zugehen und es einfach versuchen. Das muss nicht durch Crowdfunding | |
passieren, man kann auch einfach mal kurz den Nachbarn helfen! | |
2 Jul 2015 | |
## LINKS | |
[1] /Crowdfunding-fuer-Griechenland/!5208119/ | |
[2] https://www.indiegogo.com/projects/greek-bailout-fund/x/11272228#/story | |
## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn | |
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