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# taz.de -- Rassismus in den Südstaaten: Und wieder brennen Kirchen
> Seit dem Attentat auf die Emmanuel AME Kirche in Charleston sind
> mindestens sieben schwarze Kirchen in Flammen aufgegangen.
Bild: Die brennende Mount-Zion-Kirche in Greeleyville in South Carolina
NEW YORK taz | Die Trauerfeier für Reverend Daniel Simmons, den letzten der
„Emanuel 9“, war kaum zuende, als am Mittwochabend im 100 Kilometer
nordwestlich gelegenen Greeleyville der Alarm bei der Feuerwehr losging.
Mount Zion, eine ebenfalls zur African Methodist Episcopal-AME- Gruppe
gehörende Kirche, stand in Flammen.
Es war die siebte schwarze Kirche in den Südstaaten der USA – nach anderen
Quellen sogar die achte – die abgebrannt ist, seit am 17. Juni ein weißer
Rassist bei einem Gebet in einer Kirche in Charleston neun schwarze
Gläubige ermordete.
Für die Kirche in Greeleyville ist es es das zweite Großfeuer binnen zwei
Jahrzehnten. Im Jahr 1995 brannte sie schon einmal bis zum Fundament ab.
Damals waren zwei weiße Männer verantwortlich, Mitglieder des rassistischen
Geheimbunds „KKK“ - Ku Klux Klan. Die Tat reihte sich ein in eine Serie von
mehreren Dutzend rassistisch motivierter Kirchenbrände binnen zwei Jahren.
## Erster Racheakt schon 1822
Bei der Einweihung der wiederaufgebauten Kirche brachte Präsident Bill
Clinton 1996 eine Gedenktafel über die Notwendigkeit eines „einigen
Amerikas“ mit. Sie befand sich in der jetzt erneut abgebrannten Kirche.
Schon die Brandserie von Mitte der 90er Jahre war ein Déjà-Vu. Sie
erinnerte sowohl an die Brandanschläge auf schwarze Kirchen während der
Bürgerrechtsbewegung in den 60er Jahren, als auch an die Hunderten – wenn
nicht Tausenden – von schwarzen Kirchen, die während der Sklaverei und
Segregation in Brand gesetzt worden waren.
Eine der ersten davon war die Emanuel AME Kirche in Charleston. Ein weißer
Mob steckte sie 1822 in Brand. Es war ein Racheakt. Einer der
Kirchengründer - der öffentliche gehenkte Denmark Vesey – hatte versucht,
in Charleston einen Sklavenaufstand nach dem Vorbild von Haiti zu
organisieren.
Bei der Serie von Bränden der vergangenen zwei Wochen in Tennessee,
Georgia, North Carolina und South Carolina ist offiziell noch unklar, wer –
oder was - dahinter steckt. Doch während die Ermittler nur von der
Möglichkeit von Brandstiftung und „Hass-Verbrechen“ sprechen, sind
Afro-Amerikaner längst überzeugt, dass es sich um eine Welle von
rassistischen Attentaten handelt. „Schwarze Kirchen brennen und die
Mainstream Medien schweigen“, schreibt der afroamerikanische Aktivist Deray
McKesson, der seit dem Sommer vergangenen Jahres in Ferguson politisch
aktiv ist.
## Demonstration des KKK
Aus Baltimore, wo im Frühling nach dem gewaltsamen Tod von Freddie Gray im
Polizeigewahrsam eine Nacht lang Randale herrschte, merken Aktivisten an,
dass ein ausgebrannter Drogeriemarkt damals durch alle Medien ging, während
die Kirchenbrände allenfalls ein Thema für die hinteren Seiten sind. Wieder
andere Beobachter fragen, was los wäre, wenn in einem muslimischen Land
mehr als ein halbes Dutzend christliche Kirchen brennen würden.
Zugleich nutzen weiße Rassisten das Klima, um ihre Präsenz auszubauen.
Unmittelbar nach dem Massaker nannte der Chef der Rassistenorganisation
„Aryan Nations“, Morris Gulett, den Attentäter ein „Vorbild“ für junge
Leute. Zwei Tage später verteilte der KKK Flugblätter in Briefkästen in
Alabama, Georgia, Mississippi, Kansas, Rhode Island und Kalifornien.
In Alabama stellt eine Fabrik im Akkord Konföderierte Fahnen her. Und für
den 18. Juli rufen die „Loyal White Knights“, die in North Carolina
ansässige größte Gruppe des KKK, zu einer Demonstration vor dem Statehouse
von South Carolina auf. Die Gruppe ist gegen „Nigger, Juden, Drogen,
Homosexuelle, Rassenmischung“. Und sie liebt und verteidigt die
Konföderiertenfahne.
1 Jul 2015
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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