# taz.de -- Kolumne Ich meld mich: Der gute Tourismus | |
> Nach dem Erdbeben in Nepal haben Reiseveranstalter schnell Hilfe | |
> geleistet. Wer ihnen nur strategisches Kalkül unterstellt, liegt falsch. | |
Bild: Wiederaufbau in Nepal. | |
Es darf auch gelobt werden. Nach den Erdbeben in Nepal am 25. April und 12. | |
Mai reagierten Reiseveranstalter, die Kunden in die Himalaja-Region | |
schicken, erfreulich schnell und erfreulich großzügig. Der DAV Summit Club | |
stellte sofort 50.000 Euro zur Verfügung. Wikinger brachte durch einen | |
Wandermarathon 26.000 Euro zusammen. One World Reisen, travel-to-nature, | |
Auf und Davon Reisen und einige andere riefen zu Spenden auf. ASI sammelte | |
65. 000, Hauser Exkursionen gleich stolze 130.000 Euro ein. | |
Inzwischen wurden viele Anstrengungen gebündelt und münden in ein | |
langfristiges Projekt des forum anders reisen. „Neue Energie für Nepal“ | |
heißt es, durchaus im doppelten Sinn. Die Klimaschutzabgabe, die die Firmen | |
und ihre Gäste freiwillig leisten, wird künftig dazu verwandt, | |
Biogasanlagen, Solarkocher und Regentanks für Nepal zu finanzieren. Der | |
österreichische Veranstalter Weltweitwandern gründete für den Wiederaufbau | |
einen eigenen Verein: „Weltweitwandern wirkt!“ | |
Der Tourismus zeigt also seine besseren Seiten. Natürlich müssen die das, | |
kann man behaupten. Natürlich möchten sie auch künftig wieder Gäste an den | |
Everest und auf den Dhaulagiri schicken. Diese Spenden sind Investitionen | |
in die Zukunft des Landes ebenso wie in die der eigenen Firma. Aber wer den | |
Machern nur strategisches Kalkül unterstellt, tut ihnen unrecht. | |
Schon seit Jahrzehnten bauen Veranstalter Krankenstationen auf und | |
unterstützen Kinderheime. Zwischen hiesigen Firmen und nepalesischen | |
Bergführern, Hotelmanagern und Sherpas sind enge, teils herzliche | |
Verbindungen entstanden. Auch viele Reisende wollten nach der Katastrophe | |
spontan für „ihren“ Gästeführer spenden. Will sagen: Der Tourismus ist | |
durchaus imstande, Verbindungen zu schaffen, die halten. | |
Manche Gäste, heißt es, hätten direkt nach dem Erdbeben spontan eine | |
Nepal-Reise für den Herbst gebucht. Aus Solidarität. Weil ohne Tourismus | |
noch weniger geht im Land. Und weil es – schwer auszusprechen in diesem | |
Moment – in Nepal wunderschön ist. | |
20 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Franz Lerchenmüller | |
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