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# taz.de -- US-Tycoon als Präsidentschaftskandidat: Trumps magisches Wunderland
> Die Frisur sitzt, die Fakten – nun ja: Donald Trump bewirbt sich mit
> einer irritierenden Rede ums Weiße Haus. Ein Ausflug in die Trump-Welt.
Bild: Für Amerika kann es nur einen geben, findet Donald Trump.
Verlierer. Die USA sind ein Land voller Verlierer. Die großartige Nation,
Herrscher über die Weltgemeinschaft mit dem stärksten Militär auf dem
ganzen Globus? Alles eine verklärte Erinnerung aus vergangenen Zeiten. Die
USA sind im Begriff, zu sterben. Ein Dritte-Welt-Land mit katastrophaler
Infrastruktur, keinen Jobs und miesen Politikern. Aber die Rettung ist nah
und es kann nur einen geben, der die USA wieder zu dem machen kann, was das
Land sein soll: großartig. Und dieser Mann heißt natürlich Donald Trump.
Wilkommen in der Welt des mächtigen US-Immobilientycoons und
Hobby-Politikers, der am Dienstag nach Jahren der Koketterie [1][seine
Kandidatur als Präsidentschaftsanwärter der Republikaner verkündet hat]. In
seinem 80er-Jahre Kitsch-Protz-Bau Trump Tower in New York. Standesgemäß.
Sobald in den den USA ein Präsidentschaftswahlkampf anstand, wurde sein
Name als potenzieller Kandidat genannt – und Trump spielte mit. Nun will er
richtig mitspielen – und verbindet seine Kandidatur mit einer irritierenden
Rede.
In ihr erzählt Trump die Mär eines Landes am Abgrund. Es ist ein Motiv,
dass die konservativen Republikaner gerne verwenden, um ihren Plänen ein
wenig Glanz zu verleihen. Mit Glanz und Protz kennt Trump sich aus.
Bescheidenheit ist nicht die Sache des Mulitmilliardärs – bescheiden allein
ist lediglich die Frisur des 69-Jährigen, bei der man sich stets fragt,
warum Trump nicht mehr für das schlecht nach vorne gekämmte Toupet
(angeblich ist es natürlich keins) ausgibt.
Nun, das Haar sitzt am Dienstag in New York, die Rede nicht so ganz. Außer,
dass die Pläne von Trump noch ein bisschen größer sind als die seiner
Konkurrenten in der eigenen Partei. Ist klar, mit mehr Geld kann man auch
noch größere magische Wunderländer entwerfen und unter Mr. President Trump
„wird Amerika endlich wieder großartig“. Vermeintlich passend wird zum
Einmarsch deshalb auch Neil Youngs [2][“Rockin‘ in the Free World“]
gespielt. Dumm nur, dass der Songtext eher sozialkritisch ist und mit
Trumps Welt so gar nichts zu tun hat. Sänger Young distanzierte sich auch
sogleich und ließ vermelden, Trump habe nicht die Erlaubnis gehabt, den
Song zu spielen.
Aber in der Rede geht es nun wahrlich nicht um Realitäten. Zurück zu Trumps
Welt also. Der will, so verkündet er, der Job-Präsident der Amerikaner
sein. Mehr Jobs, mehr Geld, mehr Siege. „Wir können keine Siege mehr
feiern“, sagt Trump und verspricht: „Ich schlage China ständig in allem.“
Warum in Tokio keine amerikanischen Autos fahren? Weil die USA im Handel
alles falsch machen. Und an den Grenzen sowieso. Mexiko schickt nur
Kriminelle und Vergewaltiger in die USA – da wird President Trump Grenzen
setzen müssen. Man kann ihn da wörtlich nehmen.
Alle Jobs wandern ins Ausland ab? Macht nichts. Trump kennt sie alle, die
Einflussreichen, die Mächtigen. Ein Anruf, und Ford baut seine
amerikanischen Schlitten wieder in den USA. So funktioniert das bei einem
Mann, der Frauen gerne „Darlin‘“ nennt und dessen Spitzname The Donald ist
– so nannte ihn seine erste Frau einst in einem Interview.
Und The Donald wird es auch mit dem Islamischen Staat im Irak und in Syrien
aufnehmen können. Anderen Republikanern spricht er diese Kompetenz ab (“Sie
wissen noch nicht mal, wie man die Klimaanlage bedient, wie sollen sie ISIS
besiegen?“) und Obama sowieso – dem empfiehlt er, Golf spielen zu gehen.
Gern auch auf einem seiner Plätze. Sind die besten, ist klar.
Eine knappe Stunde lang entwirft Trump erratisch sein Bild eines Amerikas
in neuen Höhen. Höhen, die Amerikaner so nicht sehen. Laut CNN zeigen
Umfragen, dass selbst unter Republikanern die meisten ein negatives Bild
vom 69-Jährigen haben. Für einen echten Entertainment-Moment im aktuellen
Vorwahlkampf der Republikaner hat der aber auf jeden Fall gesorgt. Comedian
und bald Late-Night-Talker Stephen Colbert hat es sich nicht nehmen lassen,
[3][Trumps Rede noch am Abend zu parodieren]. Die Frisur sitzt – und hier
auch die Botschaft: „Ich bin so bewegt von Trumps Wissen.“ Unter dem
Wahlkampfschild „Colbert“ steht: „Shut up, dummy!“ Ironie, wie angenehm.
Donald Trump meint es leider ernst.
17 Jun 2015
## LINKS
[1] /US-Praesidentschaftskandidaten/!5204454
[2] http://www.youtube.com/watch?v=PdiCJUysIT0
[3] http://www.youtube.com/watch?v=OFVC3qYGYiE
## AUTOREN
Rieke Havertz
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