| # taz.de -- US-Präsidentschaftskandidatur: Nun will auch der Kleine ran | |
| > Jeb ist der dritte Bush, der Präsident werden will. Er gilt als | |
| > weitgehend moderat, aber ihm mangelt es an politischen Konturen. | |
| Bild: Der dritte Bush war zweimal Gouverneur in Florida. | |
| NEW YORK taz | Der dritte Bush will ins Weiße Haus. Nach Vater George H. in | |
| den 80ern und nach Bruder George W. im vergangenen Jahrzehnt, glaubt jetzt | |
| Jeb, dass sein Land ihn unbedingt braucht. Seine Kandidatur will der | |
| 62-Jährige heute Nachmittag an einer Universität in Miami öffentlich | |
| machen. Auf seiner Webseite steht bereits seit Sonntag sein Vorname, | |
| gefolgt von einem großen Ausrufungszeichen. Zwei Tage vorher hat der dritte | |
| Bush an derselben Stelle seinem Vater, dem „größten Mann, den ich kennen | |
| gelernt habe“, zum 91. Geburtstag gratuliert. | |
| Vor sechs Monaten, als Jeb Bush Ende vergangenen Jahres ankündigte, er | |
| wolle seine Möglichkeiten, US-Präsident zu werden, „erkunden“, sah er | |
| umgehend aus, wie der stärkste Kandidat der Republikanischen Partei. Er hat | |
| die Unterstützung einer der mächtigsten politischen Familien des Landes – | |
| sein großer Bruder war einer der ersten gewesen, der durchsickern ließ: | |
| „Jeb will Präsident werden.“ | |
| Er hat Zugang zu potenten Geldgebern. Und er schien ein Kompromisskandidat | |
| in einer innerlich vielfach zerrissenen Partei zu sein. Bei den | |
| Republikanern gilt der dritte Bush als „moderat“. Das machte ihn scheinbar | |
| auch für weite Teile des alten Parteiestablishments und für Wähler, die | |
| zwischen der demokratischen und der republikanischen Partei wechseln, | |
| akzeptabel. Darüber, dass sein Nachname ein Handicap sein könnte, dachte | |
| damals bei den Republikanern niemand laut nach. | |
| Seither haben sich die Dinge für den dritten Bush kompliziert. Er musste | |
| öffentlich auf Distanz zu der Kriegspolitik seines großen Bruders gehen. | |
| „Ich wäre 2003 nicht in den Irak gegangen“, beantwortete er nach | |
| mehrtägigem Überlegen eine Frage. Er hatte Ärger in seinem Kampagnenteam, | |
| noch in der vergangenen Woche tauschte er seinen Chef aus. Das dabei | |
| entstandene Vakuum nutzte ein republikanischer Nachwuchspolitiker nach dem | |
| anderen aus, um sich als Kandidat zu outen. Darunter auch ein zweiter | |
| Republikaner aus Florida, der bis dato ein Zögling des dritten Bush gewesen | |
| war: Marco Rubio. | |
| ## Geld ist kein Problem | |
| Um Wahlen in den USA zu gewinnen, sind zwei Ingredienzen nötig: sehr viel | |
| Geld und Stimmen. Dieses Mal ist die Rede von mindestens 2 Milliarden | |
| Dollar für jeden der beiden Kandidaten, die im Sommer des kommenden Jahres | |
| aus den Parteitagen von Demokraten und Republikanern hervorgehen werden. Am | |
| Geld scheint es bei Bush nicht zu hapern. Sein Team will bis zum Ende | |
| dieses Monats seine ersten 100 Millionen zusammen haben. Ein Parteifreund, | |
| der viel von Geld versteht, Mitt Romney, meint, dass Bush wahrscheinlich | |
| doppelt so viel Spenden bekommen könne wie alle anderen republikanischen | |
| Kandidaten zusammen. | |
| Woran es Bush mangelt, sind die politischen Konturen. Die sind in den | |
| Monaten der „Erkundung“ nicht schärfer geworden. Allenfalls leuchten sie | |
| gelegentlich durch. Zum Beispiel an drei Tagen während der vergangenen | |
| Woche, als der dritte Bush Estland, Polen und Deutschland besuchte und dort | |
| ein schärferes Durchgreifen gegen Putin und gegen den IS postulierte. Nun | |
| ist es in den USA für Kandidaten zwar ungeschriebene Pflicht, auch mal ins | |
| Ausland zu reisen. Doch was sie dort sagen, macht zu Hause in der Regel | |
| keine Schlagzeilen. | |
| Der dritte Bush war zweimal Gouverneur in Florida. Seine Staatssekretärin | |
| war zuständig für die umstrittene Stimmauszählung, die 2.000 seinen Bruder | |
| zum US-Präsidenten machte. Der dritte Bush hat in Florida die Todesstrafe | |
| vehement verteidigt, er hat Schulen privatisiert, sich für Exilkubaner | |
| eingesetzt – darunter auch einen inhaftierten Attentäter – und hat Teile | |
| der Gesundheitsversorgung privatisiert. | |
| Doch das sind Dinge, die Demokraten im Wahlkampf gegen ihn nutzen können. | |
| Was die radikale Basis seiner eigenen Partei gegen ihn aufbringt, ist seine | |
| Bereitschaft, das Einwanderungsgesetz zu reformieren. Diese hat er schon | |
| unter der Präsidentschaft seines Bruders George signalisiert. Und das | |
| wiederholt er heute. Das macht ihn eventuell für Latinos wählbar. Doch | |
| Latinos in den USA, die einen Republikaner wählen, sind ziemlich selten. | |
| 14 Jun 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Dorothea Hahn | |
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