Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Aussichten im Post-Streik: Verdi verschärft den Druck
> Eine Streikausweitung soll die Post zwingen, das Vorhaben einer
> Auslagerung von Konzernteilen zu beenden. Die Post will trotz
> Arbeitskampf drei Viertel der Briefe und Pakete zustellen.
Bild: Der Knackpunkt ist das Paketgeschäft: DHL-Zentrum Osnabrück.
Bonn/Berlin dpa | Im Streik bei der Deutschen Post will die Gewerkschaft
Verdi die Muskeln spielen lassen. „Wir legen nach und holen jetzt Tag für
Tag mehr Zusteller in den Arbeitskampf“, sagte die stellvertretende
Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis der Deutschen Presse-Agentur.
Dabei sieht sich die Gewerkschaft auch für länger andauernde Streiks
gewappnet. „Wir brechen keinen Arbeitskampf vom Zaun, wenn wir nicht
wüssten, dass wir ihn finanziell durchstehen könnten“, sagte Kocsis, die
auch stellvertretende Vorsitzende des Post-Aufsichtsrates ist.
Wie lange der Atem in dem Streik reicht – wie gut also die Streikkasse
ausgestattet ist und welche Beträge an Streikende fließen –, wollte sie
nicht sagen. Für jeden Verdi-Mitarbeiter im Ausstand zahlt die Gewerkschaft
eine Unterstützung, aber keinen Lohnausfall.
Dadurch müssen Streikende auch Einkommenseinbußen hinnehmen. Fünf Tage nach
dem Beginn der unbefristeten Ausstände hatten sich am Freitag bei der Post
fast 18.000 Zusteller und Beschäftigte in Briefzentren im Dauerstreik
befunden. Nach Angaben der Post sollen 80 Prozent der 65 Millionen Briefe
und 75 Prozent der 3,5 Millionen Pakete trotz des Streiks zugestellt
werden.
Kocsis machte erneut deutlich, dass Verdi die geplante Auslagerung der
Paketzustellung über die Gründung von 49 regionalen Gesellschaften
rückgängig machen will. Jobs könnten auch im Haustarifvertrag langfristig
gesichert werden. „Wir glauben, dass die Post ein sehr gutes Netz hat“ –
dieses würde sie nun zerschlagen.
## Rein in die Tochtergesellschaft, raus aus dem Haustarif
Die Gründung der Gesellschaften im Paketgeschäft ist der Knackpunkt in dem
Tarifstreit. Die rund 6.000 dort inzwischen fest Beschäftigten werden nicht
nach dem Haustarifvertrag bezahlt, sondern nach den schlechteren
Bedingungen des Speditions- und Logistikgewerbes.
Post-Chef Frank Appel argumentiert, die Gehälter seien im Vergleich zur
Konkurrenz viel zu hoch. Er will das Kostenniveau senken. Gleichzeitig
verspricht Appel, viele neue und unbefristete Jobs in dem Bereich zu
schaffen.
Verdi sei nicht angetreten, um ein Sparpaket der Post umzusetzen, konterte
Kocsis. Vielmehr gehe es jetzt darum, in einem „kerngesunden Unternehmen,
das Milliardengewinne macht“, einen Kompromiss zu finden. Technisch sei die
Rückabwicklung der Auslagerung das kleinste Problem.
Zugleich zeigte sie sich zuversichtlich, dass der Arbeitgeber in der
kommenden Woche auf Verdi zukommen werde. „Wir haben dargelegt, dass wir
kompromissfähig sind“, beteuerte Kocsis. Allein der Verzicht auf eine
lineare Gehaltserhöhung in diesem Jahr würde der Post auf zehn Jahre
gerechnet 1,2 Milliarden Euro an Einsparungen bringen.
13 Jun 2015
## TAGS
Post
Streik
Logistik
Verdi
Streik
Deutsche Post
Deutsche Post
Verdi
Post AG
Poststreik
Deutsche Post
Verdi
## ARTIKEL ZUM THEMA
Der Poststreik geht in die dritte Woche: „Täglich wächst der Druck“
Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis wirft der Arbeitgeberseite vor,
ausschließlich Kapitalmarktinteressen zu bedienen.
Umstrukturierungen bei der Post: Goldene Zeiten
Outsourcing und Lohnsenkungen: So will Vorstandschef Frank Appel den Gewinn
seines Konzerns von drei auf fünf Milliarden steigern.
Poststreik und keine Ende in Sicht: Ausgeliefert
Seit aus der Post ein DAX-Unternehmen geworden ist, hat sich nicht nur der
Ton geändert. Drei Briefträgerinnen erzählen über die Angst um ihren Job.
Poststreik in Deutschland: Besser mal auf Email umsteigen
Der Streik bei der Deutschen Post läuft weiter und droht, nächste Woche
noch fortgesetzt werden. Konkurrenten im Briefdienst hoffen auf bessere
Geschäfte.
Kommentar Poststreik: Die Bürde der Boten
Verdi nutzt seine Streikmacht, doch es bleibt ein reiner Abwehrkampf.
Entscheidend wäre, den Druck auf die Post-Konkurrenz zu erhöhen.
Dumpinglöhne der Paketzusteller: Bis zu fünf Euro weniger Lohn
Die Post will Paketzusteller in Tochterunternehmen ausgliedern und lehnt
eine Schlichtung ab. Hoch sind die Löhne ohnehin nicht.
Unbefristeter Streik bei der Post: Appel wirft Verdi Eigeninteresse vor
Die Forderungen der Gewerkschaft Verdi seien „kein Beitrag zur Lösung
unseres Kernproblems“, findet Post-Chef Appel. Gestreikt wird seit Montag
ohne Frist.
Kommentar Verdi: Streiken aus reiner Verzweiflung
Schlichtung im Kitastreik, bald Streik bei der Post – Verdi gibt sich
kämpferisch. Das sieht stark aus, ist aber in Wahrheit schiere
Verzweiflung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.