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# taz.de -- Kommentar Poststreik: Die Bürde der Boten
> Verdi nutzt seine Streikmacht, doch es bleibt ein reiner Abwehrkampf.
> Entscheidend wäre, den Druck auf die Post-Konkurrenz zu erhöhen.
Bild: Streikwestenästhetik, diesmal in gelb.
Es ist so einfach, und es ist zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich: Ein
paar Klicks am heimischen oder mobilen Rechner – und schon kommen, sofern
das nötige Geld verfügbar ist, die bestellten Waren per Paket nach Hause.
Während aber immer mehr Konsumenten zumindest bei einigen Produkten wie
Lebensmitteln und Kleidung fragen, zu welchen Bedingungen sie hergestellt
werden, so sind ihnen Versand und Auslieferung herzlich egal. Hauptsache
schnell.
Insofern ist der Streik bei der Post zu begrüßen, zeigt er doch: Es sind
Menschen, die Pakete und Briefe tagtäglich ausliefern. Und: Sie wollen
anständig bezahlt werden, weil sie und ihre Familien ein gutes Leben führen
wollen.
Das ist in der boomenden und weitgehend deregulierten Branche häufig nicht
der Fall: Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten, Befristungen,
Scheinselbständigkeiten prägen das Bild. Den Beschäftigten bei der Post
geht es dabei noch vergleichsweise gut – aber sie spüren wachsenden Druck.
Um hochprofitabel zu sein, will das Unternehmen, an dem der Bund beteiligt
ist, die Löhne für Paketzusteller deutlich senken – durch Auslagerungen.
Dass dies die Gewerkschaft Verdi nicht einfach hinnehmen kann, ist
verständlich. Sie nutzt ihre Streikmacht im Briefdienst, um beim
Paketdienst Leitplanken zu setzen. Dennoch bleibt es ein reiner
Abwehrkampf; Verbesserungen sind angesichts der Billigkonkurrenz kaum
durchzusetzen. Das wäre entscheidend: Wenn Verdi bei den Post-Konkurrenten
und im Versandhandel das Lohndumping beendete, wäre auch der Druck auf die
Post-Beschäftigten nicht so groß.
Mag sein, dass die Paketzustellung dadurch ein paar Cent teurer würde. Aber
das wäre zumutbar: Wer sich Technik und Infrastruktur für die
Internet-Bestellerei leistet, darf auch mal an die Bürde der Boten denken.
9 Jun 2015
## AUTOREN
Richard Rother
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Post AG
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Verdi
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