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# taz.de -- Kommentar Blatter-Rücktritt: Der Unabwählbare gibt auf
> Das System Sepp Blatter ist entlarvt worden. Das darf man feiern. Doch
> jetzt muss aufgearbeitet werden. Die Fifa ist noch lange nicht gerettet.
Bild: Wegschauen und ignorieren ging dann doch nicht mehr: Sepp Blatter hat auf…
Vier Jahre wollte er noch im Amt bleiben, vier Tage hat er durchgehalten.
Sepp Blatter ist am Ende. [1][Er hat seinen Rücktritt vom Amt der
Fifa-Präsidenten verkündet] und ein kollektives Aufatmen ist durch die
Fußballwelt gegangen. Der Unabwählbare hat keine Woche, nachdem er sich vom
Fifa-Kongress für eine neue Amtszeit hat wählen lassen, aufgeben. [2][Via
Twitter] schwappte eine Welle des Danks über den Planeten.
Es war ein erbärmlicher Auftritt, den der Schweizer Uraltfunktionär am
Dienstagabend kurz vor sieben Uhr vor den kurzfristig zusammengetrommelten
Sportberichterstattern in Zürich hingelegt hat. Es war der Auftritt eines
Mannes, der längst auf der Flucht ist. Bis Montagabend hatte er vielleicht
noch geglaubt, er könne durchkommen mit seiner Behauptung, er selbst sei
doch gar nicht korrupt und könne sich doch nicht um jeden bestechlichen
Funktionär auf dem Erdball kümmern. Jetzt ist sein System aufgeflogen.
Es war ein System, für das man das Wort Gemeinwohl-Washing erfinden könnte.
Die finsteren Geldflüsse wurden getarnt als Leistungen für die
fußballerische Entwicklungshilfe und waren doch nichts anders als ein
gigantisches Stimmenkauf- und Bestechungsprogramm.
Die 10-Millionen-Dollar-Zahlung von Südafrika, die die Fifa an Jack Warner,
den damaligen Chef des Nord- und Mittelamerikanischen Fußballverbandes
weitergeleitet hat, sollten angeblich der Unterstützung der afrikanischen
Fußballdiaspora in Mittelamerika dienen. Die Zahlung ist ein zentraler
Punkt in dem Untersuchungsbericht der US-Justizbehörden, der zur Verhaftung
von sieben Fifa-Funktionären am vergangenen Mittwoch geführt hat. Das
System Blatter ist entlarvt. Dass der Mann aus dem Wallis nun selbst ins
Fadenkreuz der Ermittler des FBI geraten ist, wird darüber beinahe schon
zur Nebensache.
## Lebenslanger Bann für Korruption
Wer auch immer Blatter im Amt des Fifa-Präsidenten nachfolgen wird, er muss
mit diesem verlogenen System Schluss machen. Er muss bereit sein, all
diejenigen, die bis dato geschmiert haben oder sich haben schmieren lassen,
aus der Fifa zu verbannen. Nicht für ein Jährchen oder drei Jahre, wie das
schon einmal praktiziert wurde. Der Bann muss lebenslang gelten.
Alle Papiere, die sich in den Büros der Fifa finden lassen, müssen auf den
Tisch, so dass endlich auch Klarheit darüber hergestellt werden kann, wie
das WM-Turnier 2006 nach Deutschland gekommen ist. Und endlich sollten
Regularien ersonnen werden, die sicherstellen, dass WM-Stradien nicht von
Sträflingen oder Sklaven errichtet werden. Und dann muss …
Moment. Werden diejenigen, die bis dato von den Zahlungen aus dem prall
gefüllten Fifa-Topf profitiert haben, jemanden ins Amt wählen, der den
Geldhahn erst einmal zudrehen will? Nein, einfach wird die große
Fifa-Reform gewiss nicht. Ebenso schwer wird es, Russland und Katar ihre
gekauften WM-Turniere wieder abzunehmen. Wird sich ein Kandidat finden, der
das wirklich will?
Sepp Blatter ist weg. Das darf man feiern. Die Fifa aber ist noch lange
nicht gerettet. Das Spiel läuft.
3 Jun 2015
## LINKS
[1] /Nach-Korruptionsskandal-bei-der-Fifa/!5202190
[2] http://twitter.com/search?q=%23Blatter&src=tyah
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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Fußball
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Schwerpunkt Korruption
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