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# taz.de -- Reaktionen auf Blatters Rücktritt: Erleichterung und Freude
> Weltweit wird der überraschende Rücktritt von Fifa-Boss Blatter begrüßt.
> Das FBI hat wohl Ermittlungen gegen ihn aufgenommen.
Bild: Blatter bei einem Besuch in „Soccer City“ in Südafrika 2008
Zürich dpa | Die Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Joseph Blatter
hat in der Fußball-Welt und sogar der hohen Politik förmlich einen
Stoßseufzer der Erleichterung ausgelöst. Doch die Motive für den
plötzlichen freiwilligen Abschied des kritisierten Dauerregenten im
skandalumtosten Weltverband scheinen trotz des zehn Absätze langen
Statements des 79-Jährigen weiter nicht einwandfrei geklärt.
[1][Berichte der Zeitung] New York Times und des Senders ABC legen den
Schluss nahe, dass Blatter nur auf juristischen Druck – und eventuell sogar
in einer Kurzschlussreaktion agiert haben könnte. Das FBI soll auch gegen
ihn ermittelt haben. Das berichtete am Dienstag die New York Times unter
Berufung auf Ermittler. Die Zeitung hatte in der Vorwoche die Verhaftungen
von führenden Fußball-Funktionären als erste publik gemacht und den Anstoß
zur neuen Eskalationsstufe der massiven Fifa-Glaubwürdigkeitskrise kurz vor
Blatters dennoch geglückter Wiederwahl am Freitag gegeben.
Auch der US-Fernsehsender ABC hat die – sofern korrekt – für Blatter
verheerenden Informationen und beruft sich auf Personen, die mit dem Fall
vertraut seien. Einzelheiten, was die Ermittlungen ergeben haben oder ob
sie andauern, wurden nicht bekannt. Das FBI weigerte sich die Berichte zu
kommentieren. Doch sogar aus dem Blatter-Umfeld kommen Andeutungen. Die
amerikanische Nachrichtenagentur AP zitierte dessen langjährigen Freund,
Walter Gagg: “Ich hatte ein sehr gutes Treffen mit ihm heute früh. Dann
kamen die anderen Informationen aus den USA mit diesem und jenem.“ Ein
weiteres Indiz für unangenehme Nachrichten aus Amerika für Blatter.
Blatter selbst hatte seine Demission so begründet: „Meine tiefe Fürsorge
für die Fifa und ihre Interessen, die mir sehr am Herzen liegen, haben mich
zu dieser Entscheidung bewegt.“ Seine Tochter Corinne gab sich beim
britischen Sender BBC als treibende Kraft für die Meinungsänderung aus –
als Selbstschutz für ihren Vater.
Im skandalumtosten Fußball-Weltverband beginnen am Tag nach dem
sensationellen Schritt die keineswegs leichten Weichenstellung für die
Zukunft. Denn ohne Blatter steht die Fifa vor einer Zäsur, die der
scheidende Chef selbst noch einmal dramatisierte. Mit einem
Vorschlagskatalog für Reformen, die er selbst in 17 Jahren Regentschaft
entweder nicht anfasste oder nicht durchsetzte, hinterlässt Blatter seinem
Nachfolger innerhalb der Fifa-Strukturen ein ungeheuer schweres Erbe voller
Konfliktpotenzial.
Ein kleineres Exekutivkomitee (Exko), statt eines größeren, wie es Blatter
noch am Wochenende wollte. Eine Wahl der Exko-Mitglieder durch den
Kongress, statt durch die Konföderationen. Ein ethischer Eignungstest der
Kandidaten durch die Fifa statt die Kontinentalverbände. Und zu guter
Letzt: Eine Amtszeitbeschränkung für Exko-Mitglieder und den Präsidenten.
Nie wieder würde ein FIFA-Präsident mit der Macht regieren können, wie es
Blatter tat.
Die Spekulationen, wer dieses Erbe antreten könnte waren sofort im Gange.
Michel Platini, Blatters Rivale der vergangenen Monate ist ebenso
reflexartig dabei wie der am Freitag besiegte Prinz Ali bin al-Hussein, der
schon seine erneute Bewerbung in Erwägung zog. Der kurz vor der Wahl nicht
angetretene Michael van Praag hält sich zunächst alles offen. Weiterer
potenzieller Kandidat wären Ahmad al Fahad al Sabah aus Kuwait – ein mit
allen Machtmitteln ausgerüsteter Funktionär, der auch IOC-Präsident Thomas
Bach ins Amt half. Gewählt werden soll der neuen Fifa-Boss bei einem
außerordentlichen Kongress, offenbar nicht vor Dezember.
Im deutschen Fußball gab es über die Notwendigkeit eines Neuanfangs keine
zwei Meinungen. „Dies ist ein guter Tag für den Weltfußball“, sagte
Ligapräsident Reinhard Rauball. DFB-Boss Wolfgang Niersbach, der als
Exko-Mitglied nun nicht mehr in der Bredouille steckt, unter Blatter dem
Gremium gar nicht angehören zu wollen, sagte: “Das ist die Entscheidung,
die absolut richtig ist, die überfällig ist.“ Sogar Bundesaußenminister
Frank-Walter Steinmeier äußerte sich erleichtert: “Ich habe gesagt, es ist
ein Neuanfang notwendig, wenn der Fußball und die Fußballbegeisterung
überleben sollen.“
3 Jun 2015
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[1] http://www.nytimes.com/2015/06/03/sports/soccer/sepp-blatter-to-resign-as-f…
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