| # taz.de -- Unabhängiges Onlinemagazin aus Kuba: Gegen alle Blockaden | |
| > Keine Pressefreiheit, kaum Internet: Und doch berichtet die | |
| > Online-Zeitung „14ymedio“ seit einem Jahr aus Kuba. Ein Treffen mit dem | |
| > Redaktionsleiter. | |
| Bild: Redaktionsleiter Reinaldo Escobar. | |
| HAVANNA taz | Eine Webseite mit aktuellen Berichten, kritischen Analysen | |
| und Reportagen. Hierzulande nichts Besonderes – in Kuba schon. Deshalb | |
| bekam [1][14ymedio] auch viel Aufmerksamkeit, als die Seite am 21. Mai 2014 | |
| [2][online ging]. Auf den Weg gebracht von Yoáni Sánchez, die sich als | |
| Bloggerin nicht nur weltweit viele Fans und Preise erschrieben hat – | |
| sondern auch viele Feinde. | |
| Der Redaktionsleiter heißt Reinaldo Escobar. 67 Jahre ist er alt, hat | |
| lockiges Haar, ein kantiges Gesicht. Fast 20 Jahre hat er in Staatsmedien | |
| gearbeitet, bis er 1988 rausflog. Sánchez hat ihn dann zum Bloggen | |
| gebracht, privat sind die beiden seit mehr als 20 Jahren ein Paar. Escobar | |
| hat für das Gespräch ein Café im Stadtteil Vedado ausgesucht. Ihre | |
| Redaktionsräume seien für ausländische Journalisten tabu. Aus | |
| Sicherheitsgründen, wie er erklärt, aber vor allem, weil sie mit einer | |
| Homestory die Regierung wohl unnötig provozieren würden. | |
| Für das erste Jahr zieht Escobar eine positive Bilanz. „Wir dachten, dass | |
| es schwieriger werden würde“, sagt er. Das heißt natürlich nicht, dass | |
| alles einfach wäre. Im Gegenteil. | |
| Schon bevor es losging, seien potenzielle Mistreiter von der | |
| Staatssicherheit bedroht worden, berichtet Escobar. Einige hätten es dann | |
| sein lassen. Knapp ein Dutzend regelmäßige MitarbeiterInnen hat die | |
| Online-Zeitung heute. | |
| ## Steckt die CIA dahinter? | |
| Ihr Hauptproblem: 14ymedio ist in Kuba blockiert. Wer die Seite aufrufen | |
| will, bekommt eine Fehlermeldung, nur indirekt über einen [3][Proxy] oder | |
| [4][VPN-Tunnel] kann man sie lesen. Doch zumindest können sie auch ohne | |
| teuren Internetzugang ganz gut arbeiten. Denn inzwischen lassen sich | |
| E-Mails vom Handy aus verschicken. Kollegen im Ausland stellen die Artikel | |
| dann online, zuletzt auch Sánchez selbst, die mit einem Stipendium in den | |
| USA weilte. | |
| Die Verbindungen ins Ausland sind für manche Gegner schon Beleg genug, dass | |
| nur die CIA dahinterstecken kann. Escobar kann diesen Vorwurf nicht mehr | |
| hören. „Wir hängen weder von irgendeiner Regierung ab noch von Geldern | |
| einer anderen ausländischen Organisation“, sagt er. Hinter 14ymedio steckt | |
| ein Unternehmen, das in Spanien registriert ist. Geschäftsleute, die an das | |
| Projekt glauben, hätten investiert, erklärt Escobar. | |
| Die Organisation Reporter ohne Grenzen führt Kuba auf der Rangliste der | |
| Pressefreiheit [5][auf Platz 169 von 180 Ländern]. Zwar erlaube sich nun | |
| auch die offizielle Presse etwas mehr Kritik, sagt Escobar, aber zwei Dinge | |
| dürften nie infrage gestellt werden: Die Legitimation der Machthabenden, | |
| sprich der Castro-Brüder, und die Lebensfähigkeit des Systems. „Dieses Feld | |
| haben wir ganz für uns.“ | |
| Zu offiziellen Pressekonferenzen können sie sich nicht akkreditieren. „Aber | |
| wir können Leute aus der Opposition interviewen oder aus der | |
| Zivilgesellschaft“, sagt Escobar. Das sei doch viel interessanter für die | |
| Leser. Sie schreiben für Kubaner, das sei ihnen wichtig. Es geht zwar auch | |
| um Weltpolitik, aber eben auch um Unfälle, die Versorgung mit Lebensmitteln | |
| und kaputte Klettergerüste auf einem Spielplatz. Aber wie viele der | |
| durchschnittlich 15.000 Leser am Tag sind überhaupt aus Kuba? | |
| ## Die Offline-Version als PDF-Datei | |
| Das lässt sich nicht sagen, denn mit einer kubanischen IP-Adresse kann man | |
| die Seite ja nicht besuchen. Allzu viele dürften es nicht sein, so sieht es | |
| Escobar, denn wer benutzt schon dafür seine wertvolle Onlinezeit? | |
| Manche Leser erreichen sie mit einer Offline-Version als PDF-Datei. Ein | |
| verbesserter Internetzugang ist einer der Punkte, auf den sich die USA und | |
| Kuba geeinigt haben. Aber ob dann 14ymedio frei zugänglich sein wird? Das | |
| lässt sich bezweifeln. Als vor ein paar Wochen ein neues Blogportal | |
| gestartet wurde, hieß es, es stünde allen offen. Die 14ymedio-Macher | |
| öffneten einen Account und kopierten Artikel von ihrer Seite hinein. Nach | |
| ein paar Tagen war alles gelöscht. | |
| 21 May 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.14ymedio.com/ | |
| [2] /Unabhaengige-kubanische-News-Website/!138991/ | |
| [3] http://de.wikipedia.org/wiki/Proxy_(Rechnernetz) | |
| [4] http://de.wikipedia.org/wiki/Virtual_Private_Network | |
| [5] http://www.reporter-ohne-grenzen.de/kuba/ | |
| ## AUTOREN | |
| Sebastian Erb | |
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