# taz.de -- Nach dem 1. Mai in Berlin: Haftbefehl wegen Mordversuchs | |
> Staatsanwaltschaft wirft vier Männern Mordversuch an Polizisten vor. Sie | |
> sollen Brandsätze geworfen haben. Die Übergriffe überschatten den | |
> Gesamteindruck des Abends. | |
Bild: Das alljährliche Symbolbild: Stein mit Polizisten in Kreuzberg am Abend … | |
Schwere Vorwürfe erhebt die Staatsanwaltschaft gegen einzelne Teilnehmer | |
der Mai-Randale. Vier Personen wurden wegen versuchten Mords an Polizisten | |
festgenommen. Insgesamt 59 Haftbefehle sind laut Staatsanwaltschaft bis | |
Sonntag nachmittag erlassen worden. 23 Beschuldigte saßen in | |
Untersuchungshaft. | |
Am Abend des 1. Mai gegen 21.45 Uhr war am Kottbusser Tor eine Frau von | |
einem Molotow-Cocktail getroffen worden. Sie musste laut im Internet | |
verbreiteten Augenzeugenberichten von Umstehenden gelöscht werden. Über den | |
Gesundheitszustand der Frau konnte die Polizei am Sonntag keine Angaben | |
machen. Der Brandsatz hatte offenbar zwei Polizisten zum Ziel gehabt, diese | |
aber verfehlt. Ein Jugendlicher und ein Heranwachsender seien als Täter | |
zeitnah vor Ort festgenommen worden, berichtete am Sonntag der Sprecher der | |
Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald. Den gezielten Wurf auf die Beamten | |
werten die Juristen als Mordversuch. Da die beiden stattdessen die | |
Passantin getroffen haben, müssen sie sich auch wegen fahrlässiger | |
Körperverletzung verantworten. | |
Wegen Mordversuch wurden nach einer ähnlichen Tat auch zwei weitere Männer | |
inhaftiert. Sie sollen gegen 0.35 Uhr in der Adalbertstraße einen Brandsatz | |
auf Polizisten geworfen haben. Das Benzin sei jedoch vor den Beamten zu | |
Boden gefallen, so Grunwald. Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte | |
berichtet, dass gegen 1.35 Uhr vom Balkon des Hauses über der | |
Adalbertstraße eine brennbare Flüssigkeit auf drei Beamte geschüttet worden | |
sei. Diese hätten kurzzeitig Feuer gefangen, seien aber unverletzt | |
geblieben. Unklar war am Sonntag, ob es sich dabei um verschiedene Taten | |
handelt. | |
Bereits im Verlauf der um 18 Uhr gestarteten "revolutionären | |
Mai-Demonstration" waren zwei Autos der Verkehrspolizei attackiert worden. | |
Vermutlich weil die Route kurzfristig geändert wurde, war ein Polizei-Pkw | |
auf der Wiener Straße zwischen die Demonstranten geraten. Laut Augenzeugen | |
wurde er von einem Mann mit einem Baseballschläger angegriffen. Der Beamte | |
darin erlitt einen Schock. | |
Die Heftigkeit dieser Übergriffe verzerrt den Gesamteindruck des Abends. | |
Die rund 35.000 Besucher des MyFestes in Kreuzberg hatten bis Mitternacht | |
friedlich gefeiert. Selbst kleinere Feuer auf der Adalbertstraße führten | |
zunächst nicht zu einer Eskalation. Erst gegen Mitternacht war die Polizei | |
unter Einsatz von Tränengas tiefer auf das Festareal vorgedrungen. Es | |
folgten die üblichen Volksfestscharmützel. | |
Von den Teilnehmern der revolutionären Mai-Demonstration war da schon lange | |
nichts mehr zu sehen gewesen. Anders als in den Vorjahren waren aus dem um | |
18 Uhr gestarteten Protestzug bereits nach wenigen Metern Polizisten mit | |
Steinen attackiert worden. Nach mehreren Eskalationsversuchen war die Demo | |
gegen 21 Uhr vorzeitig am Kottbusser Tor beendet worden. Auch hier kam es | |
zu Auseinandersetzungen. Die Heftigkeit stundenlanger Straßenschlachten, | |
die einst am 1. Mai üblich waren, hatten sie jedoch nicht. | |
4 May 2009 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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